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Abkühlung für junge Hitzköpfe

©VMH/ Bernd Hofmeister
Lustenau - Großes Interesse am Projekt „Cool_down“. Wolfgang Burtscher arbeitet erfolgreich.

Dreimal wurde der Bursche vom Unterricht suspendiert. Anders wussten sich die Pädagogen gegen die gewalttätigen Ausbrüche des Schülers nicht mehr zu wehren. Dann probierte es der jugendliche Hitzkopf mit einem „Cool_down”. Und es nützte. Lammfromm ist der 14-Jährige noch immer nicht, aber er weiß sich jetzt anders auszudrücken als nur mit Faustschlägen. Was auch seinen Lehrern positiv aufgefallen ist. Heute gibt es eine zusätzliche Bestätigung in Form eines Zertifikats. Insgesamt sieben Buben haben das zum dritten Mal vom Ambulanten Familiendienst des Vorarlberger Kinderdorfs angebotene Sozialkompetenztraining mit Erfolg absolviert. Nun soll die Aktion ausgeweitet werden.

Wichtiges Signal

Zehn Nachmittage zu jeweils drei Stunden, und das über drei Monate hinweg: „Freude haben die Burschen keine”, bestätigt Wolfgang Burtscher, der gemeinsam mit Markus Maier das Projekt „Cool_down” betreut. Abgesehen davon, dass sie ihre Freizeit dafür opfern müssen, werden sie auch gnadenlos mit dem konfrontiert, was sie getan haben. Denn: „Der Täter muss sich ändern, nicht seine Umgebung”, skizziert Maier das klare Ziel. Anfragen kommen vor allem aus den Schulen. „Die Jugendlichen sind nicht schlechter geworden”, relativiert Burtscher. Er sieht das gesteigerte Interesse vielmehr als Signal der Gesellschaft, dass sie Gewalt nicht mehr duldet. „Und das ist gut so.” Im Training geht es darum, den Jugendlichen ihre Verantwortung bewusst zu machen und ihnen Alternativen zu vermitteln. „Deshalb analysieren wir die Mechanismen, die zur Gewalt führen, sehr genau”, so Wolfgang Burtscher. In Rollenspielen, die aus persönlichen Vorkommnissen der jungen Leute resultieren, werden dann Lösungen für schwierige Alltagssituationen erarbeitet. „Eigentlich gilt es eine Konfliktkultur zu entwickeln”, bringt es sein Kollege auf den Punkt. Vielen Kindern fehle es nämlich an der Stärke, sich anders als mit Gewalt gegen Abwertungen und Kränkungen zu schützen, haben die beiden Diplomsozialarbeiter festgestellt. Aus diesem Grund ist die Steigerung des Selbstwerts ein wichtiger Punkt bei „Cool_down”.

Anstrengende Arbeit

Die Arbeit mit dem zu Ausbrüchen neigenden Nachwuchs beschreiben beide als interessant, aber sehr anstrengend. „Man muss die Buben mögen”, sagt Wolfgang Burtscher, vorher Tischler und Polizist, ehe er in der Sozialarbeit seine Heimat gefunden hat. Sonst gehe nichts. Doch Aussagen wie „es hat mir etwas gebracht, aber ich möchte es nicht mehr machen”, motivieren stets aufs Neue. „Sie zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind”, meint Markus Maier. Und nicht zuletzt zeugen auch die vielen positiven Rückmeldungen von Eltern und Lehrern davon. Infos zum Projekt unter Tel. 05577/86423 oder E-Mail: afdlu@voki.at.

 

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