Dario Bonatti ist aktuell Lehrling im Lehrberuf Oberflächentechnik im vierten Lehrjahr bei Collini in Hohenems. Im Rahmen des EU-Förderprogramms Erasmus+ verbrachte er zwei Wochen am Collini- Standort in Dübendorf in der Schweiz. Im Gespräch berichtet er von seinen Erfahrungen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, am Erasmus+-Austausch teilzunehmen?
Der Austausch ist etwas, das uns Lehrlingen grundsätzlich allen empfohlen wird. Der Standort Dübendorf in der Schweiz ist für uns besonders interessant, weil dort nicht nur galvanische Oberflächenschichten mit Gold hergestellt werden, sondern auch Bauteile für den medizinischen Bereich, etwa Prothesen, die später im Körper – also direkt im Knochen – eingesetzt werden. Diese Werkstücke werden speziell behandelt, was den Standort technisch sehr interessant macht.
Was sind deine Aufgaben in der Austauschfirma, und wie unterscheiden sie sich von deinem Arbeitsalltag am Standort in Hohenems?
In Hohenems arbeiten wir hauptsächlich in der Massenproduktion, während in Dübendorf kleinere Stückzahlen und Präzisionsteile gefertigt werden – etwa für medizinische Anwendungen. Ich war in der Handgalvanik eingesetzt, wo Teile individuell mit Edelmetallen beschichtet werden. Besonders spannend war, dass ich mit galvanischen Goldbädern arbeiten konnte – die gibt es bei uns in Hohenems nicht. Insgesamt war die Arbeit technischer und spezieller, aber auch sehr lehrreich.
Wie beeinflusst dich das Erasmus+-Programm aus deiner Sicht für deine Lehre oder für deine Zukunft?
Der Aufenthalt hat mir geholfen, die Arbeit in einem anderen Betrieb wirklich mitzuerleben – nicht nur zu beobachten. Zwei Wochen aktiv mitzuarbeiten, war sehr wertvoll, weil man viel dazulernt und ein besseres Verständnis dafür bekommt, wie unterschiedlich die Standorte arbeiten. Diese Erfahrung wird mir sicher auch in meiner weiteren Ausbildung und im Berufsleben helfen.
Was würdest du anderen Lehrlingen raten, die an solch einem Austausch interessiert sind?
Ich würde jedem Lehrling raten, die Chance zu nutzen. Man lernt unglaublich viel – vor allem, wenn man aufmerksam zuhört und das Wissen der Fachleute aufnimmt. Es ist definitiv eine Erfahrung, die man machen sollte.
Erasmus+ für Lehrlinge möglich
Ein Auslandsaufenthalt bedeutet für junge Menschen in einer Lehrausbildung mehr als ein Abenteuer. Mit dem EU-Förderprogramm Erasmus+ haben Lehrlinge die Möglichkeit, im Rahmen eines Praktikums während der Lehrzeit und sogar bis zu einem Jahr nach dem Lehrabschluss im Ausmaß von zehn Tagen bis zu einem Jahr in Betrieben in ganz Europa und teilweise sogar weltweit zu arbeiten und dort wertvolles Know-how zu sammeln. Gefördert wird das Auslandspraktikum durch einen Reisekostenzuschuss und einen Tagessatz. Die Höhe der Förderung hängt davon ab, wohin die Lehrlinge gehen und wie lange das Praktikum dauert.
Vorteile für Lehrbetriebe
Auch aus Unternehmenssicht ist Erasmus+ interessant. Immerhin können sich die Lehrlinge im Ausland neues Wissen aneignen, mit dem sie sich bei ihrem Lehrbetrieb in Österreich noch besser einbringen können. Durch Auslandsaufenthalte entstehen Netzwerke in Europa oder sogar weltweit. Als Unternehmen kann man seinen Auszubildenden durch Auslandsaufenthalte nicht nur eine abwechslungsreiche Lehrzeit bieten, sondern ihnen auch die Chance geben, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Zertifizierter Partner
Seit März 2021 ist in Vorarlberg die Volkshochschule (VHS) Hohenems exklusiver zertifizierter Partner des EU-Projekts Erasmus+. Neben der Modernisierung und Internationalisierung der beteiligten Organisationen stärkt das Programm die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Branchen. Die VHS Hohenems hat für dieses Projekt bis 2027 eine Akkreditierung erhalten und organisiert es im Rahmen eines Konsortiums, dem sowohl diverse Vorarlberger Unternehmen als auch Landesberufsschulen angehören.
Factbox:
Für Lehrlinge gibt es das Angebot, geförderte Auslandspraktika im Ausmaß von zehn Tagen bis zu einem Jahr zu absolvieren. Mehr Infos zu Erasmus+ unter: www.vhs-hohenems.at/erasmus