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Als Hitler das rosa Kaninchen stahl - Kritik und Trailer zum Film

Eine schöne Kindheit mit Freunden, Spielsachen und einer liebevollen Familie - für Anna viele Jahre lang ganz normal. Doch plötzlich muss sie ihr Zuhause in Berlin verlassen. Adolf Hitler kommt an die Macht und die jüdische Familie muss fliehen. Zurück bleibt ein Stoffkaninchen, das keinen Platz mehr im eilig zusammengesuchten Gepäck hat.

"Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" zählt zu den Klassikern der Jugendliteratur. Judith Kerr schildert darin ihre eigene Geschichte, wie sie als Kind vor den Nazis fliehen musste. Die deutsche Oscarpreisträgerin Caroline Link hat daraus einen sehenswerten Film gemacht, die Buchverfilmung ist ab Mittwoch auch in den österreichischen Kinos zu sehen.

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl - Kurzinhalt zum Film

Berlin - das war die Heimat von Judith Kerr als Kind. Doch dann kamen die Nationalsozialisten, und die jüdische Familie packte ihre Koffer und floh. Über die Schweiz und Frankreich kam sie schließlich nach London. Eine Kindheit im Exil, für Kerr damals nicht leicht. Neue Schulen, fremde Kinder, keine richtig guten Freunde. Ihre Erlebnisse hat die im Mai gestorbene Autorin in einem berühmten Jugendbuch niedergeschrieben: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" zählt seit dem Erscheinen Anfang der 1970er Jahre zu den Klassikern. Caroline Link ("Nirgendwo in Afrika") hat den Roman nun verfilmt mit Schauspielern wie Oliver Masucci, Justus von Dohnanyi und einer wunderbaren Neuentdeckung - Riva Krymalowski in der Hauptrolle der neun Jahre alten Anna.

Anfangs ist Annas Welt noch in Ordnung. Sie feiert mit Freunden eine Kostümparty. Es gibt Kuchen, Süßes und Spiele. Und Zuhause warten eine warme Badewanne und die herzensgute Haushälterin Heimpi (Ursula Werner). Doch der Schein trügt. Es ist das Jahr 1933 und Hitler kommt an die Macht. Eines Morgens ist Annas Vater Arthur (Masucci) verschwunden. Die Nazis wollten ihn verhaften, und dem Theaterkritiker blieb nur die Flucht. Auch seine Frau Dorothea (Carla Juri), Anna und ihr Bruder Max (Marinus Hohmann) müssen fort. Im Gepäck: Pro Kind nur ein Spielzeug. Anna entscheidet sich für den neuen Stoffhund und gegen ihr heiß geliebtes rosa Kaninchen - eine Entscheidung, die sie später immer wieder heftig bedauern wird.

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl - Die Kritik

Judith Kerr wusste von dem Film, starb aber, bevor sie das fertige Werk sehen konnte. Einfühlsam, bewegend und mit viel Herz erzählt Regisseurin Link die Flucht aus Kindersicht, getragen von atmosphärisch dichten Bildern. Den überstürzten Aufbruch der Familie ins ungewisse Exil inszeniert sie als Abenteuer, wenngleich mit ernstem Unterton. Sie zeigt, wie die Familie Antisemitismus und Ablehnung von Andersdenkenden erst unterschwellig, später ganz offen zu spüren bekommt. Ein bedrückendes Gefühl.

Das Packende des Werks ist die Vielschichtigkeit, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht. Es gibt lustige und unbeschwerte Szenen. Anna und ihr Bruder Max genießen ihre Kindheit, auch mit dem Wissen, in der Geborgenheit ihrer Familie zu leben. Und es gibt traurige Momente, etwa wenn Annas Onkel Julius (von Dohnanyi) von den schlimmen Dingen erzählt, die den Juden in Deutschland widerfahren. Oder wenn die Eltern in seltenen Momenten zu erkennen geben, dass sie mutlos sind.

Riva als Anna spielt sich schon zu Beginn in die Herzen des Publikums, mit großen, fragenden Augen und einer erfrischenden Fröhlichkeit, mal naiv, ein andermal erstaunlich reif. Spannungsreich auch das Zusammenspiel von Oliver Masucci und Carla Juri als Eltern, die mit aller Kraft versuchen, die Familie zusammenzuhalten, auch wenn sie immer wieder an ihre Grenzen kommen. Der Vater tut sich schwer damit, seinen Stolz zu überwinden und milde Gaben von anderen anzunehmen. Die Mutter sehnt sich nach Normalität.

Trotzdem schaffen sie es, an den schwierigen Umständen zu wachsen und ihren Kindern Geborgenheit zu geben und ein Gefühl der Würde: Auch wenn die Wohnungen kleiner, das Essen spartanischer und die Kleidung schäbiger wird - wir lassen uns nicht gehen. Ganz nebenbei vermittelt der Film somit eine wichtige und stets aktuelle Botschaft: Das Glück findet man nicht in materiellen Dingen, sondern in sich selbst.

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(APA/Red)

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