"Alcin@" am Vorarlberger Landestheater als perfekte Genre-Symbiose

In Georg Friedrich Händels Vorlage “Alcina” dreht sich alles um die Liebe. Wer liebt wen und wer ist eigentlich wer? Das amouröse Verwirrspiel landet bei Liepold-Mosser in der Welt der sozialen Netzwerke. Der Klammeraffe am Ende des Titels deutet dies bereits an. “Ich kann im Internet mein Profil ändern, aber nicht mein Leben”, heißt es einmal mit durchaus kritischem Blick auf soziale Netzwerke.
Das Stück beginnt vor dem geschlossenen Vorhang mit dem Barockorchester des Landeskonservatoriums Vorarlberg und fünf Sängerinnen. Mit Öffnung des Vorhangs beginnt die Zerlegung der Geschichte in Oper, Pop und Schauspiel. Die Genres wechseln sich ab, existieren nebeneinander, umschlingen sich, um dann am Ende in einer perfekten Symbiose in einem großartigen Schlusschor mit allen Akteuren zu enden. Die Kärntner Band “Naked Lunch” liefert dazu mit eigenen Songs die perfekte Antwort auf die Musik von Händel.
Einzelne Leistungen hervorzuheben ist müßig. Die Darsteller – fast das gesamte Ensemble aus Kubelkas Startjahr – liefern eine kompakte Leistung und das Zusammenspiel der Schauspieler, Sänger und der Band ist aus einem Guss. Großen Anteil daran hat sicher die Regiearbeit von Liepold-Mosser, der damit sein erstes Engagement am Vorarlberger Landestheater erfolgreich absolviert. Das Bühnenbild ist zurückhaltend und bietet den Darstellern und Sängern in drei Dimensionen – es wird auch geflogen – genügend Handlungsspielraum.
Nicht alle Zuschauer waren mit dem zweieinhalb Stunden langen Werk einverstanden, aber die Mehrheit spendete dem gesamten Team einen begeisterten Schlussapplaus. Bei der anschließenden Premierenfeier zeigte sich Intendant Kubelka begeistert vom Ergebnis und gratulierte allen Mitwirkenden: “Ich bin sehr glücklich. Für weitere Projekte in dieser Richtung ist jetzt der Samen gesät.” Besonders bedankte sich der Intendant bei seinem alten Schulfreund und Landsmann Liepold-Mosser, beim Dirigenten Benjamin Lack und den jungen Musikern des Landeskonservatoriums, denn “ohne sie wäre das Projekt nicht möglich gewesen”.
(APA)