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Abschied eines Inspektors

Bregenz/VN - Neopensionist Bernd Doppler hat geschafft, was nicht jeder Beamte schafft: ein Original zu werden.
Bernd Doppler nimmt Abschied

„Des woan no Zeitn“, sagt Bernd Doppler lachend in breitem Steirisch. An seinem letzten Tag als Chef des Arbeitsinspektorats steht er im Gang vor seinem Büro und zeigt auf das weltberühmte Foto mit den Bauarbeitern, die in schwindelerregender Höhe auf dem schmalen Gerüst eines in Bau befindlichen New Yorker Wolkenkratzers Rast machen. Um sie herum nur Luft und Himmel.

„Klaner“ Koffer

Der gebürtige Knittelfelder ist mit einer gesunden Portion Humor gesegnet. Und mit einer Persönlichkeit, die ihn als Chef aller Vorarlberger Arbeitsinspektoren zu einem Original werden ließ. Natürlich hat das auch mit seiner Biografie zu tun. Die Geschichte des „Steirerbuas“, der, obwohl ein studierter Kunststofftechniker, im Krisenjahr 1975 keinen Job in seiner Heimat fand. Dem man dann am Arbeitsamt sagte, er solle nach Vorarlberg. Da hätten sie was am Arbeitsinspektorat. „Ich weiß noch, wie meine Freunde damals lachten. ‚Nimm nur an klanen Koffer mit, bist eh bald wieder z’Haus“.

Er blieb

Doch Bernd Doppler musste bald all seine Habseligkeiten aus der Heimat in den äußersten Westen schleppen. Denn seine Tätigkeit am Arbeitsins­pektorat entpuppte sich als Stelle für ein ganzes Arbeitsleben. Zum geachteten Partner wurde der heute 60-Jährige, „weil ich immer den Weg zu den Menschen und den Unternehmern suchte. Ich hab mich nicht einfach hinter Paragraphen versteckt.“ Dabei gibts von denen heutzutage schon so viele, dass man selbst den nicht unbedingt gertenschlanken Doppler nie mehr finden würde, wollte er sich tatsächlich hinter diesen verstecken. „Mit 36 Kilo Gesetzestexten hat’s ein Junger, der bei uns anfängt, heute zu tun“, macht Doppler deutlich.

Hobby-Musiker

Der Hobby-Musiker ist stolz auf das Sicherheitsbewusstsein zahlreicher Unternehmer im Land. „Wir konnten die Arbeitsunfälle in Vorarlberg auf 3500 jährlich halbieren. Wir registrieren im Ländle pro tausend Arbeiter nur halb so viele Unfälle wie in einigen anderen Bundesländern. Es ist uns im Tunnelbau gelungen, die Zahl der tödlichen Unfälle dramatisch zu reduzieren.“ Stolz ist Doppler vor allem auch auf die zahlreichen menschlichen Begegnungen, bei denen er aus Gegnern Partner machen konnte. Und das ohne mit der Gesetzeskeule auf Widersacher einzudreschen.

Er bleibt aktiv

Bernd Doppler geht gerne in Pension. „Schließlich heißt das bei mir ja nicht, dass ich zu arbeiten aufhöre. Ich werde als Kursleiter für diverse Erwachsenenkurse im Bereich Sicherheit tätig bleiben. Nur den Sommer und einen Monat im Winter gebe ich mir selber frei“, hat der Arbeitsinspektor in Ruhe seine Strategie festgelegt. Den letzten offiziellen Diensttag lässt Doppler emotionslos verstreichen. „Wenn ich heut Schluss mache, geh ich nach Hause und bereite meine Unterlagen für die morgigen Kurse vor. Da bin ich nämlich als Lawinenspreng-Experte unterwegs.“ Knochenarbeit am ersten Tag danach – auch so kann man in Pension gehen.

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