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"Alles hat seine Zeit!"

Erich Schwärzler.
Erich Schwärzler. ©Sams
Vor drei Jahren zog sich Erich Schwärzler aus der Politik zurück. Mit W&W sprach „Landes-Erich“ über Corona, Politik, Tragödien, Zeit für die Familie und die Rolle der Mamas im Land.

Von Harald Küng/Wann&Wo

WANN & WO: Herr Schwärzler, unlängst breitete sich in Ihrer Heimatgemeinde das Coronavirus stark aus. Blieb Ihre Familie von dem Ausbruch verschont?

Erich Schwärzler: Ja, danke. Bei uns sind alle gesund. Ich habe auch bereits meine erste Impfung erhalten und es geht mir gut.

WANN & WO: Wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt?

Erich Schwärzler: Gerade zu Beginn der Pandemie hatte ich das Gefühl, dass die Menschen die Maßnahmen gut mitgetragen haben. Eines muss klar sein:  Gesundheit hat die oberste Priorität – dafür gibt es keine Alternative. Ich verstehe aber auch jene, die mit Corona nicht klarkommen. Das muss man akzeptieren und man muss schauen, wie man sie mitnehmen kann. Aber ich merke in meiner Tätigkeit als VN-Ombudsmann, dass die Situation große Spuren hinterlässt: seelische, finanzielle. Die Vereinsamung nimmt zu. Die Menschen wollen reden und die Sehnsucht nach einem normalen Alltag ist groß.

WANN & WO: Land und Leute sind Ihnen schon immer am Herzen gelegen, Ihr politisches  Engagement brachte Ihnen auch den Spitznamen „Landes-Erich“ ein. Geht Ihnen die Politik ab?

Erich Schwärzler: Für mich hat alles seine richtige Zeit. Ich sage immer: Ich wäre gerne 30 Jahre jünger – aber ich würde alles wieder genau so machen. Für mich gab es nichts Schöneres, als in der Politik zu sein. Klar, es gab viele große Herausforderungen, aber auch viele schöne Stunden. Ich habe mich vor drei Jahren auch mit großer Dankbarkeit verabschiedet. Es ist nicht selbstverständlich, fünf Jahre in Wien im Nationalrat und  25 Jahre auf Landesebene tätig zu sein.

WANN & WO: War Wien nichts für Sie?

Erich Schwärzler: Ich hatte zu jener Zeit bereits eine kleine Familie und bekam das Angebot, auf Landesebene zu arbeiten. Damals war es so: Wenn du in Wien im Nationalrat irgendwo einen Beistrich verändert hast, dann warst du erfolgreich. Das war brutal mühsam. Ich war da auch zu weit weg vom Bürger.

WANN & WO: In Ihrer Funktion als Sicherheitslandesrat waren Sie teils rund um die Uhr im Einsatz. Welche Situationen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Erich Schwärzler: Für Unfälle oder Katastrophen gibt es keinen Terminkalender. Sehr tragisch war der Brand im Vinzenzheim in Egg, das löste sehr viel Schmerz aus. Ich kann mich auch noch an ein Lawinen­unglück am Widderstein erinnern. Die Verschütteten, zwei junge Männer, wurden mit dem Helikopter ins Tal geflogen. Sie sehe ich noch heute vor mir. Auch die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2005 werde ich nie vergessen. Es ist furchtbar, wenn Menschen ihr ganzes Hab und Gut verlieren. Aber es ging eine enorme Welle der Solidarität durchs Land. Man kann natürlich nicht jedem ein neues Haus bringen, aber man kann für die Menschen da sein. Und es war immer toll zu sehen, wie ausgezeichnet die Sicherheitsorganisationen 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr bereit standen. Das ist wirklich schön am Ländle.

Sams

WANN & WO: Worauf sind Sie besonders stolz?

Erich Schwärzler: Was mich sehr gefreut hat, ist, dass die Energieautonomie und die Flüchtlingsfrage einstimmig be­­schlossen wurden. Hier wurde toll zusammengearbeitet und ich sehe das Ländle in beiden Fragen auf einem guten Weg.

WANN & WO: Sie haben bereits gesagt, Sie würden heute alles wieder gleich machen. Es gibt also nichts, das Sie bereuen?

Erich Schwärzler: Nein, im Großen und Ganzen bin ich eigentlich sehr zufrieden. Aber eine Sache gibt es doch. Meine Frau hat mich immer wieder gebeten: Erich, einen Abend in der Woche solltest du es schaffen, zuhause zu sein. Nur einen Abend. Das habe ich aber leider nicht geschafft. Das würde ich heute definitiv anders machen.

WANN & WO: Mit Ihrem Rückzug aus der Politik wurde die Bitte Ihrer Frau erhört. Wie verbringen Sie Ihre Politikerpension?

Erich Schwärzler: Ich verbringe natürlich viel Zeit mit meiner Familie. Mein Sohn baut gerade, da helfe ich auf der Baustelle aus. Ich habe nun auch mehr Zeit für die Landwirtschaft. Zudem habe ich mit dem Bergwandern angefangen und bin viel auf Alpen unterwegs.

WANN & WO: Abschließend: Dieses Interview erscheint am Muttertag: Ein Gruß an die Ländle-Mamas?

Erich Schwärzler: Die Arbeit und Verantwortung der Mütter geschieht oft im Stillen: die Erziehung, die Wertevermittlung. Das verlangt allergrößten Respekt. Sie stellen die größten Weichen für unser Land, für die Lebensqualität und verdienen jeden Tag – und speziell am Muttertag – Wertschätzung und Dank. Ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem Gesundheit!

Kurz gefragt

Sie haben in ihrem Leben vieles erlebt und erreicht. Haben Sie schon einmal daran gedacht, ein Buch darüber zu verfassen?
Nein, bislang habe ich mir das nicht vorgenommen. Das sollen lieber andere machen (lacht).

Wofür schlägt Ihr Herz mehr? Landwirtschaft oder Politik?
Ich weiß, wo ich herkomme – und das ist die Landwirtschaft, die ich brutal schätze und die mir immer eine Herzensangelegenheit war. Aber meine Nummer eins war immer die Sicherheit im Land.

Stimmt es, dass Sie aus dem Radio erfahren haben, dass Sie im Nationalrat angelobt werden sollen?
Ja, das stimmt. Ich war gerade mit dem Auto unterwegs, als im Radio die Meldung kam: „Werner Winsauer ist aus dem Nationalrat zurückgetreten, am 6. Juni wird Erich Schwärzler angelobt“. Und ich dachte mir nur: Na hoppla (lacht). Und so kam ich schließlich für fünf Jahre nach Wien.

Zur Person

Erich Schwärzler
Alter, Wohnort: 68, Lingenau
Familie: verheiratet, drei Töchter, ein Sohn
Funktionen (Auswahl): Vizebürgermeister Lingenau, 1988 bis 1993 Nationalratsabg. ÖVP, 1993 bis 2018 Landesrat für Landwirtschaft, Forstwesen, Wasser­wirtschaft, Energie und Sicherheit, Obmann Öst. Alpwirtschaft, VN-Ombudsmann

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