Abwasseranalyse 2024: Massive Zunahme von Kokain- und Methamphetaminkonsum in Vorarlberg festgestellt

Die abwasserbasierte Drogenanalyse hat sich in Vorarlberg erneut als wertvolles Instrument zur Untersuchung des Konsumverhaltens etabliert. Die Erhebung von 2024, die in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt wurde, ermöglichte einen Vergleich mit der letzten Untersuchung aus dem Jahr 2020. Landesrätin Martina Rüscher unterstrich bei der Präsentation des Berichts die Bedeutung dieser Methode für die Gesundheits- und Sozialpolitik: „Die Ergebnisse sind eine essenzielle Grundlage, um gezielte Maßnahmen zu entwickeln.“
Erstmals wurden neben Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen auch pharmazeutische Wirkstoffe wie Antidepressiva und Schlafmittel analysiert. So konnte ein umfassendes Bild des Substanzkonsums gezeichnet werden, das auch regionale Unterschiede und zeitliche Trends beleuchtet.
Ergebnisse der Analyse: Ein Blick auf Konsumtrends
Die Untersuchung konzentrierte sich auf die 17 größten Kläranlagen Vorarlbergs, die 97 Prozent der Bevölkerung abdecken. Proben wurden sieben Tage lang gesammelt und analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Kokain: Der Konsum stieg seit 2020 um 70 Prozent. Mit 16 Dosen pro 1.000 Personen pro Tag zählt Kokain zu den am zweithäufigsten konsumierten illegalen Substanzen.
- Methamphetamin: Eine besorgniserregende Steigerung um 114 Prozent wurde registriert, insbesondere in urbanen und touristisch geprägten Regionen.
- Cannabis: THC bleibt die meistgenutzte illegale Substanz, jedoch ging der Konsum um 20 Prozent zurück.
- MDMA: Der Konsum fiel um 27 Prozent und liegt nun unter dem österreichischen Durchschnitt.
- Alkohol: Pro Tag wurden durchschnittlich 7,5 Tonnen reiner Alkohol konsumiert – das entspricht 0,7 Standardgläsern pro Person.
- Nikotinkonsum: Der tägliche Konsum entsprach dem Gehalt von drei Zigaretten pro Person, was auf eine Raucherquote von etwa 20 Prozent schließen lässt.
Pharmazeutische Wirkstoffe unter der Lupe
Erstmals wurden auch Arzneimittel wie Antidepressiva und Schlafmittel untersucht.
- Paracetamol: Jede zehnte Person nutzte dieses Schmerzmittel, das häufig bei Alltagsbeschwerden eingesetzt wird.
- Antidepressiva: Etwa drei Prozent der Bevölkerung nehmen Wirkstoffe wie Venlafaxin ein, was auf eine gute ärztliche Versorgung hindeutet.
- Schlafmittel: Rund 1,5 Prozent nutzten Präparate wie Zolpidem.
Diese Entwicklungen zeigen sowohl neue Herausforderungen als auch potenzielle Erfolge in der Drogenprävention auf. „Die Abwasseruntersuchung unterstreicht die Notwendigkeit unserer etablierten Beratungs- und Behandlungseinrichtungen in Vorarlberg.
"Vorarlberg nicht nur Genussland, sondern auch Konsumland"
Denn Vorarlberg ist nicht nur ein Genussland, sondern weiterhin (auch) ein Konsumland“, betont Philipp Kloimstein. Die Ergebnisse für Alkohol, Nikotin und die illegalen Substanzen – insbesondere die Zunahme von Kokain – überraschen aus Expertensicht nicht, sondern decken sich mit dem klinisch-therapeutischem Alltag. Gesellschaftlich zeuge das Konsumverhalten aber von unterschiedlichen Problemfeldern und unterstreiche ein breites Konsumverhalten quer durch alle Gesellschaftsschichten.
„Hier gilt es genau hinzuschauen und auch weitere Angebote zu etablieren, denn schlussendlich geht es immer um einzelne Menschen mit ihren jeweiligen Lebensgeschichten. Und es geht natürlich auch um ein soziales Umfeld mit insbesondere Angehörigen. Hier bringen Abhängigkeitserkrankungen doch immer noch beachtliches Leid und Belastungen mit sich – das gilt es fachlich-therapeutisch zu lindern“, führt der Primar der Stiftung Maria Ebene aus.
(VOL.AT)