Antisemitische Taten nehmen in Frankreich stark zu

In einem am Mittwoch in Paris vorgestellten Bericht des Dienstes zum Schutz der jüdischen Gemeinschaft (SPCJ) heißt es, die Zahl von Morden oder Mordversuchen, anderen Gewalttaten, Drohungen, Beschädigungen jüdischer Einrichtungen oder antisemitischer Schmierereien habe um 58 Prozent zugenommen. 2012 sei ein Jahr “beispielloser Gewalt” gegen Juden in Frankreich gewesen.
Islamistische Anschläge
Der SPCJ verwies insbesondere auf zwei antisemitische Anschläge im Zeitraum von sechs Monaten: Im März ermordete der Islamist Mohamed Merah in der südfranzösischen Stadt Toulouse vor einer jüdischen Schule drei Schüler und einen Lehrer. Im September warfen Angreifer in der Pariser Vorstadt Sarcelles einen Sprengsatz in einen jüdischen Supermarkt, durch den ein Mensch leicht verletzt wurde. Für die Tat wird eine islamistische Zelle verantwortlich gemacht, welche die französische Polizei kurz nach dem Anschlag von Sarcelles aushob.
Lawinenartiger Anstieg
Der SPCJ beklagt in seinem Bericht, unmittelbar nach beiden Anschlägen habe es jeweils einen “sehr markanten Anstieg antisemitischer Taten gegeben”. So seien in den zehn Tagen nach den Morden von Toulouse 90 judenfeindliche Taten gezählt worden, von denen sich viele explizit auf Merah bezogen hätten. In den acht Tagen nach Sarcelles seien 28 antisemitische Vorfälle gezählt worden.
Antisemitische Taten fast verdoppelt
Insgesamt zählte der SPCJ im vergangenen Jahr 614 antisemitische Taten, gegenüber 389 im Vorjahr. Dabei handelte es sich um 177 judenfeindliche Angriffe und 437 antisemitische Drohungen. Der Dachverband jüdischer Einrichtungen in Frankreich (Crif) beklagte am Mittwoch, in den vergangenen 13 Jahren sei die Zahl antisemitischer Taten “explodiert”. Dies schade dem Ansehen Frankreichs als Land, in dem Minderheiten geschützt würden. (APA)