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Alkohol-Mythen: Nicht immer wahr

Die meisten der gängigen Mythen zum Thema Alkohol sind laut Psychiater Reinhard Haller, Primarius in der Stiftung Maria Ebene in Vorarlberg, bestenfalls Märchen.

Der Fonds Gesundes Österreich warnte am Donnerstag in einer Aussendung, dass sich immer mehr Menschen auf die „Volksweisheiten“ verlassen und sich und andere damit in Gefahr bringen. Die gängigsten und gefährlichsten Alkohol-Mythen:

Wenn ich viel und fett esse, vertrage ich mehr Alkohol:

Diese Behauptung ist laut dem Fachmann falsch. Reichhaltiges Essen verzögere zwar die Aufnahme von Alkohol ins Blut, zu guter Letzt komme der getrunkene Alkohol aber doch dort und damit im Gehirn an. „Wer vor dem Trinken viel isst, erreicht also nur, dass die Promille langsamer steigen.“

Mit Bewegung kann ich den Alkohol wieder ausschwitzen:

„Alkohol kann man nicht durch Bewegung ausschwitzen“, so Haller. „Den Abbau des Alkohols übernimmt zu 95 Prozent die Leber: Pro Stunde werden durchschnittlich etwa 0,1 bis 0,2 Promille abgebaut.“ Die maximal 5 Prozent Alkohol, die tatsächlich über die Haut abgegeben werden können, spielen in der Praxis keine Rolle. Auch andere Brachialmethoden, wie zum Beispiel eine kalte Dusche, seien wirkungslos.

Kaffee macht nüchtern:

Auch diese Annahme ist falsch: „Möglicherweise fühlt man sich dank der aufputschenden Wirkung des Koffeins nach einem Kaffee subjektiv frischer, am langsamen Alkoholabbau durch die Leber und der eingeschränkten Reaktionsfähigkeit ändert das nichts.“ Das Gleiche gelte auch für Energy-Drinks und verschiedene „Wundermittel“, die den Alkoholabbau beschleunigen oder den Kater verhindern sollen. „Wer glaubt, mit einem Kaugummi oder Pfefferminzzuckerl den Alkomaten täuschen zu können, liegt weit daneben!“, so Haller.

Ein bisschen Schlaf und es geht schon wieder:

Dies sei ein gefährlicher Irrtum. Auch im Schlaf wird laut dem Primar nicht mehr als 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut. „Es dauert zehn Stunden, bis man ein Promille sicher los ist. Restalkohol ist genauso gefährlich wie ein frischer Rausch.“ Daher sollte man auch am Tag nach reichlichem Alkoholkonsum das Auto stehen lassen.

Alkohol hält warm:

Diese Aussage stimmt ebenfalls nicht. „Alkohol erweitert die Blutgefäße, was zu einem angenehmen Gefühl von Wärme führen kann. Doch durch die Erweiterung der Gefäße fließt das warme Blut verstärkt in die Peripherie des Körpers, wo die Wärme an die Umgebung abgegeben wird.“ Die Erklärung: Pro halbe Flasche Wein – also 50 Gramm Alkohol – sinkt die Körpertemperatur um ein halbes Grad. Wer glaubt, sich im Winter mit Alkohol warm halten zu können, liege also weit daneben.

Alkohol ist gut für den Schlaf:

Laut Haller dämpft und betäubt Alkohol. Das führe zwar dazu, dass man unter Alkoholeinfluss leichter einschläft, doch würde die Schlafqualität erheblich darunter leiden. „Wer glaubt, Schlafprobleme mit Alkohol bekämpfen zu können, riskiert übrigens, rasch süchtig zu werden“, warnte Prof. Haller.

Ein Alkohol-Mythos ist laut dem Experten richtig: Alkohol tötet Gehirnzellen. Man schätzt, dass pro Rausch 20.000 bis 30.000 Gehirnzellen verloren gehen. Zusätzlich störe Alkohol die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, was sich negativ auf Konzentration und Gedächtnis auswirke.

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