Filmemacher Hannes Starz zeichnet mit widerspenstiger Handschrift in "Another Coin For The Merry-Go-Round" den Abgesang auf einen ebenso widerspenstigen Lebensstil. Im Kern geht es um den schwierigen Abschied vom Feierdasein der Jugend und das späte Erwachsenwerden. Das Ergebnis ist ein gleichsam authentischer wie autistischer Blick auf eine geschlossene Gruppe, die für Außenstehende schwer zugänglich bleibt. Am Freitag kommt das Werk ins Kino.
Another Coin For The Merry-Go-Round: Kurzinhalt zum Film
Dabei hat der 41-jährige Kärntner für sein Cliquenporträt mit Terrence-Malick-Darstellerin Valerie Pachner als Anna und Voodoo Jürgens' Alter ego David Öllerer als Niko Hochkaräter vor seiner Handkamera versammelt. Sie sowie Ilias (Max Bogner) und Jools (Tinka Fürst) sind allesamt stramm jenseits der 30 und dennoch immer im Wiener Indie-Underground unterwegs. Die Phase der jugendlichen Unbeschwertheit haben sie nie hinter sich gelassen, dilettieren mit ihrer Band und changieren zwischen Drogen-Hoch und Depri-Tief.
Dass Niko zu Beginn von "Another Coin For The Merry-Go-Round" einen Selbstmordversuch unternimmt, wird da gekonnt ignoriert. Der Tod von Indiegröße Daniel Johnston ist beim Wiedersehen die weit größere Nachricht. Bis Niko schließlich spurlos verschwindet und Anna die Realitätsflucht nicht mehr gelingt.
Another Coin For The Merry-Go-Round: Die Kritik
Diesen Coming-of-Age-Prozess auf Teufel komm raus inszeniert Starz mit wackliger Handkamera, natürlichen Lichtquellen und den Wiener Gürtellokalen als Originalschauplätzen. Auch tragen die Cameoauftritte von Szenegrößen wie Alicia Edelweiss und Bulbul zum äußerst authentischen Feeling des Werks bei, was noch durch teilimprovisierte Dialoge gestützt wird. Und doch liegt in just dieser "Echtheit" auch die Krux.
"Another Coin For The Merry-Go-Round" transportiert sich primär über Impressionen, Bilder und Musik, weniger über Narration. Eine klassische Figurenzeichnung bleibt aus, auch wenn Anna hin und wieder aus dem Off ihre Gefühle des Feststeckens im Warteraum reflektiert. Letztlich erzählt Hannes Starz so affirmativ aus einer ihm vertrauten Szene heraus, dass der Zugang dazu für Außenstehende verschlossen bleibt. Stattdessen dominiert am Ende das genervte Gefühl angesichts einer infantilen Haltung, nichts auf die Reihe zu kriegen.
(APA/Red)