"Blatten hat eine Zukunft" – Regierung verspricht Millionenhilfe für Wiederaufbau

Am 28. Mai 2025 begruben Gesteins- und Eismassen des Birchgletschers große Teile des Dorfes Blatten im Wallis unter sich. 300 Personen mussten zuvor evakuiert werden. Der nun von Experten bezifferte Gesamtschaden liegt bei 320 Millionen Franken – eine der schlimmsten Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in der Schweiz.
260 Millionen Franken Schaden an Gebäuden
Laut Schweizerischem Elementarschadenpool entfallen:
- 260 Millionen Franken auf zerstörte Immobilien und Hausrat
- 60 Millionen Franken auf Betriebsunterbrüche und Fahrzeuge (nicht versichert über den Pool)
Viele Gebäude gelten als Totalschäden. Die Versicherungsbranche rechnet mit einer extrem hohen Belastung im Jahr 2025.
Kontrolle über das Wasser: See soll entleert werden
Nach dem Gletscherabbruch haben sich zwei Stauseen im Schuttkegel gebildet. Einer davon, im Bereich "Weeschtu Mattä", wird derzeit kontrolliert abgesenkt. Ziel ist es, einen sicheren Abfluss in die Lonza zu ermöglichen, um weitere Überflutungen zu verhindern.
Dafür wurde die Flurstraße erweitert, damit schweres Gerät zum Einsatzgebiet vordringen kann.
Hilfe und Spenden: Schweiz zeigt Solidarität
Die Spendenbereitschaft ist enorm: Bis zum 16. Juni wurden bereits 6,5 Millionen Franken gesammelt – zusätzlich zu der 1 Million Franken Soforthilfe, die die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden unmittelbar nach dem Unglück bereitstellte.
Auch Kantone wie Zürich und Nidwalden sowie die Glückskette unterstützen mit sechs- bis siebenstelligen Beträgen. Die Stiftung "Nachbar in Not" stellte 500 Franken pro Einwohner von Blatten zur Verfügung.
Regierung sichert Unterstützung zu – Fahrplan für Wiederaufbau
Der Walliser Staatsrat versprach 10 Millionen Franken Soforthilfe. Zudem stehen 96,5 Millionen Franken aus Haushaltsreserven bereit – nach Zustimmung des Parlaments. Weitere Mittel stammen aus Lotteriefonds, Wasserlauf-Fonds und einem Hilfsfonds für nicht versicherbare Schäden. "Das Dorf Blatten hat eine Zukunft", erklärte Regierungspräsident Mathias Reynard. Man wolle Tourismus, Landwirtschaft und Wirtschaft in der Region wieder aufbauen.
Vermisstensuche läuft weiter – Sicherheitslage kritisch
Ein 64-jähriger Schafbauer wird weiterhin vermisst. Die Suche läuft unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen, begleitet von Armee, Feuerwehr und Spezialhunden. Die Gefahr durch Nachstürze ist nach wie vor hoch, am Kleinen Nesthorn werden weiterhin Bewegungen registriert.
Der Schuttkegel, bestehend aus 6 Millionen m³ Geröll und 3 Millionen m³ Eis, ist an manchen Stellen über 100 Meter hoch. Wassertaschen und Murgänge bleiben Risiken, auch wenn Experten aktuell vorsichtig optimistisch sind.
Alltag kehrt langsam zurück
- Schulen in Wiler und Kippel haben den Betrieb wieder aufgenommen.
- Kinder, die ihr Zuhause verloren haben, sollen über die Schule Stabilität und Austausch finden.
- Hotelpersonal auf der Fafleralp wurde samt Material per Helikopter evakuiert.
- Kurzbesuche in evakuierten Häusern sind unter Aufsicht wieder möglich.
(VOL.AT)