Weniger ist mehr? Neue Studien zu Trink- und Gehgewohnheiten

Die Empfehlung, täglich 10.000 Schritte zu gehen, stammt ursprünglich aus Japan. In den 1960er-Jahren wurde dort ein Schrittzähler mit dem Namen "Man-po-kei" vermarktet – ein Kunstwort, das "10.000-Schritte-Messer" bedeutet. Die Zahl wurde vor allem aus Marketinggründen gewählt.
Dennoch fand die Empfehlung weltweite Verbreitung – sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) griff sie auf. Doch wie viele Schritte sind tatsächlich notwendig, um gesund zu bleiben?
Bewegung: Weniger reicht oft aus
"Schon 7000 Schritte täglich senken das Sterberisiko um 50 bis 70 Prozent", erklärte der Angiologe Holger Lawall gegenüber dem FOCUS Magazin. Auch kürzere, intensive Bewegungsphasen wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
Eine groß angelegte britische Studie mit rund 78.500 Teilnehmenden zeigte, dass bereits 3800 Schritte pro Tag das Demenzrisiko um 25 Prozent verringern. Bei 9800 Schritten war das Risiko sogar halbiert. Entscheidend sei die Intensität: Wer täglich 30 Minuten mit mindestens 112 Schritten pro Minute geht, reduziert das Risiko für Demenz laut Studie um zwei Drittel – unabhängig davon, ob die Schritte am Stück oder über den Tag verteilt gemacht werden.
Trinken nach Bedarf – nicht nach Regel
Die Empfehlung, täglich zwei Liter Wasser zu trinken, ist weit verbreitet. Doch auch sie ist wissenschaftlich kaum belegt. In einer internationalen Studie unter Leitung des japanischen Wissenschafters Yosuke Yamada kamen Forscher zu dem Schluss, dass der tatsächliche Flüssigkeitsbedarf individuell sehr unterschiedlich ist.
"Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für die aktuellen Empfehlungen", sagte Yamada dem britischen "Guardian". Der Bedarf hängt unter anderem vom Energieverbrauch und den Lebensumständen ab. Da ein Großteil der Flüssigkeit auch über die Nahrung aufgenommen wird, seien laut Experten 1,5 Liter Wasser pro Tag für die meisten Menschen realistischer.
Frühstück – wichtig, aber nicht für alle
Der Satz "Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages" geht auf eine Marketingkampagne des Cornflakes-Herstellers Kellogg’s zurück. Ob das Frühstück notwendig ist, hängt stark von individuellen Bedürfnissen ab.
"Das ist besonders für Kinder und Jugendliche wichtig", betont Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Wer morgens nicht frühstücke, neige eher dazu, später ungesunde Snacks zu sich zu nehmen, ergänzt Ernährungsmediziner Matthias Riedl.
Ein ausgewogenes Frühstück sollte laut DGE aus Getränken, Getreideprodukten, Obst oder Gemüse und Milchprodukten bestehen. Riedl empfiehlt zudem einen Fokus auf pflanzliches Eiweiß, etwa aus Nüssen oder Haferflocken.
Häufige Fragen zum Thema
Was ist über den Ursprung der 10.000-Schritte-Regel bekannt?
Die 10.000-Schritte-Regel entstand in Japan aus Marketinggründen, nicht aus wissenschaftlichen Studien.
Wie viel Wasser sollte man täglich trinken?
Der Bedarf variiert individuell. Rund 1,5 Liter täglich sind für die meisten Menschen ausreichend.
Ist Frühstück wirklich die wichtigste Mahlzeit?
Nicht für alle. Kinder und Jugendliche profitieren besonders, Erwachsene können aber auch darauf verzichten.
(VOL.AT)