Abtritt ohne große Worte
Am Samstag ist beim alpinen Weltcupfinale in Aare eine große Ski-Karriere zu Ende gegangen. Die Niederösterreicherin verabschiedete sich mit einem 13. Platz im Riesentorlauf von der Bühne, auf der sie mehr als ein Jahrzehnt eine verlässliche Darstellerin war. Unspektakulär war der Abschied, weil alles andere nicht ihre Art gewesen wäre.
Schon nach dem ersten Lauf hatte der treue Dorfmeister-Fanklub im Zielraum ein Happy Birthday angestimmt, die Neo-Ski-Pensionistin wird am 25. März 33 Jahre alt. An diesem Tag hat sie auch ihren letzten offiziellen Start am Semmering im Rahmen des Ski Charity Fanclub & Michaela Dorfmeister Last Race. Am Samstag in Zentralschweden hatten viele ihrer Anhänger Tränen in den Augen, manchen kam es da gelegen, dass der Regen die Spuren in ihren Gesichtern verwischte. Auch der Himmel weint heute, meinte ein Fan frühmorgens, als er in der Kälte und im Wind durch den Schneematsch in Richtung Zielraum zum letzten Anfeuern marschierte.
Dorfmeister lag nach dem ersten Durchgang an neunter Stelle. Im Finale ließ sie ihre Fans mit einem Rutscher am Zielhang kurz aufschrecken, brachte aber einen 13. Platz ins Ziel. Sofort streifte sie sich ihr Abschieds-Leiberl über, winkte ein paar Mal lächelnd in die Menge und flüchtete sich dann mit Tränen in den Augen in die Arme ihres Freundes Andreas. Minutenlang verharrte sie dort. Ich hab in den vergangenen Tagen alles gesagt, es gibt nichts mehr zu sagen, meinte sie kurz darauf und begann ihre Ski-Tasche zu packen.
Michaela Dorfmeister hat in ihrer Karriere drei Olympia- (2 Gold/1 Silber) und vier WM-Medaillen (2 Gold/1 Silber/1 Bronze) gewonnen. 2002 holte sie die große Kugel für den Triumph im Gesamtweltcup, den sie heuer als Dritte hinter der Kroatin Janica Kostelic und der Schwedin Anja Pärson beendete. Fünf kleine Kristallkugeln (2 Super G, 2 Abfahrt, 1 Riesentorlauf) gehen ebenfalls auf das Erfolgskonto von Österreichs Sportlerin des Jahres 2003, dazu kamen 25 Weltcup-Siege (7 Abfahrt/10 Super G/8 Riesentorlauf).
Viele werden Michaela Dorfmeister als großartige Skirennläuferin, faire Sportlerin und professionelle Interviewpartnerin vermissen. Für die Jüngeren im ÖSV-Damen-Team war sie eine bodenständige Leitfigur: Sie hatte eine großartige letzte Saison, beeindruckend. Ich bin ein bisschen traurig, dass sie aufhört, aber es ist ein guter Zeitpunkt, denke ich. Wir werden hoffentlich würdige Nachfolgerinnen, sagte die Tirolerin Nicole Hosp, die für wahr das Potenzial dazu hat.