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Abt mit Apple und Gebet

Graz/Hohenems -&nbnsp; Dem ältesten Zisterzienserkloster der Welt steht der Hohenemser Christian Feurstein vor.

Er hat am Montag die letzten Habseligkeiten aus dem Heiligenkreuzer Priorat geräumt. Ein paar Bücher, Wäsche. „Und den Computer, ohne den geht es ja nicht mehr.“ Pater Christian Feurstein tritt sein Amt als Abt von Stift Rein mit Apple-Workstation und Laptop an.

„War ein Träumer“

Er hätte ja gar nicht Mönch werden sollen. Jedenfalls nicht so früh. Als der Steyler Missionar Peter Lehnherr ihn 1977 mitnahm auf einen Einkehrtag nach St. Gabriel, und sie von Mödling aus einen Tag lang die alte Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz besuchten, war‘s um ihn geschehen. „Es gab kein Berufungserlebnis, in dem mich Gott wie Saulus vom Ross geworfen hätte.“ Im Gegenteil war Christian Feurstein „ein bisschen ein Träumer“. Die Eltern fürchteten, „ich hätte zu oft den Nonnenfilm mit Audrey Hepburn gesehen“. Aber die tritt nach 149 Minuten aus dem Kloster aus, Christian Feurstein dagegen blieb bis heute über 33 Jahre lang den Zisterziensern treu. Er trat gemeinsam mit dem heutigen Abt Gregor Henckel-Donnersmarck in Heiligenkreuz ein. 1988 entsandte der Konvent Feurstein und drei Mitbrüder nach Bochum, um im Ruhrgebiet ein neues Kloster zu gründen. In Heiligenkreuz war Christian Feurstein zuletzt als Prior und Novizenmeister tätig.

Klosterleben publik gemacht

Heiligenkreuz floriert. 85 Patres leben dort. Die niederösterreichische Abtei mit eigener theologischer Hochschule hat längst ihren Platz auf YouTube und Facebook gefunden. Die CD mit Mönchsgesang hat sich eine Million Mal verkauft. Wie Heiligenkreuz beschäftigt auch das steirische Stift Rein längst einen verantwortlichen Mönch für Öffentlichkeitsarbeit. Denn Rein bei Graz ist ein begehrtes Reiseziel, nicht nur der historischen Säle wegen oder im Gedenken an den tschechischen Komponisten Leo Janacek. Drei Fugen aus seiner Hand sind vor zwei Jahren im Stift entdeckt worden. So wie das Grabmal des Markgrafen Leopold I. von Steyer. Der Vater der Steiermark hat Stift Rein 1129 als 38. Zisterzienserkloster der Welt gestiftet. Da die 37 vor Rein gegründeten Klöster im Lauf der Geschichte aufgelöst worden sind, ist Rein heute das weltälteste (aktive) Zisterzienserkloster. Macht ihn so viel Verantwortung nicht ein wenig schwindlig? „Jedes Amt in der Kirche ist ein Dienstamt“, entgegnet Abt Christian. Das fällt freilich nicht immer leicht. Eine ältere Vorarlberg-Verbindung fällt in die düsteren 1970er Jahre: Der Mehrerauer Abt Kassian Lauterer half damals als Visitator den Scherbenhaufen zusammenzukehren, den der Lebemann Abt Paulus Rappold in Rein hinterlassen hatte. Aber das ist Schnee von gestern. Dem Stift geht es heute gut. Dass Sturmtief Paula 2008 im 1800 ha großen Forst von Rein gewütet hat, führte zu großangelegten Holzverkäufen, die lecke Kassen stopfen halfen. Am 21. August nimmt der neue Abt aus Hohenems Mitra und Bischofsstab zur Hand. Sein Wahlspruch lautet: „Christum semper ante oculos“ – Christus immer vor Augen.


zur Person
Christian Feurstein: Der Heiligenkreuzer Mönch wurde zum Abt von Stift Rein gewählt.
Geboren: 1958 in Hohenems
Ausbildung: Noviziat und Theologiestudium in Stift Heiligenkreuz
Laufbahn: 1983 Priesterweihe, 1988 Neugründung eines Klosters in Bochum, Novizenmeister und Prior in Bochum-Stiepel, ab 2004 Prior in Heiligenkreuz, nun Abt in Stift Rein.

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