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Nach VN-Enthüllung: Zahlreiche Rückmeldungen zu umstrittenen Fahrprüfungen

Leserinnen und Leser berichten nach der VN-Enthüllung über persönliche Erlebnisse mit der Fahrprüfung.
Leserinnen und Leser berichten nach der VN-Enthüllung über persönliche Erlebnisse mit der Fahrprüfung. ©Symbolfoto: APA
Nach der exklusiven VN-Recherche über Prüfer und Nebeneinkünfte melden sich zahlreiche Leser bei der Redaktion. Viele haben ähnliche Erfahrungen gemacht – doch kaum jemand traut sich, öffentlich Stellung zu nehmen.

Die Recherche zu Fahrprüfungen in Vorarlberg und den teils enormen Nebeneinkünften der Prüfer hat hohe Wellen geschlagen. Innerhalb weniger Stunden erreichten die Redaktion zahlreiche Rückmeldungen. Leserinnen und Leser schilderten persönliche Erfahrungen – viele davon emotional, aufwühlend, nachvollziehbar.

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Viele Betroffene berichten, sie wollten nicht erkannt werden – aus Sorge vor möglichen beruflichen Nachteilen oder aus Angst, bei künftigen Behördenkontakten negativ aufzufallen. Manche geben auch an, sich einfach nicht mehr mit dem System anlegen zu wollen, nachdem sie den Führerschein schließlich erhalten haben. Die Redaktion hat deshalb alle Zitate anonymisiert und sinngemäß korrekt wiedergegeben.

Subjektive Bewertungen und hohe Kosten

Ein Vater berichtet, dass sein Sohn bei Regen zu langsam gefahren sei – und deshalb durchfiel. Dabei hätte das Wetter eine angepasste Geschwindigkeit erfordert. Für den Prüfer war es "eine Verkehrsbehinderung". Andere schildern, dass sie trotz guter Fahrweise mehrfach durchfielen – mit Begründungen wie "zu selbstsicher" oder "zu angespannt".

Ein Fahrschüler schrieb: "Ich bin dreimal durchgefallen, ohne echte Fehler. Beim vierten Mal sagte der Prüfer nur: ‚Ich versteh nicht, warum du nicht schon längst den Schein hast.‘" Am Ende habe er sich aber nicht beschwert – zu groß sei die Erleichterung gewesen, die Prüfung endlich bestanden zu haben.

Prüfungsangst, Geldsorgen, Ärger

Eine junge Frau schildert, dass sie viermal zur Prüfung antreten musste – trotz intensiver Vorbereitung. Beim letzten Versuch habe der Prüfer "regelrecht nach Fehlern gesucht", sagt sie. Einmal sei sie sogar ohne medizinischen Grund zum Amtsarzt geschickt worden, was auch das dortige Personal überrascht habe. Als ihre Theorieprüfung nach einem Monat verfallen sei, habe sie erneut zahlen müssen. Ihr Fazit: "Ich bin kein Geldsch***er – irgendwann hab ich einfach aufgegeben."

In mehreren Zuschriften an die Redaktion wurde die Vermutung geäußert, dass häufige Wiederholungsprüfungen im bestehenden System wirtschaftlich begünstigt sein könnten. Solche Einschätzungen gewinnen vor dem Hintergrund der aktuellen VN-Recherche an Relevanz, laut der einzelne Prüfer jährlich Nebeneinkünfte von bis zu 47.000 Euro beziehen und die Durchfallquote in Vorarlberg mit 49 Prozent österreichweit am höchsten ist.

Wegen "ungenügendem Schulterblick" durchgefallen

Ein Leser, der bereits viele Jahre Fahrpraxis hatte, erzählt, dass er wegen formaler Kleinigkeiten wie "ungenügendem Schulterblick" oder fehlender Einweisung beim Rückwärtsfahren durchgefallen sei. Dass er regelmäßig bei Schnee und Nebel durch Tirol und Vorarlberg fahre oder zig Umzüge unfallfrei bewältigt habe, interessierte den Prüfer nicht.

Kritik richtet sich ans System

Auch Fahrlehrer selbst werden in den Zuschriften erwähnt. Einer von ihnen habe laut einem Betroffenen geraten, die Vorgänge bei der Bezirkshauptmannschaft zu melden – in der Hoffnung, verlorenes Geld zurückzubekommen. Viele scheuen aber den Weg über offizielle Beschwerdewege. "Ich war einfach nur froh, dass ich den Führerschein endlich hatte", schreibt ein junger Mann.

Die Redaktion von VN.at wird die eingegangenen Meldungen weiter prüfen und bleibt an dem Thema dran. Leserinnen und Leser, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, können sich weiterhin – vertraulichan die Redaktion wenden. Auch die Landesregierung beschäftigt sich mittlerweile mit der Thematik – mehr dazu hier.

Redaktionshinweis anzeigen
Die in diesem Artikel zitierten Erfahrungsberichte stammen aus Zuschriften an die Redaktion. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und auf Wunsch der Betroffenen wurden alle Namen anonymisiert und die Aussagen sinngemäß, jedoch mit größtmöglicher inhaltlicher Treue wiedergegeben.

Alle Hinweise werden redaktionell geprüft. Die Redaktion erhebt jedoch keinen Anspruch auf eine vollständige oder abschließende Darstellung aller bekannten oder gemeldeten Fälle.
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