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AUA-Abschied von der Börse

Die Deutsche Lufthansa hat die Österreich-Tochter Austrian Airlines (AUA) von der Börse genommen. Nachdem Mitte Dezember in einer Sonder-Hauptversammlung der Weg freigemacht worden war, die restlichen Streubesitzaktionäre abzufinden, war das Delisting nur mehr eine Frage der Zeit. Heute, Donnerstag, früh wurde der Handel in AUA-Aktien ausgesetzt.
Im Juni 1988 war die AUA mit dem Verkauf von 25 Prozent des Aktienkapitals an die Börse gebracht worden. Dann sank der Staatsanteil auf rund 40 Prozent. Nach einem Nervenkrieg um EU-Genehmigungen gehört die schwer defizitäre AUA seit September 2009 Lufthansa. Der Streubesitz (am Schluss nur noch 3,9 Mio. Aktien) wurde mit 50 Cent je Aktie zwangsabgefunden.

Die AUA-Aktie schloss am gestrigen Mittwoch mit 1,89 Euro.

Nachdem die Zwangsabspaltung des AUA-Streubesitzes nun “amtlich” und die AUA-Aktie an der Börse Geschichte ist, wetzen streitbare Investoren und Anlegerschützer die Messer. Jetzt geht der Streit um die Höhe der Abfindung los. Der Investor Alexander Proschofsky kündigte am Donnerstag an, in zwei Wochen eine gerichtliche Überprüfung des Abfindungspreises beantragen zu wollen. “Nicht nur ich, 20 andere auch”, sagte Proschofsky zur APA.

Auch der Interessensverband für Anleger (IVA) um Wilhelm Rasinger beantragt eine Überprüfung. Dafür habe man einen Monat Zeit. Rasinger stellt sich auf ein mehrjähriges Verfahren ein. Bei VA Tech etwa habe das fünf Jahre gedauert. “Wir haben es auf der anderen Seite mit der Kanzlei Freshfields mit juristischen Hardlinern zu tun”, sagte Rasinger zur APA.

Ein Verfahren zur gerichtlichen Überprüfung der Angemessenheit eines Abfindungspreises kann, mit Nachfristen, erst ab Eintragung des Squeeze-out beim Firmenbuchgericht und in der Ediktedatei eingeleitet werden.

Proschofsky sagte, er habe keine Anfechtungsklage gegen die Dezember-Hauptversammlung eingebracht, es sei ihm recht, dass das Preis-Verfahren nun rasch beginnen könne.

Die kritischen Anleger wollen mit allen juristischen Mitteln mehr herausschlagen. Die gebotenen 50 Cent sind Proschofksy zumindest um das Neunfache zu wenig. Als “Untergrenze” verlangt er jene 4,49 Euro je Aktie, die im allgemeinen Übernahmeangebot gezahlt worden sind. Proschofksy glaubt, “dass wir ausgesprochen gute Karten haben.”

Rasinger will “im Vergleichsweg in die Nähe von 4,49 Euro kommen”, wie er heute deponierte. Er habe mit einem Abschlag gerechnet, aber 90 Prozent seien doch “zu keck”.

Jenen AUA-Kleinaktionären, die das Angebot der Deutschen um 4,49 Euro je Aktie nicht angenommen haben – bot die Lufthansa nur mehr 50 Cent Cash-Abfindung je Aktie. Was schon zur Eröffnung der Zwangsabfindung für helle Empörung gesorgt hatte. Binnen weniger Wochen habe sich die Lage der Airline nicht in diesem Maß verschlechtert, argumentieren die Kritiker. Bewertungen und Gutachten, mit denen die Lufthansa ihre 50 Cent untermauert hat, wurden von den rebellischen Investoren in Zweifel gezogen.

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