Gescheiterte Bergung: Verein muss versenktes Material aus Bodensee holen

Statt das 1933 versenkte Dampfschiff "Säntis" zu heben, stürzte bei der Bergungsaktion im Mai 2024 eine rund 25 Tonnen schwere Plattform auf den Seegrund. Seither liegen neben dem Wrack auch große Hebesäcke aus Kunststoff und ein verlorener Tauchroboter in 210 Metern Tiefe.
Laut dem Umweltamt des Kantons Thurgau sollen diese Teile nun entfernt werden. "Der Kanton besteht darauf, dass die Kunststoffteile sowie der verhakte Roboter entfernt werden", erklärte Amtsleiter Martin Eugster gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die dafür nötige Aktion müsse zudem per Foto oder Video dokumentiert werden.
Spezialgerät aus England soll helfen
Der Schiffsbergeverein prüft derzeit die technische Umsetzung. "Wir arbeiten an der Entwicklung eines hydraulischen Schneidewerkzeugs, um einige der Stahlträger sowie dicke Stahlseile in 210 Metern Tiefe durchtrennen zu können und damit die Hebesäcke freizugeben", sagte Vereinspräsident Silvan Paganini. Das Spezialgerät werde in England gefertigt – mit einer voraussichtlichen Lieferzeit von einem Jahr.
Auch die Finanzierung sei noch offen. Die geschätzten Kosten für die Bergung der versenkten Ausrüstung belaufen sich auf rund 20.000 Franken. Bereits wurden Hunderte ehrenamtliche Stunden geleistet.
Stahlplattform bleibt im See – akute Gefahr bestehe nicht
Die beim Wrack verkeilte Stahlplattform darf im See verbleiben. Ihre Bergung sei laut Kanton nur "unter großer Beschädigung" des Schiffs möglich. "Selbstverständlich wäre uns eine Entfernung des Dampfschiffs lieber gewesen als die Situation, dass jetzt Stahlschrott der gescheiterten Bergung auf dem Seegrund des Bodensees liegt", so Eugster. Eine akute Gefahr für den See bestehe jedoch nicht.
Das Dampfschiff "Säntis" wurde im Mai 1933 absichtlich versenkt, da eine Verschrottung als zu teuer galt. Es war ab 1892 im Einsatz und konnte bis zu 400 Passagiere befördern. Das Wrack liegt heute zwischen Romanshorn und Langenargen. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt AG hatte das Schiff dem Schiffsbergeverein einst für einen symbolischen Franken überlassen.
(VOL.AT)