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Würdest du mit einem Roboter schlafen? Jeder Fünfte sagt: Ja!

Wie Technologie unsere Sexualität verändert – und was uns laut Forschern in den kommenden Jahrzehnten erwartet.
Wie Technologie unsere Sexualität verändert – und was uns laut Forschern in den kommenden Jahrzehnten erwartet. ©CANVA
Vom Flirt mit KI bis zur Roboter-Ehe: Technik verändert unser Liebesleben schneller, als vielen bewusst ist. Was heute wie Science-Fiction klingt, könnte schon bald Alltag im Schlafzimmer sein.

Die Digitalisierung verändert nicht nur unseren Alltag – sie macht auch vor dem Schlafzimmer nicht halt. Der technologische Wandel bringt neue Formen der Intimität hervor. Besonders im Fokus: der Sex mit Robotern. Und was heute noch futuristisch klingt, könnte schon bald Teil unseres Alltags sein.

Vom Pornostream zur Roboterliebe

Dass Technologie unsere Sexualität beeinflusst, ist längst Realität. Online-Pornografie, virtuelle Flirts und interaktive Webcam-Angebote sind für viele Menschen selbstverständlich geworden. „Viele finden ihre Sexualpartner mittlerweile online oder tauschen sich sexuell über digitale Kanäle aus“, erklärt Dr. John Danaher im Gespräch mit TECHBOOK. Der Jurist von der National University of Ireland ist Autor des Buchs Robot Sex: Social and Ethical Implications – und überzeugt davon, dass wir erst am Anfang stehen.

Ein nächster logischer Schritt: Sex-Roboter. Sie sehen Menschen täuschend ähnlich, bewegen sich animiert und reagieren auf Berührung. Ihre Verbreitung nimmt zu – und mit ihr die gesellschaftliche Diskussion.

Jeder Fünfte in Deutschland wäre dabei

Laut der Studie Homo Digitalis, einer Kooperation von BR, Arte, ORF und dem Fraunhofer IAO, kann sich rund jeder fünfte Deutsche vorstellen, mit einem Sexroboter zu schlafen. Noch spannender: Über die Hälfte der Befragten würde es akzeptieren oder zumindest in Erwägung ziehen, wenn der eigene Partner sich auf ein Roboter-Abenteuer einließe.

Aber: Gefühle bleiben dabei meist außen vor. Nur etwa sechs Prozent gaben an, sich auch eine romantische Beziehung mit einem Roboter vorstellen zu können. „Das spricht dafür, dass Sexroboter eher als Spielzeug denn als Ersatz für menschliche Beziehungen wahrgenommen werden“, so Kathrin Pollmann vom Fraunhofer IAO.

Auch in Europa zeigen sich ähnliche Tendenzen. Zwischen zehn und vierzig Prozent der Männer könnten sich laut Ethikprofessor Thomas Beschorner (Universität St. Gallen) Sex mit einem Roboter vorstellen. „Das ist mehr als ein Fetisch“, sagt er gegenüber dem SRF.

Eine Frage des Geldes – und der Zukunft

Noch sind Sexroboter Nischenprodukte – teuer und technologisch begrenzt. Doch das dürfte sich bald ändern. Zukunftsforscher Dr. Ian Pearson geht davon aus, dass bereits ab 2050 viele Haushalte einen Sexroboter besitzen werden – zunächst vor allem in einkommensstarken Haushalten. Langfristig könnte der Roboter-Sex sogar beliebter werden als jener mit Menschen, glaubt Pearson.

Bereits 2030 soll virtueller Sex so alltäglich sein wie heute der Pornokonsum. Und bis 2035, so die Prognose, werden die meisten Menschen interaktive Sextoys besitzen, die in der virtuellen Realität funktionieren.

Warum Menschen weiterhin Menschen bevorzugen – vorerst

Ganz verdrängen werden Roboter ihre menschlichen Pendants wohl nicht. „Es gibt tiefe biologische und evolutionäre Gründe, warum viele Menschen menschliche Partner bevorzugen“, meint John Danaher. Trotzdem erkennt er Vorteile: Sexroboter könnten sexuelle Vielfalt fördern, einsame Menschen unterstützen oder neue Möglichkeiten innerhalb von Beziehungen schaffen.

Zudem könnten sie die klassische Prostitution verändern. „Ich bin ziemlich sicher, dass es Roboter-Prostituierte geben wird“, so Thomas Beschorner zum SRF.

Zwischen Begleitung und Bedrohung

Doch nicht alle sehen diese Entwicklung positiv. Kritiker wie die Robotik-Psychologin Martina Mara warnen vor problematischen Dynamiken: „Diese Roboter führen nur aus, was man ihnen befiehlt. Sie sind im Grunde eine Art Sklavin“, sagt sie. Danaher wiederum sieht die Gefahr, dass durch Sexroboter soziale Isolation zunimmt und zwischenmenschliche Beziehungen weiter erodieren.

Auch könnten durch die Entwicklung neue Formen von Missbrauch entstehen – etwa virtuelle Übergriffe oder die Festigung problematischer Frauenbilder. Gerade die stereotype Darstellung weiblicher Roboter wirft ethische Fragen auf.

Wenn Menschen Roboter heiraten

Klingt absurd? Ist es nicht. Der Japaner Akihiko Kondo hat es vorgemacht. Er heiratete eine Hologramm-Figur namens Hatsune Miku – ohne Unterstützung seiner Familie, aber mit offizieller Urkunde des Herstellers.

Adrian Cheok, Professor für Informatik in London, hält es für möglich, dass ab 2050 auch in westlichen Ländern Ehen zwischen Mensch und Roboter legalisiert werden. Seine Begründung: „Wenn du das Gefühl hast, ein Roboter liebt dich, fühlt es sich wie echte Liebe an.“ Er zieht den Vergleich zu einst gesellschaftlich tabuisierten Partnerschaften, etwa zwischen gleichgeschlechtlichen oder interethnischen Paaren.

(VOL.AT)

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