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Autistischer Bub verschwindet bei Schulausflug – so lief die Suche wirklich ab

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
Stundenlang war unklar, wo sich der kleine Mehmet befand. Die Polizei suchte mit Hubschrauber, Spürhunden und unzähligen Einsatzkräften. In Bregenz, Dornbirn und schließlich in Hohenems sorgte der Einsatz für Aufsehen. Doch was geschah wirklich an jenem Donnerstag?
Vermisstes Kind in Hohenems gefunden

VOL.AT hat mit dem Vater gesprochen – und rekonstruiert den Weg eines Kindes, das mehr Orientierung hatte, als viele ihm zutrauten.

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"Wir haben ganz plötzlich einen Anruf von der Klassenlehrerin bekommen, dass Mehmet verschwunden ist", sagt Nedim Yildiz, Vater des neunjährigen Buben. "Sie waren auf einem Schulausflug, und dort ist es durch die Lehrperson passiert – sie haben unser Kind verloren." Im Interview schildert der besorgte Vater im Beisein seiner Frau ausführlich, wie sich die Suche entwickelte.

Die Lehrkraft habe laut Familie sofort die Polizei verständigt. Auch die Eltern seien umgehend zur Suchstelle geeilt. Gemeinsam mit Einsatzkräften, Freunden und Bekannten starteten sie die Suche.

"Er kennt Bus, Zug und den Bodensee"

Wichtig war dabei: Mehmet kennt sich mit Bus und Bahn aus – und mit bestimmten Orten.
"Wir haben gleich gesagt: Mehmet kennt den Bodensee, den Bus, den Zug. Er war zuletzt oft mit mir am See unterwegs. Inzwischen geht er auch gern ins Wasser", erzählt Yildiz.

Die Polizei suchte das komplette Ufer auch aus der Luft ab. ©Strobel/VOL.AT

Gesehen in Dornbirn – dann wieder verschwunden

Schon bald darauf wurde Mehmet in Dornbirn-Schwefel nahe des dortigen McDonald’s-Restaurants gesichtet. Sofort verlagerte sich die Suche in die Umgebung. Hubschrauber, etliche Streifen der Polizei sowie zwei Diensthunde durchkämmten alle Geschäfte und die Nachbarschaft.

Doch als die Familie eintraf, war er bereits weitergezogen – vermutlich mit dem Bus oder Zug. Mehmet war schon wieder unterwegs – zu einem Ort, den er kennt: der Lebenshilfe in Hohenems.

"Er besucht dort regelmäßig die Einrichtung – mit einer Betreuerin namens Tanja. Den Weg kennt er ganz genau." Tatsächlich erreichte Mehmet Hohenems selbstständig, zog sich dort die Schuhe aus, stellte sie – wie er es gewohnt war – ordentlich ins Schuhregal und begann zu spielen. Eine Mitarbeiterin der Lebenshilfe erkannte ihn und informierte sofort die Polizei.

Nebst der Polizei war auch die Wasserrettung vor Ort.

Wiedersehen mit Tränen und großer Erleichterung

Kurz darauf kam für die Familie die erlösende Nachricht: Mehmet ist wohlauf. Die Eltern fuhren sofort los. Die Wiedervereinigung nach über zwei Stunden war emotional.

"Die Mutter war völlig erschöpft. Aber als sie ihren Sohn wiedersah, war wieder alles gut", sagt der Vater. "Ich danke allen, die geholfen haben – der Polizei, den Helferinnen und Helfern, den Menschen, die mitgesucht haben."

Was bleibt: Dankbarkeit – und der Wunsch nach Verständnis

Die Familie blickt mit Erleichterung, aber auch Nachdenklichkeit auf die Ereignisse zurück. Für sie zählt nicht, wer wann was gesagt oder getan hat – sondern dass ihr Sohn wohlbehalten zurückgekehrt ist.

"Es war eine Ausnahmesituation für alle – und wir haben gesehen, wie viele Menschen zusammengeholfen haben. Dafür sind wir dankbar."

Timeline: Suchaktion nach Mehmet (3. Juli 2025)

  • 09.54 Uhr: Polizei Bregenz wird über das Verschwinden eines 9-jährigen autistischen Jungen vom Spielplatz vor dem Festspielhaus Bregenz informiert.
  • Unmittelbar danach: Großangelegte Suchaktion beginnt:
    • Einsatz von mehreren Streifen der Bundespolizei im Bereich Seeanlagen, Bahnhof und Innenstadt.
    • Alarmierung von Wasserrettung und Wasserpolizei wegen Nähe zum Bodensee.
    • Unterstützung durch Polizeihubschrauber Libelle und zwei Polizeidiensthunde.
  • Ca. 10.50 Uhr: Junge wird in mehreren Geschäften im Bereich Dornbirn Schwefel gesichtet.
  • ab ca. 11.00 Uhr: Verlagerung der Suchaktion nach Dornbirn.
  • 12.13 Uhr: Frau meldet sich bei Polizeiinspektion Hohenems – vermutet, der abgängige Junge sei bei ihr.
  • Kurz danach: Junge wird identifiziert und wohlbehalten der Mutter übergeben.

(VOL.AT)

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