Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk sieht sich in den Vereinigten Staaten mit mehr als 1800 Klagen wegen möglicher Nebenwirkungen des Medikaments Ozempic konfrontiert. Die Sammelklage wird von Richterin Karen Spencer Marston am Bundesgericht im Eastern District of Pennsylvania geführt. Aktuell werden in der Vorbereitungsphase repräsentative Fälle für erste Musterprozesse ausgewählt. Der Auftakt dieser sogenannten "Bellwether Trials" ist für Anfang 2026 vorgesehen.
Vorwürfe: Magenlähmung, Erbrechen, Sehverlust
Die Kläger berichten von einer Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden, darunter Magenlähmung, Darmverschluss, chronisches Erbrechen, Sehverlust und Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Besonders häufig betroffen seien Personen, die Ozempic nicht zur Diabetesbehandlung, sondern "off label" zur Gewichtsreduktion eingenommen hätten – oft ohne ausreichende Risikoaufklärung.
Studien und Datenlage
Eine in "JAMA Internal Medicine" veröffentlichte Studie weist auf ein erhöhtes Risiko für Magenentleerungsstörungen bei GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid hin, dem Wirkstoff in Ozempic. Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA verzeichnet tausende Komplikationen im Magen-Darm-Trakt in ihrer Datenbank.
Weitere Präparate betroffen
Neben Ozempic betrifft die Klagewelle auch verwandte Präparate wie Wegovy und Mounjaro, die ebenfalls zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Voraussetzung für eine Klage ist ein ärztlich dokumentierter Zusammenhang zwischen der Einnahme und den gesundheitlichen Beschwerden.
Entschädigung gefordert
Die Kläger fordern Schadenersatz für medizinische Kosten, Einkommensverluste und immaterielle Schäden. Auch Strafzahlungen könnten im Raum stehen. Beobachter gehen davon aus, dass der Ausgang der Prozesse weitreichende Folgen für Novo Nordisk haben könnte – sowohl finanziell als auch hinsichtlich des Unternehmensrufs.
(VOL.AT)