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Mostar: Sprung von der Brücke – ein Vorarlberger, ein virales Video, ein Konflikt

Der Moment des Sprungs
Der Moment des Sprungs ©handout
Ein 28-jähriger Vorarlberger erfüllt sich in Bosnien einen langgehegten Traum – und wird nach dem Sprung von den Einheimischen attackiert. Das Video geht viral.

Am Mittwochmittag springt ein Mann von der Alten Brücke in Mostar – ohne Genehmigung, ohne Absprache, ohne Teil des Systems zu sein. Der Sprung dauert drei Sekunden. Wenig später kommt es zu Handgreiflichkeiten, eine Gruppe Männer bedrängt den Springer am Ufer. Das Video des Vorfalls verbreitet sich binnen Stunden über soziale Netzwerke, hunderttausendfach geklickt und hundertfach kommentiert.

Der Mann auf den Bildern ist kein Unbekannter. Der 28-Jährige, der aber anonym bleiben möchte, kommt aus Feldkirch, ist passionierter Brückenspringer. In Vorarlberg kennt man den ehemaligen Wintersportler und in der Szene schätzt man seine kontrollierten Sprünge. In Mostar ist er ein Fremder.

Eine Brücke, 20 Meter, 85 Stundenkilometer

Die "Stari most", die Alte Brücke von Mostar, ist weit mehr als eine Touristenattraktion. Sie ist ein Monument osmanischer Ingenieurskunst, gebaut im 16. Jahrhundert, zerstört im Jugoslawienkrieg, wiederaufgebaut und seit 2005 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Von hier springen seit Jahrhunderten Männer – und mittlerweile auch Frauen – in die kalte Neretva. Ein Akt des Muts, der Körperbeherrschung, der Tradition.

Doch der Sprung ist gefährlich. Wer sich aus rund 20 Metern Höhe fallen lässt, beschleunigt auf bis zu 85 km/h. Die Wasseroberfläche wird hart wie Beton, unter ihr lauern Strömungen. Profis trainieren jahrelang dafür. Und: Sie springen (meist) nur mit Genehmigung.

Inzwischen ist aus dem Ritual ein Geschäftsmodell geworden. Wer springen will, zahlt. Lokale Springer organisieren die Abläufe, sammeln Geld, koordinieren Sicherheit. Der Sprung gehört denen, die ihn verwalten. Wer von außen kommt, ist – bestenfalls – geduldet.

Der Sprung in Mostar erfolgte ohne Genehmigung und außerhalb des lokalen Systems, das von ortsansässigen Springern organisiert wird. Diese koordinieren die Abläufe, sammeln Geld von Touristen und achten auf Sicherheitsvorgaben. Wer springen will, muss sich registrieren und eine Gebühr entrichten. Der unangekündigte Sprung eines ausländischen Besuchers wurde von den lokalen Akteuren als Regelverstoß wahrgenommen. Es kam am Ufer zu einer Auseinandersetzung, bei der es laut übereinstimmenden Berichten zu einer kurzen Handgreiflichkeit kam. Nach Zahlung eines Geldbetrags in Höhe von 100 Euro wurde die Situation beendet. Ein Video des Vorfalls verbreitete sich rasch über soziale Netzwerke. Innerhalb weniger Stunden erreichte es mehrere hunderttausend Aufrufe und löste eine intensive Debatte über Sicherheitsstandards, Tradition und Eigenverantwortung aus.

Auf diesem Video auf "X" ist zu sehen, wie der Vorarlberger attackiert wird

(VOL.AT)

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