"Spanner" und Selbstbefriedigung: Jetzt fühlen sich die FKK-Stammgäste verdrängt

Friede, Freude, Ruhe ist hier wohl seit Kurzem Geschichte: Die jahrelangen Badegäste sind unzufrieden mit der neuen Verordnung am Bregenzer Seeufer in der Nähe des Wocherhafens. Schon lange baden dort die Bregenzer nackt.
Langjährige Badegäste üben Kritik am neuen FKK-Bereich:
"Nicht mehr so schön"
Inzwischen ist es nicht nur geduldet, sondern auch legal. Die mediale Berichterstattung über den offiziellen Nacktbereich lockt neue Badegäste an. "Seitdem ist es einfach nicht mehr so schön", kritisiert Andrea Beathalter, dass ihr Badespot nun nicht mehr so idyllisch wie früher ist. Früher sei es wie eine Familie gewesen: Jeder kannte sich.

"Wollen unsere Ruhe"
Eine andere Frau, die gerade auf ihrem Handtuch entspannt, will nicht mit VOL.AT vor der Kamera sprechen und meint etwas genervt: "Wir wollen einfach nur unsere Ruhe." Dieser Frieden scheint hier getrübt zu sein, seitdem die mediale Berichterstattung die Vorarlberger auf den Nacktbadespot aufmerksam gemacht hat.


Schock: Selbstbefriedigung am FKK-Strand
Beathalter erzählt von Männern, die sich zuletzt hier vermehrt unsittlich verhalten hätten. Sie hat sogar schon einmal verärgert einen Mann damit konfrontiert, als sich dieser selbst befriedigt habe, erzählt sie. Die 60-Jährige traue sich dies, jedoch andere Frauen würden dann einfach nicht mehr kommen, meint sie. Dafür kommen andere Gäste vermehrt. Der 80-jährige Wilfried Moskat kritisiert, dass aktuell mehr deutsche und Schweizer Badegäste den kleinen FKK-Bereich in Bregenz nutzen.
Mehr Gäste bedeutet auch mehr Schutzmaßnahmen für die Natur. Ein Schild weist darauf hin: "Lagern verboten". Ein Schirm und eine Liege sind auf dem Schild durchgestrichen. Beathalter kritisiert vor allem den geplanten Zaun, der Pflanzen und Naturschutzgebiet schützen soll. Durch den verbotenen Schirm und durch die zukünftig durch den geplanten Zaun abgetrennten Bäume fürchten sie, dass sie keinen Schatten mehr haben werden.

Ein weiterer Badegast, der seinen Namen nicht öffentlich nennen will, bezeichnet sich selbst inzwischen sogar als "Sittenpolizei". Als Grund für die gewünschte Anonymität nennt er, dass er sehr wütend über die neue Situation an der Badestelle ist. Er will sich sogar Trillerpfeifen anschaffen, um auf unsittliches Verhalten aufmerksam zu machen. Beim Reden ist er sichtlich emotional. Manche neue Badegäste hinterlassen Wut bei vielen langjährigen FKK-Verfechtern.


Wenn die Fantasie durchgeht
Doch nicht alle neuen Badegäste sind unerwünscht. "Wir sind offen für alle und freuen uns über Menschen, die sich an die FKK-Regeln halten. Alles andere ist ein No-Go", sagt Gerhard Beathalter aus Bregenz. Er kommt schon seit 40 Jahren hierher. Das nackte Baden werde teilweise als etwas Sexuelles falsch verstanden, weil die Fantasie mit ihnen durchgehe.

FKK-Philosophie statt Sexualisierung
Doch was bedeutet FKK überhaupt? Beathalter selbst ist mit 16 Jahren auf den Geschmack des Nacktbadens gekommen. Eher unfreiwillig machte sie bei einem FKK-Strand auf Naxos Urlaub und wurde in ihrem Bikini mit kritischen Blicken konfrontiert. Am dritten Tag badete sie dann doch nackt und hat es seitdem nicht mehr aufgehört.

Frei und ungezwungen
"Mich hat fasziniert, wie frei und ungezwungen alle waren", so die Bregenzerin. Das Baden ohne Bikini gefiel ihr sofort, denn sie mag auch keine BHs – findet es ohne einfach angenehmer. Und nackt fühlt sie sich besonders mit der Natur verbunden. Auch gesund soll es sein: Denn die Blase dankt, wenn man keinen nassen Bikini trägt. "Du bist gleich trocken", sagt die 60-Jährige.

Ein Tourist aus Polen sucht sich immer im Urlaub FKK-Badeplätze. Michal Ciecka verbringt die nächsten Wochen in Bregenz, da seine Lebensgefährtin bei den Bregenzer Festspielen Pianistin ist. "Du fühlst die Natur, wenn du nackt bist", schwärmt er vom Nacktbaden.
Ob sich das Gleichgewicht zwischen Freiheit, Rücksicht und Natur am Bregenzer FKK-Strand wiederfinden lässt, wird sich noch zeigen.


(VOL.AT)