Schon als Kind war der Weg vorgezeichnet: Während andere die Ferien genossen, stand Girardelli auf den Skiern. Schule war Nebensache, das Training dominierte. "Ich habe im Grunde seit dem zwölften Lebensjahr alles dem Sport untergeordnet", erinnert er sich. Rückblickend klingt es nach einem radikalen Verzicht: keine unbeschwerten Jugendjahre, kaum Zeit für Freunde – nur der Fokus auf Geschwindigkeit und Sieg.
Die enge Rolle seines Vaters, selbst Sportler und Trainer, war prägend. Früh zeigte sich das Talent, früh kam der Druck.
Als Zwölfjähriger wechselte Girardelli zum luxemburgischen Verband – ein Schritt, der ihm internationale Möglichkeiten eröffnete, aber auch Konflikte brachte.
Zwischen Ruhm und Normalität
Rund drei Jahrzehnte nach seinem Rückzug aus dem Rennsport ist Girardelli noch immer eine bekannte Figur. Manche erkennen ihn sofort, andere nicht mehr. Mit feiner Ironie erzählt er von Begegnungen, die ihm ein Schmunzeln entlocken: wenn eine 45-jährige Frau auf ihn zukommt und sagt, ihre Mutter sei sein größter Fan gewesen. Der Ruhm ist geblieben, doch die Bühne hat sich verschoben.
Viele ehemalige Kollegen seien zurück in ihre Heimatorte gegangen, als Skilehrer oder Hoteliers. Girardelli dagegen blieb international präsent. Er organisiert Skievents für Firmen und Privatpersonen – und spricht auch mehrere Sprachen.
Verantwortung über den Sport hinaus
Bemerkenswert ist Girardellis Engagement jenseits des Sports. Er unterstützt soziale Projekte, von Stiftungen bis hin zu Schulbau-Initiativen in Afrika. Besonders stolz ist er auf die Zusammenarbeit mit der Organisation Fly & Help: "Mit Ausbildung kannst du am meisten bewirken", sagt er. 78.000 Euro sammelte er bei Benefizveranstaltungen, die den Bau mehrerer Schulen in Kamerun mitfinanzierten.
Sein Zugang ist dabei pragmatisch: Nicht nur Geld helfe, sondern auch Worte. Manchmal sei es ein kurzes Gespräch, das Menschen Mut gebe. Diese Haltung, gepaart mit seiner internationalen Erfahrung, macht ihn zu einem Botschafter des Sports – und darüber hinaus.
Von der Gondel in die Zukunft
Auch heute bleibt Girardelli dem Skisport verbunden. Mit seiner eigenen Marke für Skibekleidung ist er aktiv, er arbeitet mit Destinationen wie Zürs oder Madonna di Campiglio zusammen. Dabei verbindet er Unternehmergeist mit Erfahrung – und zeigt, dass Erfolg nicht nur auf der Piste, sondern auch abseits der Gondel möglich ist.
Quelle: LÄNDLE TV