"Ecce Homo": Künstler Valentin Oman feiert seinen 90er
Der Kärntner Slowene wurde am 14. Dezember 1935 in St. Stefan/Steben bei Villach geboren. Er besuchte das katholische Stiftsgymnasium in Tanzenberg bei Klagenfurt, wo auch Peter Handke zur Schule ging. "Ich hätte ja Priester werden sollen", erinnert er sich, allerdings wandte er sich dann doch lieber der Kunst zu. Von 1958 bis 1962 studierte er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, er war bei Hilda Schmid-Jesser in der Meisterklasse für Malerei. 1963 beschäftigte er sich intensiv mit Druckgrafik und absolvierte eine Spezialklasse dafür bei Professor Riko Debenjak an der Akademie für bildende Kunst in Laibach/Ljubljana.
Grafik habe ihn immer schon sehr interessiert, so der Künstler, der Fresken und Reliefs ebenso geschaffen hat wie Glasfenster für Kirchen. "Dabei habe ich meine eigene Technik gesucht, denn mir war von Anfang an klar, dass ich die Bleiglas-Arbeiten der alten Meister nicht einfach nachmachen kann." Er entwickelte eine Relieftechnik, die dazu führt, dass die Glasarbeiten sich bei jeder Veränderung des Betrachtungswinkels zu bewegen scheinen. Ein schönes Beispiel dazu ist in der Pfarrkirche Finkenstein, nur einige 100 Meter von Omans Atelier entfernt, zu sehen, wo er sechs Fenster gestaltet hat.
Politisch engagiert
So umgänglich und offen Oman im Gespräch ist, so streitbar kann er sein, wenn es um den Umgang der Politik mit seiner Muttersprache, dem Slowenischen, und seiner Volksgruppe geht. "Eigentlich sollte sich ein Künstler ja nur mit seiner Malerei beschäftigen, aber das gelingt mir nicht", meinte er einmal.
In dem Porträtfilm "Valentin Oman - Eine Spurensuche" von Martin Traxl und Tatjana Berlakovich, den ORF 2 am Montag, 15. Dezember, um 23.15 Uhr ausstrahlt, sieht man nicht nur die jüngste Aufstellung von Bronzestelen mit zweisprachigen Kärntner Ortsnamen, mit denen er die "Ortstafellösung" kritisiert, sondern in Archivaufnahmen auch eine "Club 2"-Konfrontation zwischen ihm und dem damaligen Landeshauptmann Jörg Haider, der ihm einmal ausrichtete, wenn ihm hier etwas nicht passe, solle er sich "über den Loibl schleichen" (also nach Slowenien auswandern, Anm.). Oman stellte daraufhin jahrelang nicht in Kärnten aus. Erst 2010 fand in Villach eine große Personale an drei Standorten statt.
Auftragsarbeiten und Arbeitswände
Eine Vielzahl von Omans Arbeiten geht auf Aufträge zurück - unter anderem für das Bundesgymnasium für Slowenen in Klagenfurt, die Aufbahrungshalle am Klagenfurter Friedhof Annabichl oder die Kirchen in Tanzenberg, Bad Eisenkappel, St. Jakob im Rosental oder in Wasserhofen bei Kühnsdorf.
"Ecce Homo" hieß nach einem wichtigen Zyklus des Künstlers die Schau bei Bratislava, und die tiefe Auseinandersetzung mit dem Menschsein prägt Omans Arbeit in ihrer Gesamtheit. Den Menschen versucht er auf den Grund zu gehen, indem er ihre Umrisse Schicht für Schicht aufträgt und sie danach auf Gaze wieder abzieht. Dadurch kommen Dinge zum Vorschein, die zuvor nicht erkennbar waren. Nicht nur in seinem Kärntner, auch in seinem Wiener Atelier hat er "Arbeitswände", die deutliche Spuren dieses langjährigen Prozesses aufweisen. "Manche Bilder überarbeite ich mehrere Jahre lang", erklärt er.
Ukraine-Collagen
Den Glauben an die Verbesserbarkeit des Menschen hat er mittlerweile aufgegeben, das wahrgenommene Unrecht prangert er jedoch deutlicher an als je zuvor - etwa in einer Collage-Serie, mit der sich Oman seit dem Überfall Russlands mit dem Ukraine-Krieg auseinandersetzt. Es sind Hunderte Fotografien von Nachrichtensendungen, die er am Computer überarbeitet, ausgedruckt und dicht aneinandergefügt hat.
Mit 90 wirkt Valentin Oman beneidenswert fit. Gesundheitsfördernde Faktoren bei ihm seien, dass sein Beruf ihm Spaß mache und er keinen Chef habe, erklärt er: "Du holde Kunst, ich danke Dir, dass ich so alt werden durfte!" Nicht im Ö1-Lyrik-Format "Du holde Kunst", das bloß zehn Jahre jünger ist als er, sondern in der Reihe "Gedanken" war der Künstler an seinem Geburtstag bereits in der Früh in einer von Gerhard Hafner gestalteten Sendung im Radiosender Ö1 zu hören, die online nachzuhören ist.
Das wahre Geburtstagsgeschenk steht aber noch aus: Im Jänner 2026 soll mit der 768 Seiten umfassenden Monografie "Valentin Oman - Ecce Homo" im Verlag für moderne Kunst Wien die bisher umfangreichste Publikation über ihn erscheinen. Beiträge u.a. von Elisabeth von Samsonow, Martin Traxl, Florian Steininger, Günther Oberhollenzer, Maja Haderlap sollen Omans Werk aus unterschiedlichsten Perspektiven erschließen und "den Blick auf zentrale Motive, Kontexte und Lesarten schärfen". Die Präsentation findet am 21. Jänner um 18 Uhr im Wiener Künstlerhaus statt.
(S E R V I C E - )
(APA)