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Brauerei Frastanzer kämpft gegen harte Zeiten

Kurt Michelini vor dem Südhaus der Brauerei Frastanzer
Kurt Michelini vor dem Südhaus der Brauerei Frastanzer ©VN
Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter der Brauerei Frastanz eGen brauchen derzeit vergleichsweise gute Nerven auf dem Weg zurück in die schwarzen Zahlen.

Denn die Brauerei hat in Bezug auf die Ertragssituation zwei - mitunter sogar sehr - schwierige Geschäftsjahre hinter sich. So fuhr die Genossenschaft im Geschäftsjahr 2023 ein negatives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von mehr als minus zwei Millionen Euro ein. Der Jahresfehlbetrag 2023 lag bei minus 2,6 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote halbierte sich fast von vormals 9,65 auf 5,34 Prozent, während das Fremdkapital auf über 21 Millionen Euro kletterte. Das zeigt der veröffentlichte Jahresabschluss. Auch im Geschäftsjahr 2022 war das EGT mit 125.100 Euro für einen produzierenden Lebensmittelhersteller in dieser Größenordnung nicht wirklich hoch.

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Eigenkapitalquote jetzt 0,4 Prozent - EGT noch immer negativ

Vergangene Woche fand am Mittwoch in Nenzing die Generalversammlung für das Geschäftsjahr 2024 statt. Dort war zwar Fotografieren verboten, mehrere Kennzahlen fanden dennoch den Weg zur wpa. So sei das EGT zwar deutlich besser geworden, aber mit etwa minus 690.000 Euro noch immer eindeutig negativ, wie es heißt. Allein der Zinsaufwand belief sich auf mehr als eine Million Euro (Hausbank der Oberländer Bierbrauer ist der Vorarlberger Raiffeisensektor). Das Fremdkapital sei auf über 23 Millionen Euro angestiegen, während sich die Eigenkapitalquote mit 0,4 Prozent de facto pulverisierte, wie sich mehrere Teilnehmer aufgeschrieben haben.

Wenigstens das Betriebsergebnis war positiv

Brauerei Frastanzer-Geschäftsführer Kurt Michelini bestätigte auf wpa-Anfrage grosso modo die genannten Zahlen. Beim EGT für 2024 sagte er lediglich, dass es noch negativ gewesen sei. Die von Teilnehmern der Generalversammlung notierten minus 690.000 Euro wollte er nicht weiter kommentieren. Er verwies jedoch darauf, dass man mit mehr als plus 300.000 Euro im Vorjahr ein positives Betriebsergebnis erwirtschaftet habe.

Michelini: "2023 war eine Katastrophe"

Michelini erklärte die Millionenverluste im Geschäftsjahr 2023 mit dem Zusammentreffen mehrerer Faktoren. So habe man beim Modernisierungsbau der Brauerei eine massive Kostenüberschreitung gehabt. Aufgrund der Baumaßnahmen sei der neue Betrieb noch nicht vollumfänglich zum Wirken gekommen. Zudem sei man mit Lieferproblemen und massiven Verteuerungen bei Energie, Rohstoffen und Zinsen konfrontiert gewesen. "In so einer Situation ist es extrem schwierig, profitabel zu sein. Das Jahr 2023 war eine Katastrophe." Im Vorjahr habe man noch immer mit diversen Ausläufern gekämpft. "Wir mussten zum Beispiel erneut mehr als eine Million Euro an Zinsen bezahlen." Dennoch habe man die Verluste 2024 reduzieren können, obwohl die Kostensituation nach wie vor schwierig sei, sagte Michelini.

Die Umsätze steigen - positives EGT für 2025 erwartet

Im Gegensatz dazu habe man sich am Markt vergleichsweise gut geschlagen. So sei der Nettoumsatz zwischen 2023 und 2024 um 8,9 Prozent auf 13,4 Millionen Euro gestiegen. Die Brauerei habe 57.000 Hektoliter Bier verkauft. Auch für 2025 rechnet Michelini mit einer weiteren Umsatzsteigerung in dieser Größenordnung. "Zudem sind wir zuversichtlich, dass das EGT heuer wieder positiv sein wird. Die Richtung stimmt." Denn mittlerweile hätten sich viele der negativen Faktoren der vergangenen beiden Jahre entspannt.

Angesprochen auf die geringe Eigenkapitalquote von 0,4 Prozent sagte Michelini, dass die Brauerei Frastanzer über umfangreiche stille Reserven verfüge. Dazu würden etwa Grundstücke gehören. "Deshalb ist die genannte Eigenkapitalquote doch deutlich zu relativieren."

Fremdkapital in Höhe des doppelten Jahresumsatzes

Finanzexperten sind sich unterdessen einig, dass die Brauerei Frastanzer mit einem Fremdkapital in Höhe von beinahe dem doppelten Jahresumsatz diese Verbindlichkeiten niemals aus dem operativen Geschäft zurückzahlen wird können. Das gehe nur über den Verkauf von Anlagevermögen wie etwa den angesprochenen Grundstücken. So ein einmaliger Schritt verbessert zwar sofort die Bilanz und reduziert Verbindlichkeiten, hat aber in der Regel keine Auswirkungen auf die Rentabilität des operativen Geschäftes (siehe Verkauf der Wolford-Liegenschaft in Bregenz). Dafür sind die Grundstücke unwiederbringlich weg.

(wpa)

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