Alte Briefe als wichtige Informationsquelle

Lustenau „Hier bei uns im historischen Archiv befinden sich Dokumente, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind“, erzählte Leiter Oliver Heinzle den Schülerinnen und Schüler der 1b-Klasse der Mittelschule Rheindorf. „Wir haben für euch heute einen alten Brief herausgesucht. Könnt ihr diese Schrift lesen“?“, fragte Heinzle. Konzentriert versuchten sie einzelne Wörter zu entziffern. Die Schülerinnen und Schüler waren mit Lehrerin Christine Hopfner zu Gast, um Informationen zu den alten Schriftstücken zu erhalten. Denn bei ihnen dreht sich im Moment alles ums Briefeschreiben. „Wir Lehrerinnen der ersten Klassen wollen den Schülern zeigen, wie spannend das Briefeschreiben sein kann“, sagte die Lehrerin.
Einblicke in vergangene Zeiten
„Briefe sind für uns eine ganz wichtige Informationsquelle, denn darin wurden manchmal auch Sachen preisgegeben, die man eigentlich gar nicht sagen durfte“, so Heinzle. Daraus kann man auf damalige Gegebenheiten schließen. „Wir haben hier einen Brief aus dem Jahr 1729 von einem Lustenauer Soldaten, der in Deutschland stationiert war. Darin bittet er den Bürgermeister, nach Hause kommen zu dürfen, da er krank sei“, erzählte Heinzle. Am Ende des Briefes steht geschrieben, er solle bitte seine Frau und seine Kinder grüßen. Die Geschichte ging nicht gut aus, wie er erzählte. Der Soldat verstarb noch in Deutschland.
Dokumente helfen Vergangenes zu verstehen
„Habt ihr im Archiv auch Dokumente aus der nationalsozialistischen Zeit?“, fragte Schüler Murat Özdemir (12). Der Leiter zeigte den Schülern eine Sammlung an Briefen gefallener Soldaten. „Anhand der Briefmarke mit dem Diktator drauf, wissen wir sofort, welcher Zeit wir dieses Dokument zuordnen können. Das schwarze Kreuz verrät den Inhalt des Briefes.“ Gespannt lauschten die Kinder den Ausführungen von Oliver Heinzle. Im historischen Archiv werden wichtige Papiere gelagert, die man im Rathaus nicht mehr tagtäglich braucht. Ganz alte Dokumente sind hingegen im Vorarlberger Landesarchiv untergebracht.
Briefe versus SMS
Die Schülerinnen und Schüler verstanden dank den Ausführungen von Oliver Heinzle und Vanessa Waibel, dass auf Papier Gebrachtes mehr Informationen beinhalten kann als E-Mails oder schnell versandte SMS. Diese alten Schriftstücke lassen sich zeitlich besser einordnen. Zudem sind Briefe wohlüberlegte und schön formulierte Dokumente. Ein Beispiel dafür ist die umfangreiche Postkarten-Sammlung der vier Hämmerle-Schwestern aus Lustenau. Für die Schüler war es erstaunlich, wie viel Text sich auf eine kleine Karte handschriftlich anbringen ließ. Durch diese Führung wurden die jungen Gäste aus der Mittelschule Rheindorf darin bestärkt, dass das Briefeschreiben durchaus heute noch seine Berechtigung und seinen Wert hat. Bvs