Arzneimittel im Wert von 73 Mio. Euro sichergestellt: Mehr als 660 Festnahmen

Im Kampf gegen illegalen Handel mit Medikamenten und Doping-Substanzen haben europäische Ermittler 25 kriminelle Banden ausgehoben. 667 Personen wurden festgenommen, teilte die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag mit. Arzneimittel im Wert von rund 73 Millionen Euro wurden sichergestellt und ganze Berge gefälschter medizinische Hilfsmittel und Präparate im Kampf gegen Covid-19, wie Gesichtsmasken, Corona-Tests und Desinfektionsgels, eingezogen.
Kriminelle nutzen Ängste der Menschen aus
Die Coronakrise habe gezeigt, dass die Kriminellen nicht davor zurückschreckten, die Ängste der Menschen auszunützen, sagte Catherine De Bolle, Direktorin des europäischen Polizeiamtes. Allein im Zusammenhang mit Covid-19 wurden fast 33 Millionen Medizinprodukte wie Gesichtsmasken, Tests oder Diagnosekits sichergestellt, weiters acht Tonnen Rohmaterialien, Chemikalien und Viruzide sowie 70.000 Liter Handdesinfektionsmittel.
Die Ermittler entdeckten weiters große Mengen an illegalen und oft gefälschten Medikamenten sowie Tonnen chemischer Substanzen. Dazu gehörten nach Angaben von Europol Krebsmedikamente, Arzneimittel gegen Erektionsstörungen, Schmerz- und Verhütungsmittel sowie Antibiotika. Die Banden hätten auch Aufputschmittel und Hormonpräparate hergestellt und gehandelt. Zehn geheime Labors wurden ausgehoben und über 450 Websites geschlossen, auf denen die Präparate angeboten worden waren. Europol warnte vor erheblichen Gesundheitsschäden durch gefälschte Mittel.
"Operation Shield": Polizeibehörden aus 27 Ländern beteiligt
Die "Operation Shield" lief von März bis September und wurde von Ermittlern aus Finnland, Frankreich, Griechenland und Italien geleitet. Polizeibehörden aus insgesamt 27 Ländern waren beteiligt. Auch Österreich war in die Operation miteinbezogen, Details dazu lagen zunächst nicht vor.
Der Handel und die Produktion von Medikamenten, Betäubungsmitteln und Anabolen Steroiden seien ein wachsender Trend, hieß es in einem Bericht der Polizeibehörde. "Der Handel von Arzneimitteln ist weltweit ein zunehmendes Phänomen." Das organisierte Verbrechen sei immer stärker in diesem Bereich aktiv, in dem hohe Profite erzielt werden könnten - bei relativ geringem Risiko, entdeckt zu werden. Neuere Entwicklungen seien der Schmuggel von Medikamenten gegen Epilepsie sowie von synthetischen Opioiden wie Fentanyl. Asien sei weiterhin die Hauptquelle für die Rohmaterialien von illegalen Arzneimitteln und Anabolika.
Außerdem werde der Markt für geschmuggelte und gefälschte Präparate größer, so Europol. "Der Missbrauch von Medikamenten wird immer mehr zur Gewohnheit." Konsumenten schluckten oder spritzten sich Mittel ohne ärztliches Rezept, um Leistungen zu erhöhen, oder als Party-Droge.
(APA/Red)