Am Maurer Hauptplatz glich vor zwölf Millionen Jahren die Landschaft einem Strand in Dubai. Und im Prater geht man auf zehn Meter Schotter spazieren, der zu 64 Prozent aus dem Waldviertel kommt.
Geologe und Paläontologe spazierten durch Wien
Bei ihrem Stadtspaziergang folgen der Geologe Thomas Hoffmann von der Geologischen Bundesanstalt und der Paläontologe Mathias Harzhauser vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien keiner Route, sondern springen von Mauer nach Heiligenstadt und von der Paläontologie zur Physik. Ihre fachliche Herkunft können die beiden Autoren dennoch nicht leugnen, sie blitzt auch an unerwarteter Stelle durch.
So bietet das Buch einen bunten, humorvollen Streifzug durch Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung in und über Wien, mit teils kuriosem Anstrich. Von Albert Einsteins drei Wien-Besuchen ist da ebenso zu lesen wie von der Wiener Seidenproduktion im 19. Jahrhundert, dem Staubproblem Wiens um die Jahrhundertwende oder wie am Donaukanal bei der Aspernbrücke ein Opalrausch ausbrach und in Anlehnung an den großen Goldrausch die Stelle deshalb als “Klein-Californien” bezeichnet wurde.
Highlights aus “Wo die Wiener Mammuts grasten”
Der offenbar gar nicht so einfachen Suche nach den “richtigen” Bäumen für die neue Ringstraße widmen die Autoren ebenso ein Kapitel wie einem der ältesten Bergwerke der Welt, einem jungsteinzeitlichen Feuerstein- und Hornsteinbergbau im Maurer Wald. Aus viel jüngeren Steinbrüchen stammen die 24 Säulen der Säulenhalle des Parlaments. Dessen Architekt Theophil Hansen wählte dafür rot-grau-gefleckten Adneter Marmor, doch nach Ansicht der Autoren ist ihm mangels Wissen um die geologische Entstehungsgeschichte des Gesteins “die sublim-ironische Botschaft” seiner Wahl entgangen: “Säulen der Demokratie aus unterbelüftetem Tiefseeschlamm und Krusten der Stagnation”.
Thomas Hofmann, Mathias Harzhauser “Wo die Wiener Mammuts grasten – Naturwissenschaftliche Entdeckungsreisen durch das heutige Wien”, Metroverlag, 160 Seiten, 24,90 Euro
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(apa/red)