Amazon feiert fünfjähriges Standortjubiläum in Wien

Wer in den Hallen des Konzerns gigantische Depots vermutet, in denen Millionen Produkte auf Käufer warten, hat nicht Unrecht. Doch diese großen Lager befinden sich in den Logistikzentren, wie der zuständige Sprecher Steffen Adler erläuterte. Solche gibt es in Deutschland, aber nicht in Österreich. Verteilzentren wie jenes in Liesing verfügen hingegen nur über vergleichsweise winzige Lagerflächen - für Lieferungen, die nicht zugestellt werden konnten und die am nächsten Tag noch einmal zur Distribution kommen.
Vom Lkw in die bunte Tasche
In den Verteilstellen werden die Pakete hingegen nächtens fertig verpackt via Lkw ins Haus geliefert, um dann im Lauf des Tages der Kundschaft gebracht zu werden. 15 bis 20 Sattelschlepper docken täglich an. Sie sind voll mit Gütern aus den Logistikzentren. Die Verteilung in der fast 8.000 Quadratmeter großen Halle geschieht mittels moderner Anlagen, wobei die Kartons und Kuverts wiederholt gescannt werden. Am Ende landen sie meist in einer der bunten Taschen, die den Zustellern übergeben werden. Nur größere Pakete werden extra transportiert.
Die Kapazität der Amazon-Verteilzentren ergibt sich aus den dort montierten Rollbändern. In Liesing sind es vier Reihen - bei Amazon auch Finger genannt. Damit gehört es hierzulande zu den größeren Einrichtungen dieser Art. Insgesamt sind laut Steffen Adler 160 Personen beschäftigt. Die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist seit der Eröffnung gewachsen, wird betont.
Zu Spitzenzeiten wie zu Weihnachten wird vorübergehend noch Personal aufgestockt. Doch auch andere Feiertage wie Ostern sowie eigene Rabattaktionen wie die "Prime-Days" machen sich laut Unternehmen durch höheres Aufkommen bemerkbar. Nur selten erkennbar ist hingegen, was bestellt wird. Denn noch immer wird der Großteil der Artikel von Amazon verpackt - was ebenfalls in den Logistikzentren geschieht.
Um Ressourcen zu sparen, verschickt man die Produkte aber auch immer öfter in ihren Originalkartons, also ohne sie neuerlich zu umhüllen, wie der Sprecher berichtete. Somit sind im Verteilzentrum manche Einkäufe auch klar identifizierbar, wobei aktuell zum Beispiel Windeln und Gartenwerkzeuge auffällig oft zu sehen waren. Für Erzeugnisse, die hier verteilt werden, gilt übrigens ein Gewichtslimit: 23 Kilo sind das Maximum. Schwerere Einkäufe werden anders abgewickelt, und zwar oft mit Logistikpartnern.
Täglich rund 250 Touren
Auch die Zustellung der über das Verteilzentrum laufenden Packerl geschieht über Fremdfirmen. Sie müssen über eine gewisse Größe verfügen. Einzelzusteller werden laut Amazon nicht beauftragt. Die Lieferungen werden ab etwa 10.30 Uhr von den Fahrern abgeholt, dann geht es auf die vorher exakt geplanten, täglich etwa 250 Touren. Diese führen nicht nur durch Wien, sondern auch nach Niederösterreich und ins Burgenland.
Ziel sei es, dass es weder bei der Verteilung noch bei der Zustellung zu großer Hektik kommt, betont man. Das soll durch genaue Planung ermöglicht werden. Laut der hauseigenen Statistik ist man damit erfolgreich: 90 Prozent der Fahrten werden pünktlich oder sogar schneller als vorgesehen erledigt, heißt es.
Die komplexen Abläufe zu unterbrechen, ist nicht ratsam, versichert man. Sprich: Sogar Pakete, bei denen das Amazon-Verteilzentrum selbst als Empfänger aufscheint, durchlaufen das Prozedere. Sie werden nicht in der Halle aus dem Berg an Lieferungen gefischt, sondern ebenfalls einem Zusteller übergeben - der die Sendung dann beim Empfang abgibt.
Neben dem Standort in Liesing verfügt der Online-Versandhändler noch über Verteilzentren in Wien-Simmering, Großebersdorf, Premstätten und Klagenfurt. Ein weiterer Ausbau ist durchaus angedacht, wie Logistik-Sprecher Adler ausführte. Hier gab es zuletzt aber auch Rückschläge: Pläne für ein Amazon-Verteilzentrum in St. Valentin wurden nicht umgesetzt.
(APA)