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AIDS 2010 in Wien gestartet

Aktivisten protestierten vor dem Messegelände
Aktivisten protestierten vor dem Messegelände ©APA
Am Sonntag startete die 18. Internationale Aids Konferenz (AIDS 2010, 18. bis 23. Juli) in Wien. Mit flammenden Appellen an Politik und Staatengemeinschaft, weltweit den Zugang zur Behandlung von HIV/Aids herzustellen und die Menschenrechte zu wahren, wandten sich bei der Eröffnungskonferenz Wissenschafter, Betroffene und Aids-Aktivisten sowie Vertreter von internationalen Organisationen an die Weltöffentlichkeit. Zu der Konferenz werden 25.000 Teilnehmer erwartet.

Julio Montaner, Präsident der Internationalen Aids Gesellschaft (IAS): “Wir hatten die Ziellinie, im Jahr 2010 den generellen Zugang zur Aids-Therapie zu erzielen. Das haben die G8-Staaten verkündet.” Erreicht wird das nicht. Der Aids-Spezialist: “Aber die G8-Länder haben uns nicht erklärt, wie es jetzt weiter gehen soll. Zehn Millionen Menschen warten auf eine Therapie. Geschafft wurde, dass wir fünf Millionen HIV-Positive behandeln. Dabei hat sich gezeigt, dass man mit der Therapie bei einem Ehepartner die Übertragung auf den anderen um 90 Prozent reduzieren können. Und in der Verhinderung der Übertragung von HIV von Mutter auf Kind können wir zu fast 100 Prozent erfolgreich sein. Aus meiner Sicht haben wir mangelnde politische Führung in diesen Fragen. Das müssen wir beseitigen.”

Kritische Situation in Osteuropa
Die Präsidentin der Österreichischen Aids-Gesellschaft, Brigitte Schmied, betonte die kritische Situation in Osteuropa und Zentralasien, was HIV angeht: “Nur 23 Prozent der Menschen, die dort eine Behandlung benötigen, erhalten sie auch. Dort gibt es die am schnellsten wachsende Aids-Epidemie.” Vladimir Zhovtyak, Präsident der osteuropäischen und zentralasiatischen Union der Menschen mit HIV/Aids, berichtete von erschütternden Zuständen in der Region und seiner Heimat, der Ukraine: “Man verletzt das Recht auf Leben. Jeder zweite von uns stirbt an Tuberkulose. Dreimal mehr Menschen würden eine Therapie benötigen als sie diese bekommen.”

2,7 Millionen Neuinfektionen pro Jahr
Ein gemischtes Bild zeichnete der französische Epidemiologe Yves Souteyrand: “Wir hatten im Jahr 2004 noch 2,2 Mio. Todesopfer durch Aids. Im Jahr 2008 waren es zwei Millionen. Das verdanken wir der Therapie. Aber es gibt noch immer pro Jahr 2,7 Mio. Neuinfektionen.

Finanzierungslücke wird größer
Der stellvertretende UNAIDS-Generaldirektor Paul De Lay kritisierte das finanzielle Engagement im Kampf gegen Aids und HIV. 2010 würden rund 26 Milliarden Euro für Maßnahmen benötigt, für die aber nur knapp 16 Milliarden Euro verfügbaren seien. “Diese Lücke wird immer größer werden”, beklagte De Lay. Das Ziel sei ein Nulllevel bei Infektionen, Diskriminierung und Todesopfern, dass sei bei einem Rückgang der Investitionen nicht machbar. Notwendig sei eine vereinfachte und günstigere Behandlung für alle Betroffenen.

Stöger lobt heimisches System
Österreich war auf dem Podium durch Gesundheitsminister Alois Stöger vertreten. Der SPÖ-Politiker lobte das heimische Gesundheitssystem, dass allen eine gleiche Behandlung gewährleiste – einen Grund sich auszuruhen gebe es aber nicht: “Es gibt auch in Österreich noch viel zu tun gegen soziales Aids und gegen Diskriminierung.” Gleichzeitig bot Stöger Osteuropa Unterstützung an, wo “eine hohe Problemlage bei Aids” zu erkennen sei.

Annie Lennox: “Menschen müssen verstehen, wie gefährlich Aids ist”
Sängerin und UNAIDS-Botschafterin Annie Lennox trug bei der Eröffnung als Solidaritätszeichen ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift “HIV POSITIVE”. Sie habe 2003 durch Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela einen direkten Einblick in die Situation Infizierter und Kranker in Südafrika bekommen: “Ich bin ein intelligenter Mensch und gut informiert, aber ich hatte keine Ahnung von der Situation”, so Lennox. “Wir leben hier in einer Art westlicher Blase.” Dies müsse eine Ende haben: “Menschen müssen verstehen, wie gefährlich und wichtig diese Epidemie ist, die keine Grenzen kennt.”

“Keep your promises, we want to live”
Laut wurde es Sonntag am frühen Abend kurz vor der offiziellen Eröffnung. “Keep your promises, we want to live” (Haltet Eure Versprechen! Wir wollen leben, Übers.) skandierten mehr als hundert mit Transparenten, Hupen, Sirenen und Megafonen ausgerüstete Aids-Aktivisten bei einem Demonstrationszug vom NGO-Forum (“Global Village”) in Richtung der Veranstaltungshallen im Messezentrum.

Die Kehrseite der Forderung war auf Plakaten zu lesen: “Broken promises kill – No retreat – Fund Aids” (Gebrochene Versprechen töten – Kein Rückzug – Für Aids muss bezahlt werden, Übers). Damit wurde auf die im Herbst stattfindende Finanzierungsrunde für den Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Malaria und TB Bezug genommen. Hier befürchten Aids-Aktivisten eine Finanzierungsloch von 20 Mrd. US-Dollar in den kommenden drei Jahren. In die Demonstrierenden mengten sich offenbar Bannerträger von Hilfsorganisationen, zum Beispiel von “Ärzte ohne Grenzen”.

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