AA

Landwirte sehen sich nicht als Preistreiber

Die obersten Agrarvertreter fordern eine Investitionsoffensive
Die obersten Agrarvertreter fordern eine Investitionsoffensive ©APA/ROLAND SCHLAGER
Die Bäuerinnen und Bauern sind keine Preistreiber, betonten am Donnerstag Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP), Bauernbundpräsident Georg Strasser und Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. Als Beispiel wurden sinkende Getreidepreise genannt, während der Brotpreis nicht zurückgegangen sei. Außerdem würden die Landwirte mit hohen Energie- und Werkstoffpreisen sowie Lohnkosten konfrontiert sein.

Vielmehr gehe es darum, dass die Verbraucher durch bewussten Einkauf die heimische Landwirtschaft stärken. "Die Diskussion alleine senkt noch keine Preise", so Moosbrugger vor Journalisten. Man sei nach wie vor gegen das Freihandelsabkommen Mercosur, hier gebe es einen aufrechten Beschluss der Bundesregierung. Er geht davon aus, dass dieser weiterhin Gültigkeit hat, erklärte Totschnig.

Totschnig: Sparen nicht bei den Bauern

Zum Sparbudget der Regierung meinte der Minister, jeder müsse einen Beitrag leisten. Im Nachsatz betonte Totschnig: "Wir sparen nicht bei den Bäuerinnen und Bauern." Kürzungen gebe es im Bereich ländlicher Entwicklung und beim Waldfonds. Keine Einschnitte solle es bei den Investitionsförderungen geben. Hier verwiesen die Agrarvertreter auf den Bau von Stallungen, weil die Konsumenten immer höhere Anforderungen an das Tierwohl hätten. Wobei Moosbrugger anmerkte: "Von den Bauern wird immer verlangt sie sollen alles leisten, aber das immer billiger."

Gleichzeitig würde die Arbeit der Landwirte durch Bürokratie und Einschränkungen beim Pflanzenschutz erschwert. Für die Bäuerinnen und Bauern würde sich immer öfter die Frage stellen "kann ich die Ernte überhaupt in die Scheune bringen", erklärte Moosbrugger.

Grundsätzlich habe die Landwirtschaft aber ein sehr gutes Image, hieß es mit Verweis auf eine Umfrage unter 1.000 Personen. Für 83 Prozent der Befragten sei sie wichtig für den ländlichen Raum und die dörflichen Strukturen, 70 Prozent seien der Meinung, sie produziere nach höchsten Qualitätsstandards, 59 Prozent meinten, die Bauern würden sich für die Interessen der Verbraucher einsetzen. Und auch das AMA-Gütesiegel wurde abgefragt: Drei Viertel der Befragten sehen es als sehr bzw. eher glaubwürdig.

Appell für "verlässlichen" Pflanzenschutz

Die Agrarvertreter formulierten heute zum "Agrarpolitischen Herbstauftakt" im Raiffeisen-Haus in Wien drei Forderungen: Weiterhin ein eigenständiges und zweckgebundenes Agrarbudget in der EU, einen "verlässlichen" Pflanzenschutz und eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung.

Laut dem gestern präsentierten "Grünen Bericht" des Landwirtschaftsministeriums sind die Einkünfte in der Land- und Forstwirtschaft 2024 leicht gestiegen. Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus von 4 Prozent. Die Einkünfte pro Betrieb lagen 2024 durchschnittlich bei 40.024 Euro. Maßgeblich für das Ertragsplus war 2024 unter anderem die Aufstockung der öffentlichen Gelder in Form eines Inflationsausgleichsprogramms. Ebenfalls positiv wirkten gestiegene Erzeugerpreise für Rinder.

Insgesamt trugen Land- und Forstwirtschaft 2024 rund 1,4 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes bei, das entspricht 12,91 Milliarden Euro. Von den 101.036 Betrieben mit landwirtschaftlich genutzter Fläche werden 53 Prozent im Haupterwerb und 44 Prozent im Nebenerwerb geführt.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Landwirte sehen sich nicht als Preistreiber
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen