Anlässlich eines Besuchs des Neubaus der Wiener Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH - die Einrichtung geht am kommenden Montag in Vollbetrieb - ortete Anschober "einen deutlichen Nachholbedarf bei der psychiatrischen Versorgung junger Menschen".
Anschober für frühe Hilfe statt Langzeitfolgen
Je früher geholfen werden kann, desto weniger chronische Verläufe und Langzeitfolgen - das gelte in aller Regel nicht nur bei körperlichen, sondern auch bei psychischen Erkrankungen, gab Anschober in einer Presseaussendung zu bedenken. Er will daher die Kapazitäten bei der stationären und tagesklinischen Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die erst seit 2008 im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) verankert ist, bis 2025 ausbauen - und zwar "substanziell", wie der Gesundheitsminister betonte.
Konkret möchte Anschober 1,1 Betten und tagesklinische Plätze pro 10.000 Einwohner schaffen. Zur entsprechenden Versorgung gehört allerdings auch ausreichendes Personal. "Die Fachrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie gilt in Österreich derzeit als Mangelfach. Nur zwölf bis 16 Personen legen pro Jahr die entsprechenden Prüfungen ab. Das ist zu wenig, um den Bedarf zu decken", räumte Anschober ein. Um dem abzuhelfen, strebt das Gesundheitsministerium gemeinsam mit den Ländern und der Sozialversicherung eine attraktivere Gestaltung des Berufsfelds der Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch anderer Berufe im Bereich der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen an.
Lob für die neue Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien
In diesem Zusammenhang zeigte sich Anschober "sehr zuversichtlich, dass die neue, attraktive und innovative Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien zu diesem Ziel wichtige Beiträge leisten kann". Die Klinik bietet nämlich die Möglichkeit, dass bereits Studierende der Medizinischen Universität Wien das Fach unmittelbar kennenlernen können.
Die neue Universitätsklinik weist 30 stationäre und zehn tagesklinische Betten auf. Bei Bedarf ließe sich die Einrichtung erweitern, entsprechende Adaptionsmöglichkeiten wurden baulich eingeplant. Zuletzt war vor allem in der Bundeshauptstadt die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher im Argen gelegen. Hunderte Betroffene mussten in den vergangenen Jahren mangels ausreichender Kapazitäten auf Erwachsenenabteilungen stationär aufgenommen werden - unter teilweise schlechte Bedingungen, wie der Stadtrechnungshof rügte. Kritik am Status Quo übten auch die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie die Volksanwaltschaft.
(APA/Red)