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"Wir hatten sogar schon Morddrohungen" – Bademeister erzählt von Freibad-Alltag zwischen Respektlosigkeit und Rettung

Strobel/VOL.AT
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David Geier arbeitet seit acht Jahren im Walgaubad Nenzing. Im Gespräch mit VOL.AT berichtet er über zunehmende Aggressionen, Diebstähle, den Worst Case – und warum er seinen Job trotzdem liebt.
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Stress, Hitze, Verantwortung – das kennt jeder Bademeister. Aber Morddrohungen? "Hatten wir auch schon", sagt David Geier. "Passiert selten, aber es kommt vor." Der 32-Jährige steht seit acht Jahren am Beckenrand des Walgaubads Nenzing. "Der Ton ist rauer geworden. Man hört öfter blöde Sprüche, manchmal auch Beschimpfungen – aber wir haben ein dickes Fell."

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Im Interview gibt David Einblicke in seinen Berufsalltag – auch vor dem Hintergrund, dass die Probleme in Vorarlbergs Freibädern zunehmen.

Rundgänge, Notfälle – und zwischendurch Erste Hilfe

An Spitzentagen läuft Geier bis zu 30 Kilometer – bei voller Sonne, immer in Alarmbereitschaft. Neben der Badeaufsicht gehören auch Erste Hilfe, Platzkontrollen, Technik und Gespräche mit uneinsichtigen Gästen dazu. "Der Job ist körperlich und mental anstrengend. Viele unterschätzen das total."

Sowohl handwerklich als auch psychologisch müssen Bademeister einiges auf dem Kasten haben.

Zuletzt musste ein Kind im Walgaubad reanimiert werden. Das Team habe gut funktioniert, sagt Geier. "Was aber gar nicht geht: Leute, die danebenstehen und filmen. Das hilft niemandem – und stört massiv."

Mehr Technik, mehr Kameras – aber kein Ersatz für Menschen

Die technischen Hilfsmittel seien besser geworden, lässt Geier verlauten: "Rasenroboter, Unterwasserkameras, sogar KI-gestützte Systeme kommen mehr und mehr." Doch der erfahrene Bademeister bleibt dabei: "Am Ende entscheidet immer der Mensch. Der sieht Dinge, die keine Kamera erkennt." Trotz aller Technik und zusätzlichen Personals könne man nicht überall gleichzeitig sein. "Wir haben zwei Augen – Eltern müssen ihre Kinder im Blick behalten. Das ist keine Zusatzoption."

Das Freibad, ein Ort, der sich verändert hat über die Jahre. ©Strobel/VOL.AT

Warum er bleibt – obwohl viele aussteigen

Geier liebt seinen Job – trotz allem. "Viele hören nach ein, zwei Saisonen auf. Verständlich. Es ist ein harter Job, und mit Familie muss man gut organisiert sein."

Sein letztes Statement kommt mit einem Grinsen – aber ernst gemeint:
"Hinter jedem starken Bademeister steht eine noch stärkere Frau, die den ganzen Spaß mitmacht."

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