Festspieleröffnung: Neue Intendantin, Bundeskanzler und Landeshauptmann

VOL.AT berichtete live vom Festspielvorplatz und nutzte die Gelegenheit für Interviews direkt nach der Eröffnung der 79. Bregenzer Festspiele. Auf dem Vorplatz führte Moderator Roberto Kalin Gespräche mit Bundeskanzler Christian Stocker, Landeshauptmann Markus Wallner und Intendantin Lilli Paasikivi. Auch Landesstatthalter Christof Bitschi sowie Kulturminister und Vizekanzler Andreas Babler kamen zu Wort.
Kanzler Stocker erstmals bei den Festspielen
Bundeskanzler Christian Stocker war zum ersten Mal bei den Bregenzer Festspielen anwesend. "Dieser kulturelle Stopp hier in Bregenz macht mir große Freude", betont er. "Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich bei den Bregenzer Festspielen dabei sein darf. Ich habe mich sehr gefreut über diese Einladung", betont er. Der Aufenthalt in Bregenz sei Teil einer "engagierten politischen Woche" mit Terminen in Rom und Paris. Die festliche Eröffnung gebe "Hoffnung auf mehr".
"Vielleicht neue Perspektiven finden"
Er wünscht den Festspielen nicht nur einen guten Verlauf, sondern auch viele Besucher und wirtschaftlichen Erfolg. Kunst und Kultur sieht der Kanzler als gesamtgesellschaftliches Element: "Kunst und Kultur war immer auch ein Spiegel der Gesellschaft", meint er im Hinblick auf die unruhige Situation in Europa. Hier habe man viele Entwicklungen gesehen. "Die schönen, aber auch die weniger schönen Zeiten." Die Kultur sei Teil der Gesellschaft "und kann dazu beitragen, dass man vielleicht neue Perspektiven findet. Das wäre schön, weil wir würden sie in Europa und auch auf der Welt manchmal dringend brauchen."
"Wir sind eine Kulturnation"
Zuletzt war Stocker zu Besuch bei Ministerpräsidentin Meloni in Rom und Amtskollege Merz in Deutschland. Auch international sei Kultur ein wichtiger Bestandteil: "Wir sind eine Kulturnation und wir verstehen uns nicht nur so, sondern wir werden auch so wahrgenommen", betont Stocker. "Das öffnet manche Türen, das erleichtert viele Gespräche. Und so gesehen ist das für Österreich ein Asset."
Zu in der Presse gedruckten Schnappschüssen von ihm beim Fischen meint er: "Ich weiß nicht, ob man im Bodensee Fliegenfischen sollte. Das ist eher für Fließgewässer gedacht. Und wenn ich Zeit finde, habe ich dann und wann noch Gelegenheit, dem Fliegenfischen nachzugehen. In letzter Zeit war es nicht so oft und man hat's vielleicht an meiner Wurftechnik auch gesehen."
Wallner: Neue Intendantin ist "eine echte Powerfrau"
Landeshauptmann Markus Wallner sprach von einer gelungenen Eröffnung mit neuen Akzenten: "Wir haben die Generalintendantin zum ersten Mal neu gehört und haben irgendwelche finnischen Töne zwischendurch wahrgenommen. Auch eine finnische Community ist angereist." Da komme frischer Wind ins Haus. "Die Intendantin ist heute aufgetreten mit ganz viel Power, eine echte Powerfrau. Ich habe den Eindruck, da bewegt sich sehr viel." Die Aussichten auf die Saison seien gut. "Das tut dem Land jetzt gut", meint er. Wallner sieht die Festspieleröffnung auch als Gelegenheit, Kontakte zu schließen – etwa mit dem Bundeskanzler, -Präsident und dem "ein oder anderen Minister".
"Riesenimpuls für die Wirtschaft"
Bezogen auf die Bedeutung der Festspiele meint der Landeshauptmann, es handle sich um ein "unglaubliches Kunst- und Kulturfestival". "Da lebt die Freiheit der Kunst auf. Und das ist ein Signal nach ganz Europa in Wahrheit." Der Festspielsommer bringe auch einen "Riesenimpuls für die Wirtschaft". "Wir sind in Rezessionszeiten, also gar nicht so einfach im Moment. Das heißt, wir brauchen auch jeden Wirtschaftsimpuls." Alles in allem sei es "ein großes Kulturfestival mit hoher Wirtschaftsbedeutung".
"Da und dort wird ja auch gespart"
Für den weiteren Verlauf wünschte er: "Volle Häuser und eine gute Auslastung natürlich und dass das Publikum zufrieden wieder gehen möge." Mut, Zuversicht und Aufbruch sei gefragt. "Die Zeiten sind nicht so leicht. Da und dort wird ja auch gespart. Das heißt, unter schwierigen Bedingungen nach vorne zu kommen, ist eine Herausforderung." Man schaue – auch mit der neuen Intendantin – "nicht zurück, sondern nach vorne".
Erste Saison für Paasikivi: "Endlich geht es los"
Lilli Paasikivi zeigte sich nach der Eröffnung ihrer ersten Festspielsaison zufrieden: "Ich bin total zufrieden. Die Eröffnung ist gut gelaufen und ein schöner Kontakt mit dem Publikum. Aber auch dafür, dass wir sehr lange vorbereitet haben und endlich geht es los."
"Das ist ein Marathon"
Die Intendantin erklärte ihre Entscheidung für die Oper "Oedipe": "Ich habe einen langfristigen Traum gehabt, Oedipe irgendwo zu produzieren", gibt sie zu verstehen. "Das ist ein starkes Drama mit farbenhaftiger Partitur und großen Chorszenen. Das ist für mich tolle, tolle Oper." Als erfahrene Mezzosopranistin kennt sie beide Seiten: "Ich respektiere diese großen Partien wie Oedipe riesig, wenn sie da den ganzen Abend stehen. Das ist ein Marathon wirklich. Stimmlich und auch psychologisch."
"Das Publikum liebt Philipp Stölzls Freischütz"
Auch zur Seebühnenproduktion "Der Freischütz" äußerte sie sich: Hier werde es die ein oder andere Neuerung im Libretto geben. "Ich finde, was Philipp mit Freischütz gemacht hat, ist mutig und modern und Spaß." Das sehe man auch. "Das Publikum liebt Philipp Stölzls Freischütz." Die Nachfrage sei groß, viele Vorstellungen seien nahezu ausverkauft. Für die Festspielwochen wünschte sie sich: "Trockenes Wetter, zufriedenes Publikum, schöne Stimmung und Hochqualitätskunst."
Bitschi: "Immer das Highlight der Kultursaison"
Christoph Bitschi war erstmals in seiner neuen Funktion bei der Festspieleröffnung anwesend. "Ich bin heute zum ersten Mal in meiner neuen Rolle als Landesstaatshalter, gemeinsam mit meiner Frau heute hier – wirklich eine tolle Veranstaltung und ein gelungener Start in die Saison", so Bitschi.
Die kulturelle Vielfalt in Vorarlberg betonte er mehrfach: "Kultur spielt in Vorarlberg in den unterschiedlichsten Facetten überall eine große Rolle." Er verwies auf seine Herkunft aus einer Talschaft, wo Kultur von der Trachtenkapelle bis zu Projekten eine wichtige Rolle spiele. Die Festspiele seien in diesem Zusammenhang "immer das Highlight der Kultursaison", wobei sich "ganz Vorarlberg für ein paar Tage rund um diese Festspiele" drehe.
Jugendförderung: "Ich bin guter Dinge"
Im Hinblick auf seine Zuständigkeit für Jugendförderung erklärte Bitschi, dass trotz angespannter Budgets weiter investiert werde: "Wir haben es ja trotz schwieriger Budgetlage geschafft, im Jugendbereich, die Budgets so gut es geht auch zu halten." Es gebe viele Kleinprojekte und "spannende Einblicke", die er in den letzten Monaten erhalten habe. Mit Blick auf Zukunftsperspektiven für junge Menschen betonte er: "Ich bin guter Dinge, dass wir gemeinsam auch mit der Vorarlberger Jugend positiv in die Zukunft starten."
Babler: "Einer der kulturellen Höhepunkte"
Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler unterstrich die Bedeutung der Bregenzer Festspiele für das Land und die Republik. Er sprach von einer "Budget-Desaster-Situation", die man geerbt habe, und dass es umso wichtiger sei, bei den Festspielen "sehr behutsam" vorzugehen. "Wir sind ja öffentlich der größte Sponsorgeber", erklärte Babler und verwies auf die enge Kooperation mit dem Land Vorarlberg, der Stadt Bregenz sowie dem Festspielpräsidenten.
"Sehr sachte den Fortbestand gesichert"
Man habe "gemeinsam sehr sachte den Fortbestand gesichert". Es gelte, das Kulturangebot auch mit den kleineren Initiativen in Vorarlberg und ganz Österreich zu sichern, betont er. "Die Festspiele sind einer der kulturellen Höhepunkte, deswegen die Entscheidung auch von mir, weiter zu fördern, nicht nur auf Rücklagen zu schauen."
Auch die wirtschaftliche Relevanz wurde von Babler angesprochen: "Bregenz wirtschaftet auch gut, hat eine regionale Wertschöpfung, die phänomenal ist, was den Tourismus, was die Gastronomie anbelangt", verdeutlicht er. In seiner Funktion als Kulturminister will er zudem Kooperationen weiter stärken, etwa mit dem Burgtheater: "Auch diese Möglichkeiten der Kooperationen, was die Aufwertung der Bregenzer Festspiele anbelangt, voranzutreiben."
Was Babler mit Vorarlberg verbindet
Persönlich zeigte sich Babler dem Land verbunden: Seine Frau stammt immerhin aus Vorarlberg. "Karin ist eine Höchsterin und ich bin seit über zwei Jahrzehnten hier eingetaucht und fühle mich sehr wohl im Ländle", so der Vizekanzler. Bereits im Frühjahr besuchte er "im Rahmen der Osterbesuche meiner Familie" verschiedene Kultureinrichtungen in Vorarlberg, darunter das Frauenmuseum in Hittisau, das Jüdische Museum in Hohenems und das Kunsthaus Bregenz. "Es ist eine Vielfalt in Vorarlberg, die ist beeindruckend", so Babler.
(VOL.AT)