Aus für das Verbrenner-Aus? EU prüft Lockerung
Als die EU-Kommission 2021 ihren "Green Deal" vorstellte, schien der Weg klar: Ab 2035 sollten nur noch Neuwagen zugelassen werden, die keine CO2-Emissionen verursachen – also Elektroautos. Damals setzten die Hersteller auf raschen Wandel. Heute, vier Jahre später, ist die Euphorie verflogen.
Denn der Absatz von E-Autos hinkt hinterher. Förderungen wie die deutsche Kaufprämie sind ausgelaufen, günstige Einstiegsmodelle fehlen und die Ladeinfrastruktur lässt vielerorts zu wünschen übrig. In der Praxis bedeutet das: Das Ziel, binnen eines Jahrzehnts vollständig auf Elektroantrieb umzustellen, wankt.
Kommt statt des Verbrennerverbots nur ein 90-Prozent-Ziel?
Am 16. Dezember will die EU-Kommission auf die schleppende Entwicklung reagieren – mit einem Änderungsvorschlag zu den CO2-Grenzwerten für Neuwagenflotten. Erwartet wird eine Lockerung der Vorschriften. EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) plädiert etwa für ein Reduktionsziel von 90 statt 100 Prozent. Damit könnten auch nach 2035 weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen werden – solange sie zusätzliche CO2-neutrale Antriebe wie Elektro- oder Hybridtechnologien nutzen.
Schon jetzt erlaubt ein Passus im EU-Rechtsrahmen Ausnahmen für Fahrzeuge, die mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden. Doch diese sind derzeit weder flächendeckend verfügbar noch bezahlbar.
Österreich: Jeder Fünfte kauft ein E-Auto – aber noch keine Mehrheit
Ein Blick auf Österreich zeigt, wie weit der Weg zur Elektromobilität noch ist: Von Jänner bis November 2025 wurden laut Statistik Austria rund 56.000 E-Autos neu zugelassen – das entspricht einem Marktanteil von 21,3 Prozent. Die Mehrheit fährt aber weiterhin mit Benzin (73.707 Neuwagen), Diesel (31.028) oder Hybridantrieb (rund 100.000). Insgesamt sind derzeit nur 3,8 Prozent aller Pkw in Österreich elektrisch unterwegs.
Hersteller rudern zurück
Auch die Autobauer selbst treten inzwischen auf die Bremse. Mercedes-Benz hat sein Ziel revidiert und will nun "mindestens 50 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge" – inklusive Plug-in-Hybride – bis 2030 verkaufen. Porsche und VW haben ihre ehrgeizigen Pläne für E-Auto-Absätze deutlich zurückgenommen. Lediglich BMW hält an seinem 50-Prozent-Ziel fest.
Die Zahlen zeigen: Ende Oktober lag die E-Quote bei Porsche bei 23 Prozent, bei BMW bei 18 Prozent, bei Mercedes bei knapp neun Prozent – und im gesamten VW-Konzern sogar nur bei elf Prozent.
Industrie fordert Technologieoffenheit – Umweltverbände warnen
Die Autoindustrie fordert nun offiziell eine Abschwächung der Ziele. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht sich dafür aus, das Reduktionsziel auf 90 Prozent zu senken – um etwa Plug-in-Hybride und Range-Extender auch nach 2035 zulassen zu können. Gleichzeitig sollen Kraftstoffanbieter stärker verpflichtet werden, klimaneutrale Kraftstoffe bereitzustellen.
Doch Umweltverbände wie Transport & Environment schlagen Alarm: Plug-in-Hybride würden in der Praxis oft nicht geladen – und damit deutlich mehr CO2 ausstoßen als angegeben. Außerdem seien synthetische Kraftstoffe derzeit kaum verfügbar und sehr teuer.
(VOL.AT)