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Chemisches Rätsel gelöst: "Super-Alkohol" erstmals hergestellt

In einem Labor wurde "Super-Alkohol" entwickelt.
In einem Labor wurde "Super-Alkohol" entwickelt. ©Canva
Forschern ist es gelungen, ein extrem instabiles Molekül zu erzeugen, das auf der Erde bisher als nicht nachweisbar galt. Die Substanz könnte Einblicke in die Chemie des Weltraums geben.

Ein internationales Forschungsteam hat erstmals das Molekül Orthokohlensäure – auch bekannt als Methantetrol oder "Super-Alkohol" – erfolgreich hergestellt. Die Verbindung gilt als chemisch extrem instabil und zerfällt unter normalen Bedingungen auf der Erde innerhalb kürzester Zeit.

Bereits 1922 vermutete der deutsche Chemiker Ernst Wilke die Existenz eines Moleküls mit der Formel C(OH)₄. Dabei handelt es sich um ein Kohlenstoffatom mit vier Hydroxylgruppen. Bisher blieb der Nachweis aus – bis nun ein Team unter Leitung von Ralf Kaiser von der University of Hawaiʻi in Mānoa einen Weg fand, die Substanz unter simulierten Weltraumbedingungen sichtbar zu machen.

Künstliches Weltraumeis im Labor erzeugt

Um das Molekül herzustellen, kombinierten die Forscher Kohlendioxid und Wasser in einem Vakuum. Diese Mischung wurde extrem heruntergekühlt, bis sogenanntes Weltraumeis entstand. Anschließend wurde das Eis mit energiereicher Strahlung beschossen, vergleichbar mit kosmischer Strahlung, wie sie bei Supernovae oder in Sternen vorkommt.

Im Ergebnis konnte Orthokohlensäure erstmals experimentell nachgewiesen werden – ein Molekül, das bisher nur theoretisch beschrieben war.

Neues Verständnis der Weltraumchemie

Die Entdeckung zeigt, dass im All andere chemische Reaktionen möglich sind als auf der Erde. "Diese Arbeit erweitert unser bisheriges Wissen über die Chemie im Weltraum", erklärte Studienleiter Ralf Kaiser. Die Forschung legt nahe, dass bestimmte Moleküle nur unter extremen Bedingungen entstehen – etwa in den kalten, dunklen Gaswolken des Weltalls.

Gleichzeitig verdeutlicht die Instabilität der Substanz eine der Herausforderungen in der astrochemischen Forschung: Sobald Methantetrol mit Licht in Berührung kommt, zerfällt es. Der Nachweis bleibt daher schwierig.

Moleküle als Bausteine des Lebens?

Der Nachweis von Orthokohlensäure reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Entdeckungen. Erst 2024 gelang Forschern der Nachweis eines weiteren instabilen Moleküls – Methantriol. Experten gehen davon aus, dass bisher weniger als ein Prozent der möglichen Moleküle im All bekannt sind. Die aktuelle Studie liefert neue Ansätze, um die chemische Vielfalt des Universums besser zu verstehen – und vielleicht auch Hinweise auf die Entstehung von Leben.

(VOL.AT)

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