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Anschober will Notbremse durch regionale Maßnahmen ziehen

Der Gesundheitsminister plädiert für unterschiedliche Maßnahmen in unterschiedliche Regionen.
Der Gesundheitsminister plädiert für unterschiedliche Maßnahmen in unterschiedliche Regionen. ©APA/HELMUT FOHRINGER
In Regionen mit besonders starker Intensiv-Auslastung sollen effektive Gegenmaßnahmen gesetzt werden, so Gesundheitsminister Anschober einen Tag vor den Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie.
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat einen Tag vor den Beratungen zur Corona-Situation im Bundeskanzleramt für regional unterschiedliche Maßnahmen plädiert.

"Die Situation in vielen Intensivstationen wird dramatisch, wenn nicht sehr rasch in den hauptbetroffenen Regionen starke und effektive Gegenmaßnahmen gesetzt werden. Wir müssen den Mut haben, in einzelnen besonders stark betroffenen Regionen die Notbremse zu ziehen", sagte er in einer Aussendung am Sonntag.

Kollaps auf Intensivstationen müsse verhindert werden

Die Politik müsse am Montag "alle erforderlichen Maßnahmen setzen, damit es nirgendwo zum Kollaps in den Intensivstationen kommt", so der Minister. Anschober verwies auf die vor allem im Osten schwierigere Lage: "Aktuell ist Ostösterreich durch die starke Dominanz der britischen Variante besonders stark betroffen."

In Niederösterreich etwa sei der Höchststand im vergangenen Herbst bei 115 Patienten gelegen, "heute werden 80 schwer an COVID-Erkrankte in ICU (Intensivstationen, Anm.) betreut". Wien, das immer auch Behandlungszentrum für weite Teile Ostösterreichs sei, melde mittlerweile 152 COVID-Patienten in Intensivbehandlung - im Herbst lag der Höchststand bei 162, so der Minister.

Unterschiedliche Maßnahmen in betroffenen Regionen erwartet

"Die Infektionszahlen und auch die Belastungszahlen in den Intensivstationen sind regional extrem unterschiedlich. Daher wird es morgen maßgeschneidert sehr unterschiedliche Maßnahmen für unterschiedliche Regionen brauchen." Es dürfe zu keinem Kollaps der Intensivstationen kommen: "Harte Triagen dürfen in Österreich niemals Wirklichkeit werden." In einzelnen Regionen erinnere die Lage nicht nur an den Herbst, sondern sie "könnte sogar dramatischer werden, wenn kein ausreichendes Gegensteuern beschlossen werden würde".

Weiterer Anstieg bei Intensivpatienten prognostiziert

Anschober verwies auch darauf, dass am Sonntag insgesamt 410 schwer erkrankte COVID-PatientInnen intensivmedizinisch behandelt werden mussten - "das sind 16 mehr als gestern". In der vergangenen Woche bedeute das einen weiteren Zuwachs von rund 14 Prozent. "Die Prognose geht von einem weiteren Zuwachs bis Monatsende auf 515 ICU-PatientInnen aus. Der sogenannte Bremsweg, die Zeitdauer der Wirksamkeit von gesetzten Maßnahmen auf den Belag in den Intensivstationen wird auf fast drei Wochen geschätzt."

Österreich befinde sich "wie viele europäische Staaten mittlerweile mitten in der dritten Welle", wiederholte der Ressortchef seine Warnung. Die Infektionszahlen in Österreich würden zwar nicht so schnell wie im Herbst steigen, "aber sie steigen stark an". Der entscheidende Unterschied zum Herbst sei, dass das Infektionsgeschehen jetzt von der britischen Variante dominiert werde. Diese sei ansteckender, dynamischer und führe vor allem zu deutlich schwereren Krankheitsverläufen "und auch stärker zu schweren Erkrankungen bei jüngeren Betroffenen führt".

Britische Virusmutation in Ostösterreich stark verbreitet

Die Ausbreitung der britischen Variante (B.1.1.7.) liege im Burgenland bereits bei 95 Prozent, in Kärnten bei 84 Prozent, in Wien bei 80 Prozent und in Niederösterreich bei 75 Prozent. Im österreichischen Durchschnitt habe sie einen Anteil von bereits 74 Prozent, so Anschober.

Auch verwies der Minister auf "die aktuelle Diskussion in Deutschland, das ebenfalls Zuwächse aufweist, aber im Bundesschnitt nicht einmal die Hälfte der 7-Tages-Inzidenz Österreichs aufweist". Dennoch würden dort nun "vielfach wegen der Zuwächse Verschärfungen eingefordert, über die morgen entschieden werden soll".

Spekulationen über "Dreiteilung" des Landes

Konkrete Details über mögliche Lockerungen oder Verschärfungen sickerten vor den Gesprächsrunden am Montag nicht durch. In Medien wurde über eine "Dreiteilung" des Landes spekuliert - aufgeteilt in die unterschiedlich betroffenen Regionen.

Im Raum stand auch eine Verlängerung der Osterferien. Mehrere Experten hatten sich zuletzt dafür ausgesprochen. Ablehnung kam vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Man sei es den Schülern schuldig, sobald wie möglich - "nötigenfalls regional differenziert" - in den Normalbetrieb zurückzukehren, hieß es am Samstag seitens des Verbandes.

Ebenfalls vorgeschlagen wurde von Experten Homeoffice verpflichtend zu machen. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) lehnte dies mit Verweis auf die "Lebensrealitäten der Durchschnittsbevölkerung" jedoch klar ab: "Für viele bedeutet Homeoffice, in der Küche arbeiten zu müssen - mit drei schulpflichtigen Kindern."

(APA/Red)

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