Abschneiden der FPÖ bei der EU-Wahl 2019: Konsolidierungskurs durch "Ibizagate" eingebremst
Das Ibiza-Video ihres nunmehr ehemaligen Vizekanzlers und Parteichefs Heinz-Christian Strache hat der FPÖ bei der EU-Wahl zwar keinen Megacrash wie 2004 beschert. Aber sie stieg weit schlechter aus als ihr die Umfragen zuvor versprachen – und erlitt statt des erwarteten Zuwachses auf gut über 20 Prozent ein Minus. Ein solches war bei den 28 Wahlen seit dem Ende von Schwarz-Blau-Orange 2006 die Ausnahme.
FPÖ: Rund um HC Strache aufgebaut
Denn seither konsolidierte sich die damals reihum zurückgestutzte FPÖ mit ihrem neuen Parteichef Strache auf allen Ebenen. Nur bei vier Landtagswahlen verlor sie Stimmenanteile – massiv 2013 in Kärnten, wo sie für die aufgebrochenen Skandale und Affären abgestraft wurde und mit minus 28,04 Prozentpunkten vom Landeshauptmannsessel gestoßen wurde. Wesentlich geringer fielen die Verluste in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg 2013/14 aus – und sie wurden bei den nächsten Wahlen (Vorarlberg wählt erst heuer im Herbst) durch stärkere Zuwächse wieder ausgeglichen.
Bei den Nationalratswahlen nahmen die Freiheitlichen schon 2013 die 20er-Marke, 2017 bauten sie auf 25,97 Prozent aus – und Sebastian Kurz (ÖVP) ging mit ihnen zusammen. In der jetzt türkis-blauen Regierung lief es zwar wesentlich besser für die FPÖ als Anfang der 2000er mit Wolfgang Schüssel – aber die Veröffentlichung von Video-Aufnahmen mit Strache aus dem Jahr 2017 beendete die Harmonie jäh. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass die ÖVP nach der Neuwahl im September wieder mit der FPÖ zusammengeht. Ob es dann eine ausreichende Mehrheit gibt, hängt davon ab, wie sich die FPÖ unter ihrem neuen Obmann Norbert Hofer (der 2016 die Bundespräsidentenwahl verlor) entwickelt.
EU-Wahl 2019: Traum von Platz 2 geplatzt
Den Traum von Platz 2 musste die FPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Harald Vilimsky jedenfalls bei der jetzigen EU-Wahl – wie zuvor schon bei der Nationalratswahl – wieder begraben; sie landete einmal mehr mit deutlichem Abstand (mehr als fünf Prozentpunkte) hinter der SPÖ. In Wien und der Steiermark – die 2020 beide Landtagswahlen am Programm haben – musste die FPÖ den bei der EU-Wahl 2014 eroberten zweiten Platz wieder räumen; in der Steiermark zugunsten der SPÖ; in Wien fiel sie sogar hinter ÖVP und Grüne auf Platz 4 zurück. In Vorarlberg (mit Landtagswahl im September) nahmen die NEOS der FPÖ Platz 3 ab. Nur im rot-blau regierten Burgenland – das im Jänner 2020 wählt – hielt sich die FPÖ fast unverändert auf Platz 3.
Die Ergebnisse der FPÖ bei Nationalrats- und Landtagswahlen seit 2008:
Wahl Datum Stimmen St.anteil +/- Anteil absolut Prozent Prozentp. NÖ 09.03.2008 105.748 10,47 +5,98 TIROL 08.06.2008 41.788 12,41 +4,44 NR 28.09.2008 857.029 17,54 +6,50 KÄRNTEN 01.03.2009 159.926 44,89 +2,46 (BZÖ/FPK) SALZBURG 01.03.2009 36.845 13,02 +4,33 EU 07.06.2009 364.207 12,71 +6,40 VORARLBERG 20.09.2009 44.562 25,12 +12,18 OÖ 27.09.2009 130.937 15,29 +6,89 BURGENLAND 30.05.2010 16.970 8,98 +3,23 STEIERMARK 26.09.2010 70.708 10,66 +6,10 WIEN 10.10.2010 194.517 25,77 +10,94 KÄRNTEN 03.03.2013 54.634 16,85 -28,04 NÖ 03.03.2013 80.122 8,21 -2,26 TIROL 28.04.2013 29.594 9,34 -3,07 SALZBURG 05.05.2013 45.387 17,03 +4,01 NR 29.09.2013 962.313 20,41 +2,97 EU 25.05.2014 556.835 19,72 +7,01 VORARLBERG 21.09.2014 39.892 23,42 -1,70 BURGENLAND 31.05.2015 27.964 15,04 +6,06 STEIERMARK 31.05.2015 173.332 26,76 +16,10 OÖ 27.09.2015 263.985 30,36 +15,29 WIEN 11.10.2015 256.448 30,79 +5,02 NR 15.10.2017 1.316.442 25,97 +5,46 NÖ 28.01.2018 134.085 14,76 +6,55 TIROL 25.02.2018 49.727 15,53 +6,19 KÄRNTEN 04.03.2018 67.538 22,96 +6,11 SALZBURG 22.04.2018 47.194 18,84 +1,81 EU 26.05.2019 578.454 18,09 -1,63 vorl. Ergebnis ohne Briefwahl BP-Wahl 2016 N. Hofer 04.12.2016 2.124.661 46,21 Prozent Stichwahl (APA/Red)