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Offener Brief an Babler & Schumann: Lebensmittelketten kontern

SPÖ klagt – Handel schlägt zurück: Jetzt drohen leere Regale
SPÖ klagt – Handel schlägt zurück: Jetzt drohen leere Regale ©Lidl Österreich/APA/AFP
Vier große Lebensmittelhändler reagieren auf eine Klage der Sozialministerin – und warnen die Regierung in einem offenen Brief vor politischen Eingriffen.
"Irreführende Rabatte": Sozialministerium initiiert Klage gegen Supermärkte

Nach der Ankündigung einer Klage durch Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) gegen die Lebensmittelketten Rewe, Spar, Hofer und Lidl wegen mutmaßlich irreführender Rabattaktionen, schlagen die betroffenen Unternehmen nun öffentlich zurück. In einem vom Handelsverband veröffentlichten offenen Brief adressieren sie ihre Kritik direkt an die SPÖ-Spitze der Bundesregierung – konkret an Vizekanzler Andreas Babler, Ministerin Korinna Schumann und Finanzminister Markus Marterbauer.

„Nicht achtlos mit der Nahversorgung umgehen“

In dem Schreiben, das von den CEOs der betroffenen Handelsunternehmen unterzeichnet wurde, warnen diese vor einer politischen Zuspitzung der Debatte. Die Unternehmen vertreten nach eigenen Angaben rund 140.000 Beschäftigte und einen gemeinsamen Jahresumsatz von 30 Milliarden Euro.

Die Botschaft an die Politik ist klar:
„Gehen Sie mit der Nahversorgung unseres Landes politisch nicht achtlos um. Wir haben absolutes Verständnis dafür, dass hohe Lebensmittelpreise ein Problem für viele Menschen in Österreich sind. Der Lebensmittelhandel ist jedoch nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der Teuerung.“

Branche verteidigt sich gegen Vorwürfe

Die Handelsunternehmen verweisen auf stark gestiegene Betriebskosten in den vergangenen Jahren: Energie, Mieten, Logistik, Verpackung, Zinsen und Personal hätten die Preisgestaltung massiv beeinflusst. Die tatsächliche Rentabilität im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) liege laut Brief bei lediglich 0,5 bis 2 Prozent des Umsatzes.

Warnung vor leeren Regalen

Sollte es zu einer staatlichen Preisregelung kommen, seien Auslistungen im Sortiment nicht auszuschließen:
„Staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung würden bedeuten, dass diese Kosten nicht mehr gedeckt werden können. In der Folge müssten Artikel, die nicht kostendeckend angeboten werden können, aus dem Sortiment genommen werden.“

Auch den Wegfall der Strompreisbremse kritisieren die Unternehmen. Während die energieintensive Industrie laut Schreiben für 2025 und 2026 einen Strompreisbonus erhalte, bleibe der Handel auf steigenden Kosten sitzen.

Der offene Brief

©Handelsverband Österreich | Austrian Retail Association
©Handelsverband Österreich | Austrian Retail Association

Kritik an Markenherstellern – „Österreich-Zuschlag“ als Preistreiber

Wie bereits Finanzminister Marterbauer in früheren Aussagen, führen die Handelsketten einen Teil der Preisdifferenz zu Deutschland auf regionale Lieferbeschränkungen internationaler Markenhersteller zurück. Diese würden verhindern, dass Waren innerhalb der EU frei gehandelt werden könnten. Dadurch würden sogenannte „Österreich-Zuschläge“ entstehen, die laut Handelsverband europaweit zu jährlichen Mehrkosten von bis zu 19 Milliarden Euro für Konsument:innen führen könnten.

Vorwurf mangelnder Transparenz

Zur Klage Schumanns selbst äußert sich der Handelsverband bislang nicht inhaltlich:
„Die Klage des Sozialministeriums bzw. des VKI können wir noch nicht kommentieren, weil diese bisher weder den vier betroffenen Händlern noch dem Handelsverband zugestellt wurde.“

Kritisiert wird jedoch der Kommunikationsweg:
„Es ist jedenfalls bedenklich und bezeichnend, dass die Medien vor den direkt betroffenen Unternehmen informiert wurden.“

(VOL.AT)

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