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Steirische Apfelernte mit 142.000 Tonnen viel höher als 2024

Die Apfelernte in der Steiermark ist voll im Gang und die Erwartung deutet auf den doppelten Ertrag von 2024 hin: Heuer werden rund 142.000 Tonnen geerntet. 2024 gab es wegen Frösten in der Blütezeit nur 75.000 Tonnen. "Die Eigenversorgung Österreichs ist gesichert. Ein Teil kann sogar exportiert werden", so Manfred Kohlfürst, Obmann des steirischen und österreichischen Obstbauverbandes, am Donnerstag beim Obstbaubetrieb Reiter bei Gleisdorf.

Die Steiermark bringt rund drei Viertel des österreichischen Ertrags an Äpfeln ein, es folgen die Bundesländer Nieder- und Oberösterreich und das Burgenland. Die Gesamternte in Österreich dürfte damit heuer an die 200.000 Tonnen heranreichen, da auch aus den anderen Bundesländern gute Aussichten gemeldet wurden.

Die historisch größte Ernte wurde 2011 mit rund 195.000 Tonnen in der Steiermark eingefahren. Die schlechtesten Erntejahre waren 2016 mit 40.000 und 2017 mit 67.000 Tonnen. Rund 120.000 Tonnen wie im Jahr 2021 sind laut der steirischen Landwirtschaftskammer zwei Drittel einer Normalernte.

Kaum Ernte ohne Bewässerung und Frostabwehr

Dass die Ernte ohne Bewässerung und Frostberegnung oft nicht mehr möglich wäre, davon weiß die Obstbau-Familie Reiter ein langes Lied zu singen, trotz der heurigen "Top-Qualität". Eine Frostberegnungsanlage samt Schutznetzen zur Frostabwehr - Kosten mehrere 100.000 Euro inklusive Speicherteich bei Förderungen von 65 bis 80 Prozent - habe man Mitte der 2010er-Jahre überlegt, obwohl sich Eltern und Großeltern bezüglich der hügeligen Hanglage an keine Fröste erinnern konnten. 2016 sei dann alles abgefroren. Man dachte an ein Einmalereignis, seither habe es aber jedes Jahr Fröste gegeben, die der Blüte zusetzten.

Erntebeginn für Äpfel war beim Obstbaubetrieb Reiter in der Oststeiermark Anfang August. Eingefahren haben sollte man alle Äpfel bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober, sagte der Chef des Familienbetriebs, Thomas Reiter, der den Obstbau zusammen mit seiner Frau Ursula führt. 13 Sorten Äpfel werden hier angebaut, vor allem Gala, Kanzi und Evelina, dazu Zwetschken, Pfirsiche, Holunder und Birnen, die sowohl als Tafelobst als auch als Säfte und in Direktvermarktung unter anderem im Hofladen angeboten werden: "Damit die Wertschöpfung am Hof bleibt", so Reiter. Diversifizierung wird großgeschrieben: Reiter-Junior Adam könnte den Betrieb einmal übernehmen, bis dahin versucht er sich noch an einer anderen Baumart des Betriebs - Christbäume.

Hilfe bei Investitionen und leistbare Frostversicherung gefordert

Die Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer, Maria Pein, machte beim Lokalaugenschein in den Hügeln nahe Gleisdorf auf einige Probleme aufmerksam, die die Obstbauern zu bewältigen haben: das Bangen um die Investitionsunterstützungen, ohne die kaum mehr Ernten möglich wären, und ein verbessertes Pflanzenschutzmittelangebot. Eingeschleppte Schädlinge wie Wanzen, Kirschessigfliegen oder Zikaden setzten den Bäumen und Sträuchern zu. Außerdem müssten die Lohnnebenkosten sinken, Österreich liege mit den Bruttolöhnen für Saisonarbeitskräfte europaweit an der Spitze. In Deutschland gebe es bei gleichem Brutto mehr Netto, so Pein. Ein weiterer Punkt sei eine leistbare Frostversicherung. Was die Erntehelfer angehe, so sei der Obstbaubetrieb Reiter in einer glücklichen Lage. Die rumänischen Erntehelfer kämen seit Jahren verlässlich und seien eine Stammmannschaft.

In der Steiermark bewirtschaften etwa 900 Apfelbauern rund 4.800 Hektar Obstgärten. Dies schaffe rund 3.000 Jobs im vor- und nachgelagerten Umfeld. Der Transportweg eines steirischen Apfels ins Geschäft betrage im Schnitt 150 Kilometer, ein neuseeländischer Apfel komme auf 19.000 Kilometer. In Österreich beträgt die Apfelanbaufläche gesamt 6.400 Hektar, bei gesamt 1.500 Betrieben. 2017 betrug die Apfel-Anbaufläche in der Steiermark noch 7.700 Hektar. Gründe für den Rückgang und das Aufhören von Obstbauern seien schlechte Auszahlungspreise, schwieriger werdende Bedingungen wie Klima- und Wetterextreme und die stark gestiegenen Produktionskosten.

(APA)

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