AA

Westbahn stockt Flotte mit vier Doppelstockzügen auf

Ein Doppelstockzug der Westbahn.
Ein Doppelstockzug der Westbahn. ©APA/RENE STEIGBERGER
Die Westbahn von Hans Peter Haselsteiner erweitert ihr Angebot auf der Weststrecke mit vier neuen Doppelstockzügen von CRRC, einem chinesischen Hersteller. "Es ist aber kein chinesischer Zug, sondern zur Hälfte vielleicht - oder etwas über der Hälfte - chinesisch und zur anderen Hälfte europäisch", so Haselsteiner. Kritik am Zugkauf aus China kommt von der Arbeiterkammer.
Westbahn baut Streckennetz kräftig aus
Neuer Fahrplan der ÖBB ab Dezember

Die Westbahn hat die Züge schon 2019 in Auftrag gegeben. Haselsteiner äußerte Kritik an der langen Zulassungsdauer: "Man ist nicht Besteller, sondern Bittsteller." Laut Haselsteiner benötigt die europäische Industrie vier Jahre, um einen Zug zu liefern, was er als "unzumutbar" empfindet. Jede Abweichung von bereits zugelassenen Zügen verlängert den Prozess noch weiter. Die Züge absolvierten insgesamt 300.000 Kilometer im Testbetrieb. Die Westbahn hat die Züge für zehn Jahre gemietet und kann sie jederzeit kaufen.

Täglich 66 Westbahn-Verbindungen

Die Entscheidung für CRRC fiel aus Gründen der Qualität, Innovation und Lieferzeit, führte Westbahn-Geschäftsführer Marco Ramsbacher weiter aus. Die Züge sollen in den kommenden Wochen schrittweise eingesetzt werden. Laut Geschäftsführer Thomas Posch stößt die Westbahn an gewissen Wochentagen an die Kapazitätsgrenzen. Das Angebot wächst dann mit den insgesamt 19 Zuggarnituren um 28 Prozent auf knapp 10.000 Sitzplätze. Künftig werden täglich 66 statt 60 Westbahn-Verbindungen von und nach Wien-Westbahnhof angeboten. Es werde künftig einen "lückenlosen" Halbstundentakt vom Westbahnhof geben, sagte Posch.

Jeder der neuen Züge mit jeweils sechs Wagen bietet 536 Sitzplätze sowie eine Fahrgastkapazität von mehr als 1.250 Personen. Im Vergleich zu den Garnituren der aktuellen Flotte sind die Fahrzeuge um acht Meter länger, allerdings wird laut Westbahn um bis zu zehn Prozent weniger Energie verbraucht. Versprochen werden verstellbare Sitzflächen, Steckdosen an jedem Sitzplatz und kostenloses WLAN. Reisende können außerdem künftig beim sogenannten "Relax Check-in" neben dem gewohnten Scannen des QR-Codes auch die neue NFC-Funktion nutzen. Zudem gibt es bei großen Gepäckablagen alternativ zum herkömmlichen Münzsystem die NFC-Schlossfunktion. Entwicklung, Design und wesentliche Komponenten stammen zu einem maßgeblichen Teil aus Österreich und Europa, so die Westbahn.

AK kritisiert Zugkauf der Westbahn aus China

Die Arbeiterkammer kritisierte am Abend in einer Aussendung, dass die Westbahn Doppelstockzüge des chinesischen Herstellers CRRC gekauft hat. Der Einsatz auf der Weststrecke wäre "einer der ersten Einsätze von chinesischem Rollmaterial im Personenschienenverkehr in der EU" und ein "Dammbruch, der eine österreichische Schlüsselindustrie, Zukunftsarbeitsplätze und die Krisenfestigkeit der Eisenbahn gefährdet", schreibt Lukas Oberndorfer, Leiter der Abteilung Klima, Umwelt und Verkehr der AK Wien. Österreichs Bahnindustrie sei mit 34.000 Beschäftigten eine Schlüsselindustrie, die viel exportiere und zahlreiche Patente habe. "Im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern haben wir im Bereich der Eisenbahnindustrie in der EU noch die Technologieführerschaft. Diese durch Billiganbieter zu gefährden, wäre industrie- und beschäftigungspolitisch kurzsichtig", so Oberndorfer. Er forderte die EU-Kommission auf, "ihre Zulassungskriterien zu überprüfen". Auch sollten künftig "Steuergelder aus dem Klimaticketverbund" an Auflagen wie soziale und ökologische Kriterien und einen Mindestanteil an europäischer Wertschöpfung geknüpft werden.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Westbahn stockt Flotte mit vier Doppelstockzügen auf
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen