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Lecher Prüfungsausschuss deckt Misswirtschaft bei Tourismus-GmbH auf

©VN/Hartinger
Landesrechnungshof lobt Prüfungsausschuss – gravierende Missstände bei Lech Zürs Tourismus dokumentiert.
Vernichtendes Zeugnis für Lech-Zürs Tourismus
Fercher schweigt, neuer Geschäftsführer äußert sich

Der Landes-Rechnungshof Vorarlberg hat die Arbeit des Lecher Prüfungsausschusses in einem aktuellen Bericht grundsätzlich positiv bewertet.

Dabei wurde jedoch kritisiert, dass zentrale Ergebnisse und Empfehlungen nicht ordnungsgemäß an die Gemeindevertretung übermittelt wurden, berichtet der ORF Vorarlberg. Ein Verstoß gegen die gesetzlich verankerte Informationspflicht.

Massive Defizite und fehlende Steuerung

Die Lech Zürs Tourismus GmbH (LZTG), verantwortlich für das Marketing des international bekannten Skiorts, gerät aufgrund interner Prüfberichte massiv unter Druck.

Die Dokumente aus den letzten Jahren zeigen ein Bild wirtschaftlicher Fehlentwicklungen: Während der Corona-Pandemie stieg das Defizit kontinuierlich an, klare Zielvorgaben fehlten. Forderungen des Prüfungsausschusses nach mehr strategischer Steuerung blieben über Jahre hinweg unbeachtet.

Personalkosten stiegen deutlich – trotz stabiler Mitarbeiterzahl

Besonders heftig fiel die Kritik im Bericht für 2022/23 aus. Die Personalkosten der LZTG stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent – bei nahezu gleichbleibender Mitarbeiteranzahl. Eine Erklärung der Geschäftsführung blieb aus: Man wolle sich „das erst ansehen“, eine entsprechende Nachbearbeitung sei laut Prüfbericht jedoch nie erfolgt.

Zusätzlich beklagt der Ausschuss eine außergewöhnlich hohe Personalfluktuation von bis zu 31 Prozent pro Jahr. Ein Einzelfall sticht besonders hervor: Ein Mitarbeiter verließ das Unternehmen unrechtmäßig früh und hinterließ 416 Minusstunden – umgerechnet 52 volle Arbeitstage.

Fehlgeleitete Investitionen

Bereits im Bericht für 2019/20 wurden Investitionen in Höhe von 57.000 Euro für ein Marketingkonzept kritisiert, das anschließend kaum genutzt wurde. Weitere Ausgaben wie bezahlte Strafzettel für Begleitfahrzeuge oder ein nie durchgeführter Schneeschuhwanderungskurs warfen Fragen auf.

Ein besonders kostspieliges Datenanalyseprojekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft mit 100.000 Euro unterstützt wurde, endete in einer Sackgasse: Datenschutzbestimmungen und hohe Kosten verhinderten eine effektive Umsetzung. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf 154.000 Euro – ohne nennbaren Output.

Hohe Ausgaben für Webauftritt

Die Internetseite der LZTG verursachte zuletzt Kosten in Höhe von 210.000 Euro – ein Anstieg gegenüber den zuvor kritisierten 177.000 Euro. Frühere Berichte bemängelten bereits veraltete Inhalte und fehlerhafte Links.

Fragwürdige Spesenpraxis

Die Prüfberichte dokumentieren Fälle von Interessenkonflikten: So war eine LZTG-Mitarbeiterin parallel als externe Eventbetreuerin tätig. Beim Verkauf von Büromöbeln fehlen Belege über Einnahmen oder Rechnungen.

Auch Ex-Geschäftsführer Hermann Fercher, der im Herbst 2024 einvernehmlich ausschied, wurde scharf kritisiert. Seine Spesenabrechnungen seien nicht klar zwischen dienstlichem und privatem Aufwand getrennt worden. Ein Beispiel: Ein Abendessen in einem Lecher Hotel wurde als Dienstspesen abgerechnet – laut Ausschuss zu Unrecht.

Verschuldung bedroht wirtschaftliche Zukunft

Trotz eines leichten Jahresgewinns von rund 115.000 Euro im Wirtschaftsjahr 2024/25 steht die LZTG finanziell mit dem Rücken zur Wand: Die Verbindlichkeiten summieren sich auf knapp 3,7 Millionen Euro. Die Gebarungskontrolle des Landes verweist in ihrem Bericht bereits auf insolvenzrechtlich relevante Schwellenwerte.

In allen Berichten seit 2019/20 wird die fehlende strategische Ausrichtung der LZTG angeprangert. Weder Aufgabenbereiche noch Zieldefinitionen seien erkennbar. "Was ist nicht Aufgabe und Ziel der LZTG?", fragte der Ausschuss wiederholt – bislang ohne Antwort.

(VOL.AT)

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