Neil Gilson wollte den Rekord, bekam Gegenwind, Kälte und Erschöpfung und hat trotzdem geliefert. Der Brite schwamm von Bregenz nach Bodman, 64 Kilometer quer durch den Bodensee.

Nach 20 Stunden und 14 Minuten schlug er am Dienstagmorgen in Bodman an, schneller als je ein Mensch vor ihm.
Gegen Wind, Kälte und Zeit
"Es war sehr hart und es war härter als die Durchquerung des Genfersees letztes Jahr", sagt Gilson nach seiner Ankunft sichtlich erschöpft. Was ihn besonders forderte: der Wind, die Dunkelheit, der See selbst. "Die Bedingungen haben mich ordentlich gefordert."
Gilson schwamm durch die Nacht, ohne Pause, begleitet nur von einem Team im Boot. "Der Bodensee ist eine andere Nummer", hatte er vor dem Start gesagt. Er sollte recht behalten.
Und doch blieb er im Wasser – Stunde um Stunde, Schlag um Schlag. Am Ende unterbot er den 2013 aufgestellten Rekord von Christof Wandratsch um 27 Minuten.

Vater und Kämpfer
Bei Gilson geht es aber um mehr als Zeiten und Zahlen. Es geht um Aufklärung. Der 40-Jährige will auf PANDAS (Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorder Associated with Streptococcal infection), eine kaum bekannte Autoimmunerkrankung bei Kindern, aufmerksam machen und Spenden dafür sammeln.
Warum? Sein eigener Sohn erkrankte im Alter von 18 Monaten daran, lange Zeit ohne Diagnose. Heute ist der mittlerweile neunjährige Junge gesund und Gilson schwimmt, um anderen zu helfen: "Ich schwimme nicht nur für die Rekorde – ich schwimme für meinen Sohn und für alle, die nicht wissen, was mit ihrem Kind passiert."
Rekordjagd geht weiter
Die Bodensee-Durchquerung war Teil von Gilsons "Legend of the Lakes"-Challenge. Innerhalb von zwei Jahren will der 40-jährige Brite die zehn größten Seen der Schweiz durchschwimmen. Der Bodensee war nach dem Luganersee Etappe zwei. Acht weitere folgen.
Am Ende soll erneut der Genfersee stehen – mit dem Ziel, seinen eigenen Rekord zu unterbieten. Schon 2024 war er dort in 22 Stunden und neun Minuten 72 Kilometer geschwommen.

Die Zahlen sprechen für sich. Die Geschichte dahinter geht tiefer. Gilson hat nicht nur einen Rekord gebrochen. Er hat gezeigt, was möglich ist, wenn ein Ziel größer ist als man selbst.
(VOL.AT)