Trotz Abnehm-Boom: Pharmariese Novo Nordisk bricht ein

Der Österreicher Maziar Mike Doustdar rückt an die Spitze des dänischen Pharmariesen Novo Nordisk auf. Wie der Konzern in Bagsværd nördlich von Kopenhagen mitteilte, wird der im Iran geborene und in den USA aufgewachsene 54-Jährige zum 7. August neuer Präsident und CEO des Unternehmens, bei dem er seit 1992 arbeitet.
Doustdar, der seit 2013 für den internationalen Betrieb von Novo Nordisk verantwortlich gewesen ist, folgt damit auf den Dänen Lars Fruergaard Jørgensen. Er wird somit künftig an der Spitze eines Konzerns stehen, der rund 77.400 Angestellte in 80 Ländern hat. International bekannt ist Novo Nordisk vor allem für sein Abnehmmittel Wegovy und das ebenfalls zur Gewichtssenkung eingesetzte Diabetesmedikament Ozempic.
Prognose gesenkt - Aktie tiefrot
Der dänische Pharmakonzern hat indes seine Jahresziele erneut gesenkt. Für 2025 rechnet das Unternehmen nur noch mit einem Umsatzplus von 8 bis 14 Prozent in lokalen Währungen, wie Novo Nordisk am Dienstag mitteilte. Zuvor war eine Spanne von 13 bis 21 Prozent in Aussicht gestellt worden. Auch die Prognose für das operative Gewinnwachstum wurde auf 10 bis 16 Prozent von bisher 16 bis 24 Prozent reduziert. Im Zeitraum April bis Juni stieg der Umsatz noch um 18 Prozent und der operative Gewinn um 40 Prozent.
Aktie brach um bis zu 17 Prozent ein
Die Reaktion der Anleger fiel deutlich aus: Die Aktie von Novo Nordisk verlor am Dienstag rund 23,55 Prozent und schloss bei 344,90 dänischen Kronen. Damit setzt sich der seit Monaten anhaltende Abwärtstrend des Papiers weiter fort.
Starke Konkurrenz durch Nachahmermedikamente
Die gesenkte Umsatzprognose führte Novo Nordisk auf geringere Wachstumserwartungen für die zweite Jahreshälfte zurück. Dabei spielen ein schwächeres Wachstum von Wegovy im US-Markt, geringere Erwartungen für das Diabetesmittel Ozempic in den USA sowie eine enttäuschende Marktdurchdringung von Wegovy auf einigen internationalen Märkten eine Rolle. Besonders der US-Konkurrent Eli Lilly setzt Novo Nordisk massiv unter Druck. Dessen Abnehmmittel Zepbound hat Wegovy bei den wöchentlichen Verschreibungen in den USA, dem mit Abstand größten und profitabelsten Markt, inzwischen überholt.
Die Ernennung des neuen Chefs fällt in eine für die Pharmabranche herausfordernde Zeit. US-Präsident Donald Trump droht mit Importzöllen und drängt die Hersteller zu Preissenkungen. Unter Jorgensen war Novo Nordisk durch den Boom bei Abnehmspritzen zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen und auf dem Höhepunkt im Juni 2024 mit bis zu 615 Mrd. Dollar (527,7 Mrd. Euro) bewertet worden. Seitdem hat sich der Börsenwert jedoch mehr als halbiert. Anleger zeigen sich zunehmend besorgt über die Pipeline an neuen Medikamenten und die Fähigkeit des Konzerns, die Herausforderungen auf dem US-Markt zu meistern. Die vollständigen Zahlen für das zweite Quartal will Novo Nordisk am 6. August vorlegen.
Unternehmensprofil
Novo Nordisk A/S ist ein global führendes dänisches Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Bagsværd bei Kopenhagen. Gegründet 1923, beschäftigt das Unternehmen heute über 77.000 Mitarbeitende in mehr als 80 Ländern. Die Firma ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung chronischer Krankheiten wie Diabetes, Adipositas, seltene endokrine Erkrankungen und Blutgerinnungsstörungen. Ihre Produkte werden in mehr als 170 Ländern vertrieben.
Novo Nordisk ist weltweit als Pionier in der Insulintherapie bekannt – mit Marktführerschaft im Bereich moderner GLP-1-Wirkstoffe wie Semaglutid. Dieser Wirkstoff bildet die Grundlage für die beiden aktuell wichtigsten Produkte des Konzerns: Ozempic® und Wegovy®.
Kernbereiche des Unternehmens
- Diabetesversorgung
– Insuline, GLP-1-Agonisten (Ozempic®, Rybelsus®), Blutzuckermanagement
– Novo Nordisk ist Weltmarktführer bei Insulin und Diabetesmedikamenten - Adipositastherapie
– Wegovy® als Blockbuster zur Gewichtsreduktion auf Semaglutid-Basis
– Stark wachsender Markt, insbesondere in den USA und Europa - Seltene Erkrankungen
– Hormonbehandlungen (z. B. Wachstumshormonmangel)
– Behandlungen von Hämophilie und weiteren seltenen Stoffwechselstörungen - Pipelineentwicklung in Kardiologie und NASH
– Klinische Studien zur Erweiterung des Einsatzes von GLP-1 auf Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen
(Red.)