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Abteil Nr. 6 - Kritik und Trailer zum Film

Für Archäologiestudentin Laura läuft vieles anders als gedacht. Eigentlich wollte die Finnin mit ihrer Partnerin in den russischen Norden reisen, um die Felsmalereien von Murmansk anzuschauen. Doch ihre Lebensgefährtin lässt sie hängen. Laura fährt also alleine und trifft im Zugabteil den russischen Bergarbeiter Ljoha. Mit Atmosphäre, Witz und viel Wärme trotz der eiskalten Umwelt wird von der Begegnung zweier Menschen erzählt, die sehr unterschiedlich sind.

Im Abteil Nr. 6 kann es eng werden. Dann etwa, wenn auf der mehrtägigen Fahrt mit der Murmanbahn eine junge finnische Archäologin (Seidi Haarla) und ein russischer Minenarbeiter (Yuriy Borisov) die wenigen Quadratmeter des Schlafabteils miteinander teilen müssen. Juho Kuosmanen gewann mit seinem unspektakulären Film über die Begegnung zweier ungleicher Menschen in Cannes ex aequo den Großen Preis der Jury. Am Freitag läuft das Werk nun in den heimischen Kinos an.

Abteil Nr. 6 - Kurzinhalt zum Film

Bereits der Abschlussfilm des 1979 geborenen finnischen Regisseurs und Drehbuchautors wurde in Cannes prämiert, und auch sein Film "The Happiest Day in the Life of Olli Mäki" hat an der Croisette vor fünf Jahren einen Preis gewonnen. "Abteil Nr. 6" ("Hytti nro 6") setzte diese erstaunliche Erfolgsserie fort, obwohl die Kälte, Ausgesetztheit und Einsamkeit, die der Film ausstrahlt, das Publikum nicht warm umfängt.

Die von ihrer mondänen Moskauer Freundin Irina verlassene Studentin Laura will zu in Fachkreisen hochgerühmten, doch nur schwer zugänglichen Felszeichnungen; der Glatzkopf Ljoha fährt zu seiner Arbeitsstätte. Die Narration scheint vorgezeichnet: eine Variation auf Boy meets Girl entlang eines mehrere tausend Kilometer langen Schienenstrangs. Es gibt Tee und Wodka, Zwiebel und Käse, kratzige Pullover und feuchte Socken - immer, wenn die Tür zu "Abteil Nr. 6" aufgeht, ist man froh, dass das Geruchskino noch nicht erfunden wurde.

Abteil Nr. 6 - Die Kritik

Sowohl als Reise- wie als Beziehungsfilm ist der Streifen ungewöhnlich. Noch beim unscheinbarsten Provinznest wird ein längerer Aufenthalt eingelegt. An einem dieser Zwischenstopps findet sich Laura plötzlich in einer von Ljoha "ausgeborgten" alten Klapperkiste auf der Fahrt über vereiste einsame Straßen zu seiner Mutter. Eine Episode, die an Kuosmanens großen Landsmann Aki Kaurismäki erinnert.

Bei der Verfilmung des 2011 mit dem wichtigsten finnischen Literaturpreis, dem Finlandia-Preis, ausgezeichneten Romans von Rosa Liksom geht Kuosmanen kein Experiment ein und hält sich einfach ganz nahe an seine beiden Protagonisten. Überraschend abenteuerlich wird es dann jedoch an der Endstation der Reise.

Nicht nur Ljoha zeigt sich da von einer ganz neuen Seite, auch das Transportmittel wird - nach mehreren Tagen Aufenthalt in einem unglaublich tristen Pensionszimmer - gewechselt. Plötzlich finden sich Laura und Ljoha auf einem Schiff in der arktischen See wieder. Das könnte fast romantisch sein, wenn da nicht die eisige Kälte und der hohe Seegang wären.

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(APA/Red)

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