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Anhebung von Pensionsalter unumgänglich: "Wir brauchen ein enkelfittes System"

Im Interview bei „Vorarlberg LIVE“ spricht Markus Comploj, CEO von Getzner und Sprecher der Vorarlberger Industrie, über die aktuelle wirtschaftliche Lage, die Herausforderungen im Pensionssystem, die hohe Abgabenquote, Standortfragen sowie Investitionen und Grundsätze seines Unternehmens.
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Markus Comploj beschreibt die wirtschaftliche Situation der Vorarlberger Industrie als angespannt und vergleicht sie mit wechselhaftem Wetter: Auf Sonnenschein folgen oft Sturm und Gewitter. Die Industrie stecke in der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg und leidet besonders unter den schwierigen Rahmenbedingungen und dem schwachen Exportumfeld.

Pensionssystem

Comploj fordert eine Reform des österreichischen Pensionssystems und hält eine Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters für unumgänglich, um die Belastung für künftige Generationen zu verringern. Er betont, dass die Bevölkerung in den Diskurs eingebunden werden müsse. Das Ziel sei ein „enkelfittes“ System, das auch künftig finanzierbar bleibt.

Österreich hat eine der höchsten Abgabenquoten Europas. Comploj sieht vor allem ein Strukturproblem: Zu viele Steuergelder fließen in Verwaltung und Bürokratie, zu wenig kommt bei den Menschen an. Effizienzsteigerungen durch Digitalisierung und Bürokratieabbau seien dringend notwendig.

Europa und Wettbewerbsfähigkeit

Comploj bekennt sich klar zum vereinten Europa, warnt jedoch vor übermäßiger Bürokratie und Komplexität. Nur durch mehr Einigkeit könne Europa international wettbewerbsfähig bleiben. Gleichzeitig betont er die Notwendigkeit, nationale Strukturen schlanker zu gestalten.

Hohe Lohnnebenkosten und versteckte Abgaben mindern laut Comploj die Motivation der Arbeitnehmer. Er plädiert für mehr Eigenverantwortung und weniger staatliche Steuerung nach dem Vorbild der Schweiz, ohne dabei das Solidarprinzip infrage zu stellen.

Investitionen und Bildung

Getzner investiert trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiterhin in Vorarlberg, treibt aber auch die Internationalisierung voran (u.a. Projekte in Indien, China, Südamerika). Zudem engagiert sich das Unternehmen im Bildungsbereich und unterstützt Schulen finanziell, um den Standort für Fachkräfte attraktiv zu halten.

Trotz konjunktureller Eintrübung sei der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften weiterhin groß. Die Attraktivität Vorarlbergs als Lebens- und Arbeitsraum sieht Comploj als Schlüssel, um Talente zurückzugewinnen oder anzuziehen.

Getzner schließt Rüstungsaufträge für Waffen weiterhin kategorisch aus. Das Unternehmen liefert ausschließlich Materialien für persönliche Schutzausrüstung, beispielsweise für Polizei, Rettungskräfte oder das Militär – jedoch nicht für Waffen.

(APA)

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