"Ich muss wieder bei null anfangen" – Bregenzerin fühlt sich nach Umzug aus Südtirolersiedlung alleingelassen

Die Südtirolersiedlung in Bregenz soll abgerissen und schrittweise erneuert werden. Während in neue Wohnungen umgesiedelte "Südtiroler" den Umzug begrüßen, gibt es auch Stimmen wie jene von Jaqueline "Jacky" Illmer, die sich mit ihrer Situation alleingelassen fühlt. VOL.AT traf die 63-Jährige in ihrer neuen Wohnung in der Thumbstraße.

"Ich möchte alt werden in dieser Wohnung"
Sechs Jahre lang lebte Jaqueline in der Achgasse. Als sie dort einzog, dachte sie an ihre Zukunft und unterschrieb einen Mietvertrag für 10 Jahre. "Ich habe gesagt: Ich möchte alt werden in dieser Wohnung. Und hab viel Geld investiert."
Zwar war die Wohnung bei ihrem Einzug renoviert, doch sie ließ die Böden erneuern und eine neue Küche einbauen. Auch die Heizsituation hatte sie im Blick: "Ich habe eine Infrarotheizung einbauen lassen, damit ich im Alter nicht mehr mit Holz heizen muss", meint sie weiter. Da bereits ein Holzofen vorhanden war, nutzte sie die neue Heizung nicht.
"Eine sechs Jahre alte, fix eingebaute Infrarotheizung – auch wenn sie nie benutzt wurde – die kauft mir niemand mehr ab." Sie müsste komplett neu verkabelt werden. Daher will Jacky sie wieder einbauen lassen.

Video: Jaqueline im VOL.AT-Gespräch

Abrisspläne: "Ich war total erschüttert"
Vom geplanten Abriss erfuhr sie nach eigener Aussage aus den Medien. "Ich war total erschüttert", verdeutlicht die Bregenzerin. "Jetzt habe ich mir da etwas eingerichtet, ein Nest gebaut für mich. Und jetzt werden die Blöcke abgerissen", schildert sie ihre erste Reaktion. "Ich muss quasi wieder bei null anfangen."
Zwar sei ihr auch eine Wohnung in einem Neubau angeboten worden, doch diese hätte die 63-Jährige sich nicht leisten können. "Ich könnte auch wieder zurück in die Gegend, aber die Miete wäre halt höher", gibt sie zu verstehen. "Ich möchte mir das einfach auch leisten können. Ich bin in Pension."
Relativ bald nach Bekanntwerden der Pläne fragte sie bei der Vogewosi nach, wie es weitergehe. "Dann hat man gesagt: Ja, ich muss mich nicht beeilen. Ich kriege auf jeden Fall eine Wohnung." Rund ein halbes Jahr lang sei sie "wie auf Nadeln gesessen", bis sie nach erneuter Nachfrage eine Auskunft bekommen habe, welche Wohnungen frei seien. Ihre Wahl fiel auf die Thumbstraße.

Verbesserungen und Investitionen
Ihre neue Wohnung sei insofern eine Verbesserung, als sie einen Balkon habe. "Das hatte ich in der Achgasse nicht." Beim Rundgang durch die Wohnung zeigt sie VOL.AT, was verbesserungswürdig ist. "Ich möchte jetzt endgültig mal die letzte Wohnung haben in meinem Leben, das heißt, ich muss hier jetzt auch wieder investieren", gibt sie zu verstehen.

Die Küche sei komplett anders geschnitten als ihre bisherige, also müsse sie "alles umbauen". Auch der Boiler, der hängend angebracht ist, sei "völlig im Weg". Ginge es nach Jacky, dann würde sie ihn als Flachboiler ins Bad versetzen lassen. "Ich zahle die Differenz drauf", meinte sie gegenüber der Vogewosi. Da er funktioniere, bleibe er. Sie könnte ansuchen, ihn selbst umzubauen. Er sei zudem total verkalkt.

"Bekomme keine Unterstützung von der Vogewosi"
"Das sind lauter Investitionen, die ich selbst tragen muss", meint die Bregenzerin. "Natürlich muss ich keinen neuen Boden hier haben, aber die Standardgeschichte, die gefällt mir halt nicht." Ein Vinylboden soll verlegt werden. Teilweise hat sie die Wände auch schon neu gemalt. Beim Schlafzimmer fällt eines auf: Ihre Möbel passen nicht rein – etwa die zwei Regale, die zu groß sind. "Ich muss alles umbauen und das ist alles ein finanzieller Aufwand und ich bekomme keine Unterstützung von der Vogewosi."
Besonders enttäuschend ist für die Bregenzerin, dass sie – anders als Mieter mit unbefristeten Verträgen – keine finanzielle Hilfe für den Umzug erhalten habe. Sie meint damit die Unkostenpauschale von 3.000 Euro für Mieter. Sie habe zumindest auf einen Teilbetrag gehofft, gibt Illmer zu verstehen. "Zumindest einen Zuschuss für den Einbau der Heizung oder eine zeitgemäße Dusche oder Boiler hätte mir schon unendlich geholfen." Ihre Nachfrage bei der Vogewosi sei jedoch abgelehnt worden.

"Einfach für mich nicht in Ordnung"
Statt einer Badewanne gibt es in der neuen Wohnung eine alte Dusche. Laut Illmer wurde sie vom Vormieter schlecht gepflegt: "Man sieht es auch am Ausguss noch, das ist einfach für mich nicht in Ordnung." Die Vogewosi habe einen neuen Plastikaufsatz auf die Duschtür gepackt, neu verfugen lassen und auch WC und Waschbecken erneuert. Den Verbau müsse sie jedoch neu kaufen, merkt die Bregenzerin an.
Auch eine zusätzliche Heizung musste her: "Eine elektrische Heizung, weil das einfach zu weit weg vom Wohnzimmer war, wenn ich mit Holz heize." Sie müsse zudem noch jemanden bezahlen, der Wasser und Elektrik in Angriff nehme. "Ich habe jetzt Gott sei Dank einen Schwiegersohn, der ganz viel versteht vom Elektrischen", merkt sie an.

"Völlig allein gelassen"
"Ich habe keine Bedenken, dass es wieder gemütlich wird für mich", betont Jaqueline Illmer gegenüber VOL.AT. "Aber mich ärgert einfach, dass immer gesagt wird, wie herrlich es ist, dass die Leute eine neue Wohnung bekommen. Und die Leute, die keine neue Wohnung zahlen können, die kriegen eine andere Wohnung, aber das ist halt einfach eine, bei der sie völlig allein gelassen werden."

VOL.AT hat die Vogewosi um eine Stellungnahme zu den im Beitrag geschilderten Umständen gebeten. Eine Antwort steht derzeit noch aus. Eine etwaige Reaktion wird nachgereicht.
(VOL.AT)