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Antigen-Schnelltests sollen Corona-Superspreader identifizieren

Die Antigen-Schnelltests sind nicht so genau wie PCR-Tests, sollen aber potenzielle Superspreader identifizieren.
Die Antigen-Schnelltests sind nicht so genau wie PCR-Tests, sollen aber potenzielle Superspreader identifizieren. ©APA/ROBERT JAEGER
Die Antigen-Schnelltests, die ein Ergebnis in rund 15 Minuten liefern, erweisen sich zwar als ungenau, allerdings werden mögliche Corona-Superspreader damit recht verlässlich aufgespürt.

Die zum Nachweis von Covid-19-Infektionen eingesetzten PCR-Tests zeigen verlässlich an, ob sich Erbgut des SARS-CoV-2-Virus in einer Probe befindet. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses dauert es aber in etwa drei bis vier Stunden. Als Hoffnungsträger für die Eindämmung der Epidemie gelten daher nun vielfach auch Antigen-Schnelltests, die schon nach rund 15 Minuten anschlagen.

In ersten Tests erwiesen sie sich zwar als ungenau, trotzdem könnten sie bald breit eingesetzt werden.

Antigen-Schnelltests als Hoffnungsträger mit Hürden

Mitunter noch Wochen nach einer Infektion kann ein PCR-Test positiv ausfallen. Der Grund dafür ist, dass damit sogar der Nachweis von relativ wenig Rest-RNA des Virus gelingen kann. Die Verfahren sind höchst sensitiv. Es können damit also niedrigste Konzentrationen des gesuchten Materials aufgespürt werden, wer das neue Coronavirus trägt, wird verlässlich identifiziert. Das liegt daran, dass das Erbgut vielfach vermehrt wird, was Zeit, Know-how und ein Labor in Anspruch nimmt.

"Die Nachweisgrenze ist hier viel niedriger als bei einem Antigen-Test", so Alexander Zoufaly, Oberarzt an der Infektionsambulanz der Klinik Favoriten. Die Idee hinter diesen zuletzt von mehrere Pharmakonzernen lancierten oder angekündigten Verfahren ist es, nicht das Virus-Erbgut festzustellen, sondern spezifische Teile der Oberfläche von SARS-CoV-2 zu erkennen. Das erfolgt über im Test enthaltene Antikörper, die auf das Virus reagieren, wenn es im mittels Nasen- oder Rachenabstrich genommenen Probenmaterial enthalten ist. Ist das der Fall, wird das auf der Testkassette angezeigt. Dazu braucht es keine Laborinfrastruktur.

Erste angebotene Tests werden zur Zeit von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Kooperation mit österreichischen Krankenhäusern auf ihre Tauglichkeit untersucht. Eine noch nicht von Fachkollegen überprüfte italienische Studie zeigte, dass der dort untersuchte Tests nur bei rund der Hälfte der Proben, die das Virus enthielten, auch anschlug. Die ersten kleineren heimischen Untersuchungen mit ähnlichen Verfahren weisen in Richtung 75 Prozent korrekt erkannte Virus-Träger.

Tests schlagen vor allem bei Superspreadern verlässlich an

Allerdings gelang der Nachweis bei Personen, die eine hohe Viruslast und damit sozusagen das Zeug zum Superspreader hatten, in der Studie aus Italien recht verlässlich. Im raschen Erkennen von potenziellen tatsächlichen Überträgern liegt auch das Potenzial der Methode, die Experten und Politiker bereits als möglichen Schlüssel zur Eindämmung der Covid-19-Übertragung im Herbst und Winter sehen. Denn damit könnten ansteckende Menschen etwa vor dem Betreten von Veranstaltungen, Krankenhäusern oder Altersheimen rasch identifiziert und am Weiterverteilen des Virus gehindert werden, so eine Idee.

Der prinzipielle Nachweis des Virus mittels PCR-Test, zeigt nämlich nicht gleichzeitig an, wie infektiös Menschen sind. Auch wenn die Antigen-Verfahren nicht jeden Virus-Träger punktgenau erkennen, funktionieren sie offenbar dort gut, "wo sehr viel Virus da ist", konstatiert Zoufaly.

Trotz der semantischen Nähe zu den Antikörper-Tests sind die Antigen-Schnelltest mit diesen Verfahren zum Nachweis einer zurückliegenden Infektion nicht zu verwechseln, wie Franz Allerberger von der AGES betont. Beim Antikörper-Nachweis wird eine Blutprobe eines Patienten mit auf den Test aufgebrachten Virus-Teilen konfrontiert, sind im Blut Antikörper dagegen enthalten, wird dies mittels Farbreaktion angezeigt. Beim Antigen-Nachweis befinden sich wiederum Antikörper im Test. Sind in der darauf getropften Probe (Speichel- oder Rachenabstriche) die gesuchten Viren enthalten, wird das wie bei einem Schwangerschaftstest sichtbar, erklärt Allerberger.

(APA/Red)

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