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Arbeiterkammer kritisiert unbezahlte Überstunden

©ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine GeschŠftsfrau telefoniert, wŠhrend sie am Computer arbeitet, aufgenommen am 01.09.2009 in Frankfurt (Oder). Foto: Patrick Pleul (zu dpa-Serie ÇManagerinnen-Initiative: In AufsichtsrŠten fehlen 258 FrauenÈ vom 24.11.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Arbeiterkammer Oberösterreich kritisiert die hohe Zahl unbezahlter Überstunden. Jede fünfte Überstunde werde nicht bezahlt, den Beschäftigten sei dadurch rund eine Mrd. Euro vorenthalten worden, schätzt die AKOÖ auf Basis von Zahlen der Statistik Austria.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) hält dem Umfragen entgegen, wonach der Großteil der Arbeitnehmer mit der Überstundenlage zufrieden sei.

45 Millionen Arbeitsstunden seien als Überstunden nicht bezahlt worden, heißt es in einer Aussendung der AKOÖ. Präsident Johann Kalliauer fordert einen 100-prozentigen Strafzuschlag für nichtbezahlte Über- und Mehrstunden sowie die monatliche Vorlage von Arbeitszeitaufzeichnungen, um künftig die Nicht-Auszahlung zu unterbinden. Firmen sollen beweisen müssen, dass Forderungen von Arbeitnehmern zu Unrecht bestehen. Systematisch falsche Arbeitszeitaufzeichnungen sollten ein Straftatbestand werden. Schließlich sollten auch bei Teilzeit die gleichen Zuschläge für Mehrarbeit wie bei Vollzeit gelten.

Arbeitnehmer oft vertröstet

Oft würden Arbeitnehmer so lange vertröstet, bis die Ansprüche verfallen sind, Betroffene würden sich aus Angst um den Arbeitsplatz nicht trauen, ihre Ansprüche einzufordern, heißt es in der AK-Aussendung. Teilweise würden auch gewisse Arbeitszeiten nicht anerkannt oder Aufzeichnungen gefälscht.

Martin Gleitsmann, Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), weist die Vorwürfe zurück und beruft sich auf eine Market-Umfrage, wonach 83 Prozent der Befragten angeben, dass Überstunden immer korrekt abgerechnet würden. Auch seien 77 Prozent der Arbeitnehmer mit ihrem Ausmaß an Überstunden zufrieden, 8 Prozent wollten mehr und 15 Prozent weniger machen. “Es ist faktisch falsch, wenn aufgrund einzelner schwarzer Schafe die ganze Wirtschaft verunglimpft wird”, so Gleitsmann in einer Aussendung.

Erzieher und Lehrer oft betroffen

Außerdem bezweifelt Gleitsmann die Zahlenbasis: Zwar wurden 2017 45,3 Millionen Überstunden als unbezahlt ausgegeben, aber dabei würden Überstunden, die durch Zeitausgleich oder pauschal abgegolten werden, oftmals als “nicht bezahlt” deklariert. Den höchsten Anteil unbezahlter Überstunden leisteten Führungskräfte und akademische Berufe, bei denen Pauschalvergütungen besonders häufig seien. Außerdem weise der öffentliche Bereich Erziehung und Unterricht bei weitem die meisten als unbezahlt deklarierten Überstunden auf – über ein Viertel entfallen auf diesen Sektor, argumentiert Gleitsmann. Schon jetzt drohten Strafen von bis zu 10.000 Euro, in vielen Fällen sogar 20.000 Euro je Arbeitnehmer.

Laut Statistik Austria haben 663.100 Beschäftigte im Vorjahr regelmäßig Über- und Mehrstunden geleistet, in Summe fielen rund 250 Millionen Überstunden an. 45,3 Mio. wurden nicht bezahlt. 120.000 Personen hätten dadurch rund eine Milliarde Euro verloren, hat auf dieser Basis die AK berechnet. Allerdings hat es einen spürbaren Rückgang gegeben: 2007 seien noch 375 Millionen Überstunden geleistet worden, 2012 seien 66,9 Millionen Überstunden nicht bezahlt worden, hebt die WKÖ hervor.

(APA)

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