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Antonionis Kultfilm "Blow-Up" in der Albertina

Die Albertina widmet sich dem Filmklassiker
Die Albertina widmet sich dem Filmklassiker
Ein Foto eines vermeintlichen Mordes, zufällig im Park aufgenommen und bis ins Abstrakte vergrößert: An "Blow-Up", Michelangelo Antonionis Kultfilm aus dem Jahr 1966 mit David Hemmings als Londoner Modefotograf, hat sich nicht zuletzt die Fototheorie abgearbeitet. Die Albertina stellt in ihrer gleichnamigen Ausstellung ab Mittwoch dem Filmklassiker die britische (Mode-)Fotografie gegenüber.


Die Basteihalle abgedunkelt wie ein Kinosaal, Szenenausschnitte statisch und bewegt in überdimensionalen, emporragenden Filmstreifen, von hinten beleuchtete Fotos an den sich durch den Raum schlängelnden, schwarzen Wänden: “Blow-Up – Antonionis Filmklassiker und die Fotografie” bietet einiges fürs Auge und stellt in verschiedensten Kapiteln Bezüge zwischen den beiden Kunstformen her. Antonionis Klassiker sei nicht nur “als Film ein Meisterwerk”, sondern auch fruchtbarer Beitrag zur Fotografie gewesen, so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Der Film halte als “früher Beitrag des Sehens” ebenso her wie als Zeitdokument der Londoner Swinging Sixties und als Sozialreportage.

Neben Film-Stills zeigt die Schau daher auch Werke, die tatsächlich in “Blow-Up” zu sehen sind, sowie Bilder, die die gesellschaftlichen und künstlerischen Trends im London der 60er Jahre beleuchten. So sind Arbeiten der wegweisenden, als “Black Trinity” bekannten Modefotografen David Bailey, Terence Donovan und Brian Duffy, die Antonioni als Inspiration für seine Figur dienten, ebenso vertreten wie Aufnahmen aus der pulsierenden Londoner Musikszene, Werke britischer Künstler wie Richard Hamilton oder Ian Stephenson, die einen großen Einfluss auf das fotografische Verständnis des Regisseurs hatten, sowie einzelne zeitgenössische Arbeiten, die auf “Blow-Up” Bezug nehmen.

Viel Platz wird den Bildern des renommierten Reportagefotografen Don McMullin eingeräumt. Seine Sozialreportage-Aufnahmen aus einer Notschlafstelle für Obdachlose, die Modefotograf Thomas im Film seinem Verleger präsentiert, sind im Rahmen der Schau erstmals im Original zu sehen. McMullin war es auch, der jene ikonischen Bilder im Park anfertigte, in denen Thomas im Hintergrund einen Mann mit einer Pistole und einen vermeintlich leblosen Körper zu sehen glaubt. Thomas vergrößert das Foto immer weiter, bis es nur noch seine Körnung und Materialität zeigt, womit Antonioni die Repräsentation der Realität durch Medien und deren spezifische Wahrnehmungen hinterfragt.

Die medialen Überlegungen des Filmemachers werden schon in seinen eigenen ab den 50er Jahren entstandenen künstlerischen Arbeiten deutlich – mit “Le montagne incantate”, fotografischen Vergrößerungen von kleinformatigen abstrakten Aquarellen, hängt ein früher Beweis hierzu in der Schau. Antonionis Nähe zur bildenden Kunst wird auch mit einem Ölgemälde des Malers Ian Stephenson deutlich, der ihm für die Filmfigur des Malers Bill Modell stand und dessen Ölgemälde “Still Life Abstraction” im Film zu sehen ist – mit der Schau “Blow-Up” nun auch in der Albertina und danach im Winterthur Fotomuseum und im C/O Berlin.

Wer den Filmklassiker übrigens von Anfang bis Ende noch einmal sehen oder gar nachholen will, hat demnächst im Wiener Gartenbaukino Gelegenheit dazu. Antonionis Meisterwerk wird dort am 15. Mai und am 5. Juni jeweils um 20 Uhr gezeigt. Der zweite Termin bietet ein Triple Feature, an dem neben “Blow-Up” auch Brian De Palmas “Blow out” (1981) und Christian Marclays Neuinterpretation beider Werke, “Up and Out” (1998), zu sehen sind.

Fans von Film und Fotografie gleichermaßen kommen demnächst auch mit einer weiteren Schau auf ihre Kosten: Mit der Ausstellung “Eyes Wide Open” widmet sich das Bank Austria Kunstforum Wien ab 8. Mai dem Meisterregisseur Stanley Kubrick und dessen frühen Anfängen als Fotograf.

(S E R V I C E – “Blow-Up – Antonionis Filmklassiker und die Fotografie” von 30.4. bis 17.8. in der Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien. Täglich 10- 18 Uhr, mittwochs 10-21 Uhr.,)

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